Gedankenplauderei

… und täglich grüßt der Morgen. – Let‘s enjoy it!

Marillenblüte-Wonderfulfifty

Erinnert euch mal ein Jahr zurück oder besser gesagt etwas mehr als ein Jahr! Viele sind damit beschäftigt gewesen, ihren nächsten Urlaub, eine Reise, einen Besuch oder auch eine Besichtigung zu planen.

Das hat auch auf uns zugetroffen – es ist eine grobe Überlegung für einen Besuch in Japan im Raum gestanden, der Besuch unseres Familienmitglieds und natürlich auch ein bisschen das Erforschen dieses asiatischen Landes. Nachdem wir uns vor einigen Jahren in der Stadt Osaka umgesehen und einen Ausflug nach Kyoto unternommen haben, sollte dieses Mal die Insel Okinawa unser Ziel sein. Dann hat uns da ganz unerwartet irgendetwas in die Suppe gespuckt und es ist daher auch weiterhin offen, wann und wo überhaupt ein Treffen wieder möglich sein wird.

 

Was soll ich tun?

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In diesen Zeiten der Einschränkungen im gesellschaftlichen Leben, in der Freizeitgestaltung, in den Reisemöglichkeiten oder auch der strengen Lock-Downs haben wir nach der ersten Phase doch immer mal wieder Aussagen von Menschen gehört, dass ihr Leben so eintönig und langweilig geworden ist, dass sie nichts planen können, dass es sich gar nicht mehr lohnt aufzustehen, weil ohnehin alles gleich verläuft, dass sie ihren Beruf zurzeit nicht ausüben können, dass es kein Highlight und keinen Lichtblick in ihrem Leben gibt und sie schon richtig frustriert sind.

Wenn wir diese Menschen dann fragen würden, warum sie normalerweise morgens aufstehen, dann wäre wohl der erste Gedanke „Weil ich zur Arbeit gehen muss“ oder vielleicht auch „Weil die Kinder in die Schule müssen“. Das klingt mal nur nach Verpflichtung und Druck und ist dann natürlich nicht der treibende Motor für einen gelungenen Start in den Tag.

 

Kindheitserinnerungen

Könnt ihr euch hingegen noch an die Kindheit erinnern, wie aufgeregt und spannend es bereits am Abend etwa vor dem Geburtstag gewesen ist? Da war an ein Einschlafen fast nicht mehr zu denken, wir haben uns schon ausgemalt, wie wir am nächsten Tag die Kerzen auf der Torte ausblasen, wie wir die Geschenke entgegennehmen, wie unsere Freunde uns gratulieren und vielleicht auch ein Ständchen singen, wie wir einen lustigen Tag verbringen.

Aus lauter Vorfreude waren wir ganz hibbelig und zappelig und als dann der ersehnte Moment da war, da ist sogar ein Morgenmuffel fröhlich lachend in aller Frühe aus dem Bett gehüpft, durch die Gegend getanzt und hat seine Lebensfreude zum Ausdruck gebracht.

 

Wir werden älter – die Freude bleibt

Aber auch als wir schließlich älter und größer geworden sind, hat es immer wieder besondere Tage in unserem Leben gegeben, Tage, auf die wir hingefiebert haben und die wir nicht erwarten konnten. Das kann nun ein besonderer Geburtstag, eine Hochzeit oder eine Reise gewesen sein, aber es kann auch eine bestandene Diplomprüfung, eine neue Arbeitsstelle oder ein Umzug sein.
Das sind jetzt eher große und vielleicht auch einmalige Dinge in unserem Leben, doch diese besonderen Tage müssen nicht immer unbedingt was Großartiges oder Außergewöhnliches beinhalten – es kann dies auch einfach der Beruf sein, denn viele Menschen haben die Möglichkeit quasi ihre Berufung zum Beruf zu machen.

