Gedankenplauderei

Self-Care – ich kümmere mich jetzt um mich!

KobeSweets-Wonderfulfifty

Das neue Jahr hat begonnen und vielfach wird es gerne von diesen obligatorischen Vorsätzen begleitet, die dann meist nach kurzer oder auch mal längerer Zeit doch wieder ein Ende finden. Obwohl ich selbst mich mit diesen Vorhaben nicht wirklich anfreunden kann – Wichtiges wird doch am besten sogleich in Angriff genommen und den Rest kann man irgendwann erledigen -, habe ich doch unlängst eine Liste mit den häufigsten Neujahrsvorsätzen gelesen. So steht in den letzten Jahren neben den anderen Neujahrsvorsätzen auch das Vorhaben „mehr auf sich selbst zu achten“ bei diesen Aufzählungen immer mehr im Raum – dieses Thema “Selbstfürsorge“ wird mittlerweile in unzähligen Artikeln und Büchern vermehrt aufgegriffen und es wird detailliert beschrieben, was wann und wie zu machen ist, damit die Lebensenergie nur so fließt und das Wohlbefinden Purzelbäume schlägt.

 

Ich schau auf mich!

Wenn wir nun ganz spontan an das Wort Self-Care denken, dann haben viele sicherlich die Bilder von den sogenannten und vielfach beworbenen Wellness-Tempeln im Kopf, sprudelndes Wasser, entspannende Massagen, ein Schaumbad, eine besonders köstliche Speise, ein erfrischendes Getränk. Die Überlegungen können aber auch in Richtung eines Strandspaziergangs oder eines Musicalbesuchs gehen, auf jeden Fall etwas, das uns eben erholsam und entspannend vorgestellt wird, von dem wir Wohlbefinden und Lebensfreude erwarten.

Doch bei Self-Care geht es nicht nur um unseren Körper, nicht nur um unsere physische Gesundheit, denn zur Zufriedenheit sind doch noch weitere Punkte wesentlich. So hat auch unsere Seele Bedarf an Zuwendung und Fürsorge, auch wenn der psychische Aspekt oft nicht so sehr beachtet wird. Hier sieht die Thematik der Selbstfürsorge auch gleich mal anders aus, da können wir nicht einfach hingehen und uns das Wohlbefinden durch eine angenehme Hot-Stone-Massage kaufen, den Bedarf gegen eine entsprechende Anzahl an Geldscheinen eintauschen.

Ein Wellnesswochenende – so schön und entspannend es auch sein mag – kann nicht die alltägliche Selbstfürsorge ersetzen. In dieser Zeit mögen zwar erholsame Stunden verbracht werden, doch es ist nicht möglich, in ein paar Tagen ein vorhandenes Defizit aufzuholen, sondern dies dient als schöne und angenehme Ergänzung zur bewussten gesamtheitlichen Selbstfürsorge. Natürlich ergänzen all diese Dinge unser Leben auf schöne und angenehme Art, doch wenn wir uns nicht auch um Selbstfürsorge für unsere Gefühle kümmern, wenn wir nicht auf unser Seelenheil achten, dann bringen diese Erlebnisse zwar einen kurzen Höhepunkt, haben aber keine langfristige Wirkung auf unser Leben, unseren Alltag.

 

Ich kümmere mich!

KobeSweets-Wonderfulfifty

Dann tun wir etwas für uns, egal ob wir nun einen Spaziergang machen, ob wir uns auf die Couch kuscheln und einen Film schauen, ob wir uns in eine Wellnessoase begeben, ob wir uns ein mehrgängiges Menü gönnen oder ob wir einfach nur da sitzen und niksen – doch dann schleicht sich gleich wieder dieser kleine Gnom ins Ohr und flüstert uns zu „Das ist noch zu erledigen“, „Da sind noch so viele Punkte auf der To-Do-Liste“, „Wie kannst du die Zeit einfach nur so vergeuden?“ Wir können unser Vorhaben nicht genießen, weil sich das schlechte Gewissen wegen der nicht erledigten Arbeiten immer wieder dazwischendrängt.

Andererseits kann es sein, dass wir gar nicht so weit gehen – wir kommen meist langsam und durch einen sorglosen Umgang mit uns selbst, mit unserer Zeit, mit unserem Wohlbefinden in den Trott hinein: das machen wir noch schnell, das ist noch zu erledigen, das ist noch zu machen oder auch nur noch wenige Wochen, nur noch ein paar Tage, dann kann ich abschalten. Wir haben zwar im Plan etwas für uns zu tun, weil wir uns schon müde fühlen, weil wir ausgelaugt sind, aber dann reißen wir uns zusammen, wir machen diese Arbeit noch fertig und dann diese Kleinigkeit.

