Lifestyle

Oktober Special – Me-Time, Tea-Time

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Ein Blick aus dem Fenster zeigt es: die Sonne will uns mit ihren Strahlen locken, während sich bereits der erste Frost auf die Wiesen legt. Manche Autofahrer haben in den letzten Tagen in der Früh einige Male ihre Autos vom ersten Eis auf den Scheiben befreien müssen, bevor sie ihre Fahrt starten konnten. Wir marschieren eindeutig weiter auf die kälteren Tage zu und da ist es Zeit, schnell nochmals auf den Oktober zurückzublicken. Woran denke ich da sofort?

Natürlich nehmen wir bei diesen sinkenden Temperaturen gerne vermehrt warme Speisen und Getränke zu uns und so drängt sich vor allem ein Heißgetränk gleich mal in meine Gedanken. Wie herrlich ist es doch, nach einem Spaziergang in der frischen Luft wieder ins Warme zu kommen und dann ein heißes Getränk vor sich zu haben. Eine bauchige Tasse, der Dampf steigt auf, der aromatische Duft umspielt die Nase – die Finger umschließen das Gefäß und die Wärme breitet sich aus von den Fingerspitzen in die Hände und weiter zu den Armen. Dann der erste Schluck – dieser köstliche Geschmack erfüllt den Gaumen und die Wärme erreicht schließlich unseren Bauch und strahlt von dort auf den gesamten Körper und auch die Seele aus. Das ist mehr als Durstlöschen, das ist Wohlgefühl und Genießen oder auch Wellness für den Alltag.

 

Es war einmal…

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Als kleines Kind – zu einer Zeit als sich mein Wortschatz auf „Dada“, „Mama“ und „Papa“ beschränkt hat – habe ich eine Nacht bei meiner Tante verbracht. Wie das dann manchmal so ist mit Kleinkindern, da werden sie aus irgendeinem Grund aus dem Schlaf gerissen und verkünden das gleich mal lautstark. Der erste Gedanke meiner Tante: eine frische Windel. Das hat mal nicht funktioniert. Der zweite Gedanke meiner Tante: ein Milchfläschchen. Das hat wieder nicht funktioniert. Der nächste Gedanke meiner Tante: ein bisschen Herumtragen. Ich habe zwischen den Weinlauten ständig nur „T-ei-i! T-ei-i!“ geschluchzt. Da war guter Rat teuer.

Doch schließlich ist meine Tante auf die Idee gekommen, Tee zuzubereiten und ihn in mein Fläschchen zu füllen und siehe da: nach kurzer Zeit war Ruhe und es wurde noch eine friedliche Nacht….. und wenn sie nicht gestorben sind, dann trinken sie noch immer Tee.

Denn der Teegenuss liegt mir anscheinend im Blut – auch mein Vater ist ein passionierter Teetrinker und ich kann mich in meinem bisherigen Leben an keinen Tag erinnern, an dem er nicht mindestens drei Tassen Tee getrunken hat. Er scheint sich an dem chinesischen Sprichwort zu orientieren: „Ein Tag ohne Tee ist ein Tag ohne Freude.“ Diese Freude und Vorliebe für Tee hat er eindeutig an mich weitervererbt.

 

Wie – Wann – Wo?

So beginnt mein Tag immer noch ganz schlaftrunken mit einer großen Tasse duftenden Tee, an freien Tagen nehme ich auch gerne eine Kanne voll, frisch aufgebrüht und gemütlich und in Ruhe genossen – besser kann ein Tag einfach nicht beginnen. An Arbeitstagen wird dann gleich noch eine große Thermoskanne mit diesem köstlichen Getränk gefüllt und diese wartet dann auf meinem Schreibtisch darauf, dass sie im Laufe des Tages nach und nach von mir geleert wird. Ja, diese Thermoskanne gibt es bei mir das ganze Jahr, denn für mich ist der Tee ein Heißgetränk und in dieser Form wird er von mir immer getrunken.

