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Kann ich dir behilflich sein?

Weihnachten

Mit meinem letzten Beitrag habe ich mich schon etwas geoutet: dass ich ein kleiner Weihnachtsfreak bin und dass diese Vorweihnachtszeit für mich einen magischen Zauber hat.

Ich liebe diese sentimentale und besinnliche, teilweise vielleicht auch etwas kitschige Stimmung. Ich liebe die Vorfreude auf diese herrlichen Feierlichkeiten, diese Gemeinsamkeiten und das Zusammensein. Ich liebe es aber auch in dieser Zeit, durch die Stadt zu bummeln. Ja, wenn jetzt auch einige wahrscheinlich verdattert den Kopf schütteln und die Augen verdrehen. Ich liebe in dieser Zeit die Shopping-Malls, die wunderbar beleuchteten Einkaufsstraßen mit den weihnachtlich dekorierten Schaufenstern, die verschiedenen Lichter an den Häusern, die glitzernden Bäume und Zweige, die schillernden Weihnachtsketten oben quer über die Straßen, dazwischen mal ein adventlicher Stand mit Handwerkskunst oder leckeren Speisen und Getränken, im Hintergrund vielleicht etwas Weihnachtsmusik.

Da bei uns die Familienzeit zu Weihnachten vorrangig ist, kommen hierbei im Vorfeld kein Einkaufsstress, kein Geschenkedruck und keine Verzweiflungskäufe auf. Keine lästigen Gedanken: „was soll ich schenken“, „mir fehlen noch Geschenke“, „ich muss unbedingt noch Einiges besorgen“, „was mache ich, wenn ich nichts Passendes finde“. Ich kann daher den Bummel durch die Einkaufsstraßen wirklich wunderbar entspannt genießen; wenn ich trotzdem etwas Nettes entdecke, wenn mir ein wunderbares Teil ins Auge springt, dann ist das einfach ein zusätzliches Goodie – ansonsten einfach Adventstimmung und vorweihnachtliches Flair.

 

Mitarbeiter in einem Shop

Bei unserem letzten Abendbummel durch die Innenstadt sind wir dann schlussendlich auch in einem Shop gelandet und haben dabei folgende Szene beobachtet:

Drei Mitarbeiter sind an einem Verkaufstisch gestanden und haben sich über Privates unterhalten, was wir den Gesprächsfetzen beim Vorbeigehen entnehmen konnten. Eine Kundin hat sich ihnen genähert und ist von diesen regelrecht ignoriert worden. Auch als sie sich bereits mehrmals bemerkbar gemacht hat, wurde weiter nicht auf sie eingegangen; erst nach einer Weile hat ein Mitarbeiter mit Widerwillen, wie seiner Miene deutlich zu entnehmen war, mit ihr gesprochen und sie gleich darauf mit Handbewegungen zu einem Regal geschickt, ohne sich weiter um sie zu kümmern. Es war deutlich erkennbar, dass diese Dame ihm lästig war, dass er kein Interesse an ihrem Anliegen hatte und er hat durch dieses mürrische Verhalten gegebenenfalls eine Kundin für immer vergrault.

 

Weihnachten

 

Zu einer wirklich objektiven Beurteilung fehlen mir natürlich Informationen: Warum war der Mitarbeiter schlecht gelaunt? Hat er seinen Urlaub nicht genehmigt bekommen? Ist seine kleine Tochter krank? Hat ihn seine Frau verlassen? Ist seine Mutter vor kurzem gestorben? Hat er vom Chef eine Abmahnung erhalten? Hat er gesundheitliche Probleme? Hat er finanzielle Sorgen? Hat er Streit mit seiner besten Freundin? Hatte er bisher einen stressigen Tag? Hatte er bereits ungeduldige oder unentschlossene Kunden zu betreuen? – Das alles ist mir nicht bekannt, dennoch stelle ich mir das Verhalten der Mitarbeiter in einem Shop etwas anders vor, vor allem im direkten Kontakt mit einem Kunden, einem Kunden, der doch quasi auch seinen Lohn bezahlt und daher eine entsprechende Dienstleitung dafür erwartet.

Versetzen wir uns doch mal kurz in die Situation der Kundin: wie hätten wir uns an ihrer Stelle gefühlt? Wie hätten wir reagiert? Was hätten wir gesagt? Ich denke, keiner möchte beim Shoppen unfreundlich behandelt werden, keiner will als lästige Person abgewimmelt werden, keiner will nebenbei und ohne Achtung behandelt werden, auch wenn es vor Weihnachten oftmals eine stressige und anstrengende Zeit für die Mitarbeiter in den Geschäften ist.

 

Wir alle haben im Beruf unsere Leistungen zu bringen, manchmal ist es einfacher, manchmal schwieriger und die meisten haben wahrscheinlich schon schwierige Zeiten im Job gehabt, dennoch können wir nicht Unbeteiligte, ja vielleicht sogar Kunden für unsere momentane Situation büßen lassen. Ein kurzes „Kann ich Ihnen behilflich sein“ hätte diese Situation wahrscheinlich in Wohlgefallen aufgelöst, vielleicht eine zufriedene Kundin geschaffen und zu einem Erfolgserlebnis geführt.