So ergibt eines das andere und wir schlittern, ohne dass es uns richtig bewusst wird, tiefer und tiefer in diese Spirale. Daneben fühlt man sich vielleicht auch noch schuldig, weil noch nicht alles erledigt ist, man fühlt sich vielleicht nicht gut genug und Sätze wie „Streng dich an!“, „Das muss doch zu schaffen sein!“ flüstert uns unser kleiner Antreiber dabei zu. Wir sind so sehr mit dem alltäglichen Trott beschäftigt und funktionieren einfach, wir erledigen alles und kümmern uns um die anstehenden Punkte – dabei verschieben wir unbewusst das Kümmern um uns immer weiter in die Zukunft „Nur das noch“ klingt es in unseren Ohren – aber dabei bleibt es dann meist nicht, wenn wir nicht selbst mal ein konsequentes „Nein“ einbringen.

„When you say ‚yes‘ to others make sure your are not saying ‚no‘ to yourself!“
(Paulo Coehlo)

 

Manchmal ist es doch zu viel!

Es ist nicht alles happy-peppy und wir rutschen nicht jeden Tag mit unserem Einhorn mit Glitter bestreut den Regenbogen runter. Es gibt immer wieder unangenehme, traurige oder auch zermürbende Ereignisse – das kann dabei ein Schicksalsschlag, der vielleicht unser Leben von einem Tag auf den anderen verändert, dass kann eine schlimme Nachricht sein, mit der wir umgehen lernen müssen oder das können – und das ist wohl eine sehr tragische Variante – jeden Tag oder eben immer wieder kleine Einschläge, also kein einziges großes Ereignis, sondern viele kleine Stiche und Hiebe sein.

Dann beginnt das Gedankenkarussell zu laufen, ein Gedanke ergibt den anderen und wir werden regelrecht von einer negativen Spirale in die Tiefe gezogen. Auch wenn wir uns dagegen wehren, wenn wir versuchen, uns mit positiven Gedanken entegenzustemmen – irgendwann kann dann dennoch ein Punkt erreicht sein, an dem wir resignieren, an dem wir uns einfach dieser Last hingeben und schlussendlich in einem Teich aus negativen Gedanken landen, die uns dann nächtelang wachhalten, die jeden schönen oder positiven Gedanken gerne im Keim ersticken. Die Nächte können zur Folter werden, die Zeit, die der Körper eigentlich zur Erholung und Regeneration braucht, wird dann mit Grübeln verbracht und die Gedankenspirale zieht von einem negativen Gedanken zum nächsten. Alles wird nur mehr schlecht und negativ gesehen – während des Tages, in der aktiven Zeit finden wir wohl oftmals noch Ablenkung, wir können aktiv sein und etwas tun.

Meist ist uns dies dann selbst gar nicht so richtig bewusst, wir sind in diesem Trott gefangen und erledigen unseren Alltag, da hilft vielleicht auch nur mehr Hilfe von außen – so habe ich unlängst bei Fran einen sehr offenen Beitrag dazu gelesen und auch Sigi hat das Thema des Kopfkinos interessant beschrieben.

 

Macht mich glücklich!

KobeSweets-Wonderfulfifty

Es stellt sich dann die Frage – wie gut kümmern wir uns um selbst? Manche ziehen sich gerne auf ihre bequeme Zone zurück und erwarten vom Partner, von den Freunden oder wem auch immer, dass sie für ihr Wohlbefinden sorgen. „Mein Partner macht mich nicht glücklich“, „Meine Freundin kümmert sich nicht um mich!“ sind dann Aussagen, mit denen Menschen die Zuständigkeit für ihr eigenes Seelenwohl auf andere übertragen und von sich selbst wegschieben wollen.

Natürlich kann es jetzt gerechtfertigte Gründe für diese Kommentare geben, aber in vielen Fällen ist das einfach eine bequeme Erwartungshaltung – die anderen sollen dafür sorgen, dass es mir gut geht – das fängt vielleicht schon damit an, dass sie den Staat verantwortlich machen, weil sie nicht den gewünschten Job finden, dass die Freundin nicht die erhoffte Wertschätzung erbringt, dass der Partner nicht die erwartete Aufmerksamkeit zeigt.

Das scheint natürlich einfach und bequem, dann sind sie ja die Opfer und können nichts für ihre Situation. Doch so läuft das doch nicht ganz, denn so wie es in unserer Verantwortung liegt, wie wir mit unserem Körper umgehen, welches Essen wir ihm zumuten, welche Aktivitäten wir von ihm verlangen, welche Zuwendungen wir ihm schenken, genauso ist es auch unsere Verantwortung, uns um unser eigenes Seelenheil zu sorgen. Natürlich ist es hin und wieder erforderlich, dass wir hierzu einen kleinen Hinweis oder einen Wink erhalten, wenn wir eine Lage nicht objektiv beurteilen, natürlich können wir uns Unterstützung und Hilfe suchen, doch der Grundwille liegt an uns, an unserem Vorgehen.

