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Christmas Time – die graue Seite der Geschenke

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Wir sind jetzt mitten in der Vorweihnachtszeit und egal ob wir nun die Zeit nach allen Regeln der Kunst zelebrieren, im Kerzenschein die Kekse vernaschen, während daneben ein Weihnachtsfilm läuft oder wenn wir unser Leben wie gewohnt verbringen, wir kommen alle an einem nicht still und klammheimlich vorbei, wir sind alle von einem in irgendeiner Form betroffen und das ist das Thema Geschenke, das jetzt wieder überall durch den Raum schwebt, Vorfreude oder Hektik, Zufriedenheit oder panische Suche wechseln sich bei den Menschen ab. Bei vielen wird dann aus dem schönen und wohlgemeinten Gedanken ein Geschenkekrampf, der nichts mehr von der ursprünglich weihnachtlichen Stimmung enthält.

 

Daher mal die grundlegende Frage: Warum schenken wir überhaupt?

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Ein Geschenk ist laut Definition eine freiwillige Gabe – was und in welcher Form auch immer – an den Beschenkten ohne Gegenleistung, also kostenlos für den Empfänger. Aber auch wenn das Geschenk an und für sich für den Beschenkten ohne Gegenleistung erfolgt, dann sind doch mit einem Geschenk meistens Erwartungen, Hoffnungen oder Wünsche verbunden.

  • Freude
    Den Meisten wird bei der Frage, warum sie anderen etwas schenken, jetzt mal ganz spontan durch den Kopf schießen und als naheliegende Antwort auf der Zunge liegen: weil wir jemandem eine Freude machen wollen, weil wir jemanden glücklich sehen wollen. Doch ganz so einfach ist es dann doch widerum nicht – denn was können jetzt abgesehen von der Freude des Beschenkten Gründe für ein Geschenk sein? Wann überbringen wir anderen ein kleinere oder größere Aufmerksamkeit?
  • Mitfreude
    Nahe mit der Freude verwandt ist sicherlich die Mitfreude – die Anteilnahme an der Freude eines anderen. Habt ihr schon mal Kinder beobachtet, wenn sie für jemanden ein Geschenk gebastelt haben? Wie sie dabei vor Aufregung hin und her hüpfen und total gespannt auf die Reaktion des Beschenkten sind, wie sie ganz hibbelig zuschauen, wie der andere das Geschenk auspackt, wie er es in die Hand nimmt und dann natürlich ihr Gesichtsausdruck, wenn sich der andere über ihre Gabe freut, wie sie strahlen, wenn der andere von ihrem Geschenk begeistert ist.
    …. denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück.
  • Dankbarkeit
    Wenn uns jemand beim Umzug unterstützt hat, wenn jemand unsere Blumen während des Urlaubs gegossen hat, wenn uns jemand bei einer Arbeit geholfen hat, wenn jemand etwas für uns erledigt hat, wenn jemand sich um eine Angelegenheit gekümmert hat, dann wollen wir uns bei ihm bedanken und das wird natürlich meist mit einer kleinen Aufmerksamkeit, einem kleinen Geschenk erledigt. Aber auch wenn wir eine Einladung erhalten haben, dann wollen wir uns erkenntlich zeigen und bringen dem Gastgeber ein sogenanntes Gastgeschenk mit.
  • Versöhnung
    Wenn wir jemanden unbewusst beleidigt haben, wenn wir jemanden in irgendeiner Form zu nahe getreten sind, dann wollen wir ihm zusätzlich zu unserer Entschuldigung vielfach ein kleines Geschenk überreichen, um diesen Menschen wieder positiv zu stimmen, um uns wieder mit ihm zu versöhnen.

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  • Verpflichtung
    Falls sich manche über die in der Überschrift angesprochene graue Seite gewundert haben und aus diesem Begriff nicht schlau geworden sind, dann nähern wir uns diesem Thema jetzt an. Bei sehr vielen Dingen in unserem Leben gibt es kein absolutes Schwarz und Weiß, kein konkretes Richtig oder Falsch, es gibt auch immer wieder die unterschiedlichen Nuancen und Zwischenstufen und so ist dies auch bei diesem Thema.