 

Kunde in einem Shop

Um es jetzt auch mal von der anderen Seite aufzurollen: Es gibt sicherlich auch Kunden, die sich bisher noch nicht mit den Weihnachtsgeschenken befasst haben, die, je näher Weihnachten rückt, immer mehr in Panik verfallen und unbedingt schnell einen Kauf tätigen wollen. Sie sind angesichts dieser Situation unter Druck gesetzt – da passiert es dann vielleicht, dass sie leicht gereizt oder aggressiv auf eine Ansprache eines Mitarbeiters im Geschäft reagieren und dass sie selbst auf eine freundliche Nachfrage patzige Antworten geben.

Hier kann ein Produkt, das der Kunde kaufen möchte, aber in dieser Filiale nicht mehr lagernd ist, dazu führen, dass der Kunde unzufrieden reagiert und seinen eigenen Frust sogleich ablädt, und das trifft in diesem Fall unschuldigerweise den Mitarbeiter des Shops. Die Hilfe und Unterstützung eines freundlichen Mitarbeiters sind hier vom Kunden nicht gewürdigt und geschätzt worden.

 

Weihnachten

 

So kann auf beiden Seiten Widerstand gegen die andere Partei entstehen, die einen nörgeln über inkompetente Mitarbeiter, die anderen beschweren sich über anstrengende Kunden – ich denke, hier wäre sicher ein bisschen Verständnis und Einfühlvermögen gefordert. Wir schätzen die Leistungen der Shop-Mitarbeiter in der stressigen Vorweihnachtszeit, erwarten aber auch freundliche und hilfsbereite Umgangsformen von ihnen.

 

Kann ich dir behilflich sein?

Ein Satz, den wir ja immer mal wieder in einem Shop, in einem Restaurant, in einem Verkaufslokal, bei einer Veranstaltung hören – er wird hier oftmals vielleicht auch nur als Floskel verwendet, als Teil des Jobs angesehen, als Verpflichtung dem Kunden gegenüber und ist dabei in den alltäglichen Ablauf ohne tiefere Bedeutung eingebunden, ohne dass wirklich Überlegungen angestellt werden.
Es ist aber auch eine kurze Frage, es sind ein paar Worte, die für einen anderen Menschen so viel bedeuten können, wenn sie ernsthaft und aus Überzeugung ausgesprochen werden. Sie zeigen, dass sich jemand um sie kümmert, dass sie jemand unterstützen und ihnen beistehen will. Eine wunderschöne Geste, denn im eigentlichen Sinne nimmt sich hier jemand eines anderen Menschen an, er nimmt sich vor allem Zeit für ihn und befasst sich mit dessen Anliegen. Dies kann auf ganz unterschiedliche Arten sein und kann ganz verschiedene Personen betreffen:

  • Wir halten einem unbekannten Menschen, der die Hände voller Unterlagen hat, die Tür auf.
  • Wir lassen jemandem mit einem kleinen weinenden Kind auf dem Arm den Vortritt an der Kassa.
  • Wir helfen der Kollegin bei der Ausarbeitung einer komplizierten Präsentation.
  • Wir tragen anstelle unseres müden Partners den Müll hinunter.
  • Wir bringen der kranken Tante den Einkauf.
  • Wir nehmen das Paket von unserer verletzten Nachbarin mit zur Post.
  • usw.

 

Weihnachten

 

Vor allem Kinder sind meist in einer so ursprünglichen und unbekümmerten Form anderen behilflich: sie schieben den Einkaufswagen für die Eltern, sie helfen den Tisch decken, sie wollen die Schuhe putzen und das Wohnzimmer dekorieren. Einfach ohne Hintergedanken bieten sie ihre Unterstützung und Hilfe an und haben Freude daran, mitzuhelfen und Aufgaben zu übernehmen.

Die Adventzeit erinnert die meisten von uns doch auch in irgendeiner Form an unsere Kindheit, an die leuchtenden Augen, die wir zu Weihnachten hatten, an die Erwartungen und die Begeisterung, die wir in dieser Zeit gefühlt und gespürt haben. Warum dies nicht auch auf andere Bereiche übertragen – gerade in der Vorweihnachtszeit geht es doch oft etwas besinnlicher zu und Herzlichkeit und Wärme rücken in den Vordergrund. Das wäre doch auch eine wunderbare Gelegenheit, sich nicht vom Weihnachtsstress vereinnahmen zu lassen, sich nicht nur auf To-Do-Listen zu konzentrieren und von einem Geschäft ins nächste zu eilen, sondern sich auch vermehrt mit kleinen Handlungen um andere Menschen zu kümmern und ihnen in irgendeiner Form behilflich zu sein. Ein bisschen Vorfreude auf Weihnachten verbreiten und ein bisschen Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit bringen.

 

Für mich ist diese Zeit von einem so besonderen Zauber umgeben, den sicherlich nicht alle nachvollziehen können, und daher möchte ich auch gerne andere Menschen an dieser wunderbaren Stimmung, an dieser herrlichen Atmosphäre teilhaben lassen.

It’s beginning to look a lot like Christmas….

 

Ich freue mich schon total auf Weihnachten, doch jetzt zuerst natürlich auf deine vorweihnachtliche Meinung und bin ganz gespannt, wie du dazu stehst:

Wie erlebst du die Zeit vor Weihnachten – gehörst du zu denen, die lang im Voraus planen und die Vorbereitungen fast abgeschlossen haben oder beginnt bei dir jetzt so richtig die Planung? Wie erlebst du das Verhalten der Verkäufer in der Vorweihnachtszeit?