 

Nehmt Rücksicht!

Nur zurücklehnen und die anderen machen lassen, hat nichts mit Selbstfürsorge zu tun – Rücksicht gehört sehr wohl zum Zusammenleben dazu und es ist sicherlich auch mal angebracht, aus Rücksicht auf andere etwas zu machen, etwas anzunehmen, zu dem wir selbst gerade keine Lust haben. Gesunde Selbstfürsorge bedeutet nicht das Ablehnen von allem, was wir nicht gerne machen, sondern es geht um das entsprechende Gleichgewicht. Solange es sich hierbei um ein ausgeglichenes Verhalten und ein gegenseitiges Geben und Nehmen handelt, ist dies in einer Beziehung, egal ob zum Partner, zur Freundin, zur Kollegin, zu Bekannten angebracht.

Nur immer auf den eigenen Wünschen zu beharren, immer die eigenen Befindlichkeiten in den Mittelpunkt zu rücken und jedes noch so kleine Wehwehchen hochzuspielen und das immer mit „Self-Care“ zu begründen, führt dies zu einem Absurdum. Es kann in einer Gesellschaft nicht nur die Erfüllung seiner eigenen Wünsche erwartet werden – ok, erwarten vielleicht schon, aber es wird sich nicht als realistisch erweisen. Wir dürfen natürlich in bestimmten Fällen Rücksicht einfordern, wir dürfen auch mal etwas ablehnen oder verweigern, vielmehr sollen wir das auch, wenn Grenzen überschritten werden.

 

Ich mag es friedlich und harmonisch

Wenn wir die Menschen fragen, wie ihr Tag verlaufen soll, dann werden sich wohl viele einen friedlichen Tag wünschen, keinen Streit mit dem Partner, keine endlosen Diskussionen mit dem Nachbarn, keine missgünstigen Äußerungen von der Bekannten, keine Auseinandersetzung mit einem Lieferanten, keine keifenden Kunden. Ein harmonisches Zusammensein mit unseren Mitmenschen, ausgeglichene Stimmung im Miteinander soll uns eine angenehme Zeit bereiten. Das können wir dann entspannt genießen? Doch ist das wirklich immer so? Sind wir dann nicht trotzdem hin und wieder nicht wirklich zufrieden? Kann es sein, dass wir einer Diskussion einfach aus dem Weg gehen, indem wir unsere Meinung nicht sagen, halten wir vielleicht mit unserem Wunsch hinter dem Berg, weil wir sonst Differenzen verursachen können?

Es gibt sicherlich viele Fälle in unserem Leben, wo dies der beste Weg ist – warum soll ich dem anderen nicht seinen Willen lassen, wenn mir das Thema nicht wichtig ist? Warum soll ich auf meinem Willen beharren und nicht quasi um des Friedens willen dem Wunsch des anderen entsprechen? Es muss hier die entsprechende Balance gefunden werden zwischen dem Nachgehen, dem Zurücknehmen der eigenen Wünschen und dem „allen recht machen wollen“ in Hinblick auf Frieden und Harmonie und dem ständigen Unterdrücken der eigenen Vorstellungen, denn zu Self-Care gehört es eben auch, mal zu seinen eigenen Meinungen zu stehen, auch wenn dies vielleicht ein Verlassen der Komfortzone oder auch eine Auseinandersetzung mit anderen bedeutet.

KobeSweets-Wonderfulfifty

Gesunde Selbstfürsorge ist für ein zufriedenes Leben mit Wohlbefinden erforderlich – Self-Care für Körper, Geist und vor allem auch die Seele. Dazu ist die innere Einstellung zu uns selbst und zu unserem Leben, die eigene Wertschätzung, aber auch die Eigenverantwortung für unser Leben und unser Seelenheil wesentlich – positive Gedanken, ein freundlicher Umgang mit uns selbst, aber auch ein Einstehen für unsere Wünsche und Anliegen verbunden mit der entsprechenden Rücksicht auf die Anderen trägt zu einem angenehmen Miteinander, aber auch zu persönlicher Lebensfreude bei.

Jetzt bin ich schon total gespannt, was du dazu zu berichten hast: Wie siehst du das Thema „Ich kümmere mich um mich“? Was bedeutet für dich Selbstfürsorge? Was machst du, damit sich dein Leben gut anfühlt, damit du Zufriedenheit und Wohlbefinden empfindest?