Mit den diversen anderen Varianten wie etwa einem Eistee oder Bubble Tea – so sehr sie auch zeitweise gehypt und von anderen geliebt werden – kann ich nichts anfangen. Wie oft habe ich doch schon ungläubige Blicke eines Kellners geerntet und für Verwirrung gesorgt, wenn ich im Hochsommer einen Tee bestellt habe und er auf seine Nachfrage „Welcher Eistee darf es sein?“ die Antwort erhalten hat „Ich möchte bitte warmen Tee.“

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Übrigens, die passionierten Kaffeetrinker unter euch müssen jetzt sehr stark sein – bei mir kommt nie Kaffee in die Tasse, auch kein Latte macchiatto, kein Espresso, kein Cappuccino, kein Flat White, kein Häferlkaffee oder Eiskaffee. Egal welche Kaffeeart, egal welche Temperatur – das ist nichts für mich.

Doch eine Tasse Tee passt bei mir zu jeder Tages- und Jahreszeit und zu den verschiedenen Anlässen. Egal, wenn ich Durst verspüre, darf es Glas Tee sein, wenn mich friert, darf es so ein dampfender Becher sein, wenn ich im Stress und angespannt bin, dann darf es zur Erholung eine Tasse sein, wenn ich verkühlt und grippelig bin, dann darf es literweise Tee sein. So habe ich meist auch ein paar Teebeutel als Sicherheitsreserve bei mir, wenn ich verreise oder sonst unterwegs bin.

 

Schwarz, Matcha und Chai

Japanischer Tee

Aber welche Teesorte soll es denn nun sein? Wenn ich einen Tee-Shop betrete, dann ist das Angebot an Teesorten überwältigend und die Auswahl an Schwarztees, Kräutertees und Früchtetees ist seit meiner Kindheit regelrecht explodiert. Schwarztee und Grüntee werden von mir immer gern getrunken – obwohl Schwarztee im Gegensatz zu Grüntee teilweise keinen besonders guten Ruf hat, werden dennoch beide Teesorten aus der gleichen Teepflanze, der Camelia sinensis gewonnen. Der Unterschied liegt lediglich in der Weiterverarbeitung der Teeblätter.

Der köstliche und aromatische Chai hat sich in der letzten Zeit auch bei uns immer mehr verbreitet – unter einem Chai verstehen wir meist eine Teemischung, die ihren Ursprung in Indien hat. Die Grundlage bildet ein Schwarztee, der mit den unterschiedlichen Gewürzen versehen wird – so finden sich hier unter anderem Nelken, Zimt, Ingwer oder Kardamon – sodass jede Mischung ihren eigenen speziellen Geschmack hat.

Doch wenn wir die Definition Chai genau betrachten, dann handelt es sich hierbei übersetzt um „Tee“. Wenn jemand also von einem „Chai Tee“ spricht, dann ist das doppelt gemoppelt und heißt eigentlich „Tee Tee“. In Indien wird hierfür die Bezeichnung „Masala Chai“ verwendet, wobei Masala eben für Mischung steht und Masala Chai somit einen Tee mit Gewürzmischung beschreibt.

 

Keep calm and drink tea!

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Tee wird als besonders gesundes Getränk angepriesen und ihm werden viele positive Auswirkungen auf den menschlichen Körper, den Geist und die Seele nachgesagt. Da gibt es einen Tee für den Morgen, einen Tee für den Abend, einen Tee für die gute Laune, einen Tee für das Wohlgefühl, einen Tee für das Fasten, einen für den Magen, einen für den Hals, einen für das Immunsystem und dergleichen.

Um hier nur ein Beispiel anzuführen, so soll etwa grüner Tee den Cholesterinspiegel senken und das Immunsystem stärken. Der Stoffwechsel wird gesteigert und das Gedächtnis verbessert. Auch im Zusammenhang mit dem Detoxen und dem Entgiften wird der Grüntee immer wieder angeführt.
Ob nun wirklich die einzelnen Teesorten auf die verschiedenen Krankheiten und Wehwehchen Einfluss haben, welcher Tee in welcher Situation getrunken werden soll, darüber habe ich mir noch nie wirklich Gedanken gemacht – ich trinke den Tee, weil er mir einfach schmeckt, weil er mich entspannt und für mich zur Erholung beiträgt.