Geschenke sind laut Definition freiwillig und sie sind es auch in diesem Fall – wir können immer noch entscheiden, ob wir etwas verschenken oder nicht, dennoch lastet teilweise eine Verpflichtung auf den Geschenken. Wir wissen etwa, dass uns bestimmte Menschen ein Geschenk überreichen werden; auch wenn wir diese im Normalfall nicht mit einem Geschenk bedenken würden, werden wir aufgrund dieses Wissen dennoch eine kleine Gabe besorgen. Wir fühlen uns in diesem Fall unter Druck gesetzt, für jemanden ein Geschenk zu organisieren, um das zwischenmenschliche Verhältnis nicht zu zerstören, ein Gegengeschenk parat zu haben oder einfach um nicht mit leeren Händen bei der Übergabe dazustehen.

  • Werbegeschenke
    So jetzt machen wir einen kleinen Szenenwechsel – wir sitzen in einem sogenannten Beratungsgespräch, aber als aufgeklärte Konsumenten wissen wir ja, dass es sich bei den Beratungsgesprächen in den meisten Fällen ohnehin wieder nur um ein Verkaufsgespräch handelt. Jedenfalls erhalten wir Kaffee und Getränke, es werden uns Naschereien und Knabbereien angeboten. Vielleicht gibt es auch einen Kugelschreiber, einen Kalender, ein Feuerzeug oder ähnliches – diese kleinen Aufmerksamkeiten sowie das ausführliche Gespräch haben in Summe schlussendlich nur ein Ziel, wir sollen einem Abschluss, einem Kauf zustimmen. Denn wir haben ein Geschenk erhalten, es wurde uns etwas gegeben und das vermittelt uns indirekt das Gefühl, dass wir doch auch etwas zurückgeben sollten, dass wir vielleicht auch gewisse Konditionen akzeptieren sollen.

 

Kannst du mir bitte kurz deine Aufmerksamkeit schenken?

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Bei der Frage nach dem, was wir nun konkret schenken, was wir dem anderen als Geschenk übergeben wollen, gibt es wohl wieder von vielen eine schnelle Antwort – wir kaufen dem anderen etwas, wir besorgen im Geschäft oder online eine Aufmerksamkeit.

Es sind meist materielle Güter, die dabei verschenkt werden, das kann von einer Schachtel Pralinen über Kleidungsstücke bis zum Parfum oder zu einem Gutschein reichen, der Kreativität des Schenkers sind hier keine Grenzen – außer eventuell finanzielle – gesetzt. Vor allem zu den speziellen Anlässen, wie aktuell zu Weihnachten werden wir mit Werbeangeboten, die uns zu einem Geschenkekauf motivieren sollen, überhäuft.

Doch unabhängig davon gibt es eine Vielfalt an anderen Dingen, die wir anderen im Laufe des Jahres zukommen lassen. Wenn wir mit jemandem telefonieren, dann schenken wir ihm unsere Zeit, wenn wir uns auf jemanden verlassen, dann schenken wir ihm unser Vertrauen. Wenn wir uns liebevoll um jemanden kümmern, dann schenken wir ihm unsere Zuneigung. Wenn wir jemandem konzentriert zuhören, dann schenken wir ihm unsere Aufmerksamkeit.

 

Schwer zu beschenken

In Bezug auf die Geschenke hören wir immer mal wieder Aussagen „Der ist schwer zu beschenken“, „Für die ist es schwer, ein Geschenk zu finden“, „Dem kann man schwer Freude bereiten“. Auf den ersten Blick herrscht gleich mal der Gedanke vor, dass es sich um einen anstrengenden Menschen handelt, der einen sehr eigenwilligen Geschmack hat, der vielleicht schon sehr viel besitzt, der ein Perfektionist und nur schwer zufriedenzustellen ist, dem nicht so leicht etwas passt oder der eben keine besondere Vorlieben hat, der kein entsprechendes Hobby, keine Präferenzen oder speziellen Interessen hat. Das bezieht sich dann auf die schenkende Person, die hier vor der Herausforderung steht, ein passendes Geschenk zu finden – es fällt ihr nur schwer etwas Entsprechendes ein, das sie schenken könnte.