Da freut sich eine, wenn sie am nächsten Tag wieder mit ihren Kollegen am Projekt arbeiten kann, einer kann es nicht erwarten, sein Werkstück fertigzustellen, es kann die Beratung von Kunden, das Ziehen von Pflanzen, das Schreiben von Artikeln sein. Je nach Interesse und Begabung können das die unterschiedlichsten Aufgaben sein. Da ist allein schon die Arbeit, die doch für die meisten Menschen einen zentralen Punkt im Leben bildet, die Grundlage für einen schönen Tag.

Die Freude am Morgen kann aber auch aus einem besonderen Hobby resultieren, das kann sich auf Sport, künstlerische oder musikalische Aktivitäten beziehen. Doch es gibt auch ansonsten noch so viele Möglichkeiten im Alltag, die uns einen Tag verschönern können, wenn wir sie bewusst in unser Leben holen und noch besser ist dann natürlich, wenn wir mit dieser Vorfreude schon so wie früher ins Bett gehen, wenn wir schon beim Einschlafen an diese schönen großen oder auch kleinen Dinge am nächsten Tag denken.

 

Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen Sonnenschein!

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Was spricht also am Abend dagegen, ein paar Minuten dazu zu verwenden – vielleicht neben dem Zähneputzen oder einer anderen alltäglichen abendlichen Tätigkeit – uns schöne Punkte für den nächsten Tag zu überlegen. Was muss ich morgen machen und was darf ich morgen machen? Womit kann ich mir dabei eine Freude bereiten? Was lässt sich so verändern, dass ich mich auch darauf freuen kann oder dass es zumindest nicht unangenehm wird?

Vielfach haben wir ja selbst die Möglichkeit hier gestaltend einzugreifen. Vielleicht ist dies ein kurzer Umweg durch den blühenden Park auf dem Weg zur Arbeit, vielleicht ist dies ein Telefonat mit einem Lieblingsmenschen, vielleicht ist dies unser neuer kuscheliger Pullover, den wir im Home-Office tragen, vielleicht ist dies ein neues Programm, das wir ausprobieren.

Wenn wir dann am nächsten Morgen die Augen aufschlagen und unsere ersten Gedanken an etwas Erfreuliches gehen, an ein schönes Vorhaben und sich die Vorfreude vom Abend gleich mal wieder breit macht und ein Lächeln unser Gesicht überzieht, dann fällt uns doch das Aufstehen gleich leichter, dann beherrscht positive Stimmung unsere ersten Tätigkeiten des Tages, dann geht es sicher auch mit mehr Motivation und Elan in den Tagesablauf und vielleicht können wir es auch schon gar nicht mehr erwarten, dieses oder jenes in Angriff zu nehmen. Die ersten Gedanken am Morgen tragen hier sicherlich sehr viel dazu bei, wie wir einen Tag erleben.

 

… doch ein trüber Tag?

Es ist natürlich nicht so, dass sich jeder Tag in einen traumhaften Tag verwandeln lässt, eben weil wir vielleicht unangenehme Aufgaben vor uns haben, weil wir schließlich von einem Missgeschick ins nächste stolpern, aber wenn wir positiv gestimmt in den Tag starten, ist zumindest schon mal ein guter Anfang gemacht. Es wird immer mal einen Tag geben, an dem so gar nichts läuft, wie wir es uns vorstellen oder geplant haben und es lässt sich bei Weitem nicht alles weich und schön und glänzend und glitzernd spülen.

Es gibt sicherlich tragische Ereignisse und schlimme Situationen, die einen Tag nur schlimm machen und wo wir uns vielleicht wirklich am liebsten die Decke über den Kopf ziehen und das Bett nicht verlassen wollen. Solche Tage dürfen und werden auch sein, aber trotzdem können wir dann wieder versuchen, uns auf die positive Seite zu ziehen und zumindest für den nächsten Morgen was Motivierendes vorsehen, etwas Schönes planen, das dann doch schon mal die Vorfreude ein bisschen weckt.