 

Auf Weltreise

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Da aufgrund der Regeln und Einschränkungen Reisen in das Ausland nicht oder nur sehr bedingt möglich gewesen ist, haben wir uns die Welt eben nach Hause geholt. Ein wunderbares Geschenk hat mir den Duft der weiten Welt und die Kultur des Teetrinkens ins traute Heim gebracht. Eine Sammlung von Tees aus den verschiedenen Ländern mit den verschiedenen Geschmacksrichtungen und schon können wir uns in Gedanken in die Ferne träumen.

So geht es zuerst in ein Land, das wir in Europa doch gleich mit der Teekultur verbinden – wir fahren nach Norden und laden uns bei der Queen zu einer Teeparty ein. Beim Afternoon Tea nehmen wir an ihrem fein gedeckten Tisch Platz, schön verzierte und verschnörkelte Porzellantassen mit Blümchenmotiven warten auf uns. Eine Etagerie, bestückt mit köstlichem Teegebäckstücken bildet einen Blickfang und lädt zum Verkosten ein. Butler James in seiner schmucken Uniform schenkt das frisch in der Teekanne aufgegossene Getränk ein. Im Hintergrund vernehmen wir feine Musik und wir genießen dieses Flair ohne Hektik, dieses Zelebrieren des Getränks.
Der Weg zum Himmel führt durch die Teekanne. (Sprichwort aus England)

Aber unsere Reise geht natürlich noch weiter. Hört ihr diese zarte Musik, die an unsere Ohren klingt? Merkt ihr diesen Duft, der durch die Luft schwebt? Fühlt ihr die Bambusmatten unter euren Füßen? Könnt ihr erstaunlicherweise keine Stühle entdecken? Wir sind jetzt bei einer Teezeremonie in einem Teehaus gelandet. Wo? Natürlich im asiatischen Raum – in Japan werden wir von sich tief verbeugenden Menschen begrüßt und zu unseren Plätzen begleitet. Wir knien dabei auf dem Boden und dürfen bei einer Teezermonie die hohe Kunst des Teetrinkens kennenlernen.

Der Zeremonienmeister, der das Teewasser mit anmutigen, ja fast andächtigen Bewegungen auf einem eigenen kleinen Ofen, der am Boden steht, zubereitet, zieht unsere Blicke auf sich. Schließlich wird der Tee in besondere Schalen, die oftmals eine lange Tradition innerhalb einer Familie haben, gegeben, mit dem Wasser aufgegossen und schließlich mit einer Art Schneebesen, dem Bambusbesen schaumig geschlagen. Die Teeschalen werden danach traditionell mit beiden Händen umfasst und zum Mund gehoben.
Ein Bad erfrischt den Körper, eine Tasse Tee den Geist. (Sprichwort aus Japan)

 

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Nach einer Taste Tee ist für die Seele Sommer“, sagt die Tee-Sommelière Kinga Pesl. Ja und als absolutes Sommerkind mache ich mir auch die Herbstzeit natürlich gerne etwas sommerlich – so gibt es dann eine köstlich dampfende Kanne Tee, während ich mich in meinen Lieblingssessel kuschele, dazu vielleicht ein bisschen Teebäckerei oder auch gerne einen Schokokuchen. Kein Lärm, kein Handy, einfach nur Stille und Genuss – das sind die kleinen Wohlfühlmomente, die zu jeder Jahreszeit einfach glücklich machen, mir aber besonders den beginnenden Herbst versüßen. Da fühle ich mich dann auch wie ein Chajin, wie die Japaner sagen würden, ein Teemensch, denen Gelassenheit und Ruhe und die Ausstrahlung von Wärme zugeschrieben wird.

Doch jetzt zu dir und ich bin schon gespannt, was du zu berichten hast: Was fällt dir ganz spontan zum Oktober ein? Womit verbindest du den letzten Monat? Aber mich interessiert natürlich auch: gehörst du zu den Teetrinkern oder bist eher in der Kaffeestube zu Hause? Was landet bei dir regelmäßig auf dem Tisch? Welche Teesorte bevorzugst du?