 

Okinawa und die Blue Zones

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So haben die Japaner einen ganz speziellen Begriff für diese Lebensfreude – Ikigai 生き甲斐, das Wort setzt sich aus zwei Teilen zusammen: aus „iki“, was sich mit „Leben“ übersetzen lässt und aus „gai“, das als „Grund“ oder „sich lohnen“ gedeutet werden kann. Wenn wir diese Zeichen nun sinngemäß zusammenfassen ist damit gemeint, etwas wofür es sich zu leben lohnt oder eben auch, wofür es sich lohnt, jeden Morgen aufzustehen oder was uns vielleicht auch aus dem Bett springen und voller Freude und Tatendrang in den Tag starten lässt.

Dabei ist dieser Ausdruck in zwei Auslegungen zu sehen – einerseits ist mein Ikigai etwas, das mir Freude bereitet, das kann der erste Tee am Morgen sein oder  ein wunderschöner Sonnenaufgang, also kleine alltägliche Dinge oder aber auch ein großes Ziel, eine besondere Leistung im Beruf, ein ganz besonderes Talent. Andererseits ist mit Ikigai aber auch das Gefühl beschrieben, diese Lebensfreude, der Lebenssinn, also sowohl das Gefühl selbst als auch das, was dieses Gefühl auslöst und hervorruft.

Die Lebensform des „Ikigai“ wird besonders auf der Insel Okinawa, dem japanischen „Hawaii“ gelebt und hat dabei anscheinend große Auswirkungen auf die Lebensqualität der Menschen dort – das Gefühl der Lebensfreude beeinflusst sowohl das physische als auch das psychische Wohlbefinden der Bewohner und führt zu einem glücklichen und vitalen Leben. Obwohl es sich hier um eine eher einfache Gegend handelt, sind hier doch die weltweit gesündesten und ältesten Menschen zu finden. Damit zählt die Insel auch zu den sogenannten Blue Zones, den Bereichen der Erde, wo eine übermäßig hohe Anzahl an gesunden und vitalen Hundertjährigen lebt.

 

Mein Morgen

Das ist doch eine wunderbare Lebenseinstellung, eine wunderschöne Form zu leben. Daher frage ich mich auch gleich mal, was für mich hier im alltäglichen Leben wohl so zutreffen kann:

Ich stehe am Morgen auf, weil

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– ich heute bei strahlendem Sonnenschein gemütlich ein Buch im Freien lese
– ich zum Frühstück ein leckeres Schokocroissant esse (und dabei keine Gedanken an irgendwelche Kalorien verschwende)
– ich einen Ausflug zur Marillenblüte unternehme
– ich eine historische Altstadt erforsche
– ich heute ein Picknick im Weingarten mache
– ich eine Zoom-Session mit einem lieben Menschen habe
– ich einige Folgen von SATC schaue
– ich ein kleines Projekt abschließe
– ich meine neue beige Lieblingshose trage
…..
und dann gibt es da noch einen Punkt, den ich in diese Liste aufnehmen möchte, obwohl er eigentlich das Gegenteil vom Aufstehen ist – ich freue mich auf den Morgen, wenn ich weiß, dass kein Wecker läuten wird und ich einfach in den Tag gleiten kann. Das ist für mich bereits ein wunderbarer Start in den Tag – auch wenn ich an solchen Tagen dann ohnehin meist zur gewohnten Zeit aufstehe, ist es einfach dieser Druck, der wegfällt und für mich damit schon einen Grund bedeutet, mich darauf zu freuen und den Morgen herbeizusehnen.

„Wenn Du am Morgen erwachst, denke darüber nach, welch köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können.“

(Marc Aurel)

Das ist natürlich noch nicht alles zu diesem Thema gewesen und es gibt dazu noch so Vieles zu sagen, daher werde ich in unregelmäßigen Abständen noch weitere Aspekte davon betrachten und ich freue mich, wenn du auch wieder dabei bist.

Wie sieht es bei dir aus – bist du eher der Frühaufsteher oder kommst du morgens nur schwer aus dem Bett? Was ist für dich eine besondere Motivation, dich auf einen Tag zu freuen? Wann startest du gut gelaunt in den Tag? Was bringt Lebensfreude in deinen Tag – was ist dein Ikigai?
Ich bin schon total gespannt auf deine Gedanken.