Ja aber diese angeführten Aussagen lassen sich auch auf eine zweite Art betrachten und zwar aus der Sicht des zu Beschenkenden – denn irgendwie schwingt in diesen Worten fast der Vorwurf mit, dass der zu Beschenkende die Ursache des Problems ist, es wird ihm die Verantwortung übertragen, dass ihm schwer eine Freude zu machen ist. Wenn er sich mit einem Geschenk nicht anfreunden kann, wenn er darüber nicht begeistert ist, dann wird ihm indirekt unterstellt, dass er der Auslöser ist, weil er sich angeblich schwer freuen kann, egal wie sehr sich der Schenker bemüht.

 

Ich mag das nicht!

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Kleine Kinder sind oft gnadenlos ehrlich und was ihnen durch den Kopf geht, das findet oft auch gleich den Weg durch den Mund lautstark ins Freie. Da gibt es von der Oma einen selbstgestrickten Pullover und der kleine Knirps verkündet beim Entfernen des Geschenkpapiers „Den mag ich nicht, den ziehe ich nicht an!“. Vielleicht versuchen die Eltern diese etwas peinliche Situation noch zu retten mit einem „Schau, da sind ja die Paw Patrols d’rauf, schlüpf doch bitte nur mal kurz rein!“, damit sich die Großmutter nicht so vor den Kopf gestoßen fühlt und ihre Arbeit doch geachtet wird.

Andererseits zeigt sich hier sehr wohl, dass gutgemeint nicht unbedingt gutgemacht bedeuten muss – vielleicht ist daher doch besser, wenn das Kind sein Empfinden bei diesem Geschenk gleich direkt bekannt gibt.

Doch auch die Erwachsenen sind vor oftmals gutgemeinten Geschenken nicht gefeit. Da wird ein Geschenk dankend entgegengenommen und vielleicht auch noch etwas bewundert. Doch dies kann dann eine Folge an derartigen Geschenken hinter sich ziehen: ein Stück ist ja gut, zwei Stücke mögen ja vielleicht nett sein, drei Stücke können eventuell auch noch angehen, aber dann wird es wohl mühevoll. Warum uns etwas schenken lassen, mit dem wir nichts mehr anfangen können? Warum etwas annehmen, für das wir weder eine Verwendung noch mit dem wir Freude haben?

Aber wir wollen natürlich den Schenkenden auch nicht verletzen oder seine Bemühungen schmälern. Er hat uns diese Dinge gut gemeint besorgt – doch wie können wir ihm vermitteln, dass diese Geschenke nicht für uns geeignet sind, ohne ihn zu brüskieren. Wir wollen dem anderen ja nur höflich mitteilen, dass sich eventuell unsere Vorliebe für etwas geändert hat, dass sich die Gegebenheiten bei uns geändert haben, dass diese Geschenke zu früheren Zeiten für uns gepasst haben, aber jetzt andere bevorzugt werden.

 

Ich will das zurück!

Wenn wir die Gedanken jetzt noch etwas weiterspinnen, dann gibt es doch auch die umgekehrte Variante – wir haben etwas verschenkt und wollen es wieder zurückhaben. Kann ein Geschenk retour gefordert werden?

Eine Freundschaft geht auseinander – wir fühlen uns enttäuscht, sind wütend und verärgert und gönnen daher dem anderen unsere in schönen Zeiten übergebenen Geschenke nicht, wir fühlen uns vielleicht hintergangen und wollen die Gaben wiederhaben: können oder sollen hier vor allem größere Geschenke eingefordert werden?

Eine Partnerschaft löst sich auf – was soll mit den Geschenken passieren? Je nach Trennungsgrund will einer die Geschenke des anderen ja sowieso nicht mehr haben – er ist vielleicht gekränkt, beleidigt oder fühlt sich in irgendeiner Form gedemütigt. Die erhaltenen Geschenke haben für ihn keinen Wert mehr, er will sie nicht mehr in seinem Besitz haben und entsorgen oder eben zurückgeben, einfach beim anderen vor der Tür abladen.

 

Schöne Geschenke

Es gibt im Laufe des Jahres die verschiedenen Anlässe, zu denen wir anderen ein Geschenk in den unterschiedlichsten Formen überreichen – sei das nun ein Geburtstag oder eine Hochzeitsfeier, ein Jubiläum oder eine bestandene Prüfung. Immer wieder bieten sich derartige Gegebenheiten. Aber dann gibt es noch diese unerwarteten und ganz besonders schönen Momente, wo dann jemand mit einem köstlichen Tee-Adventskalender vor der Tür steht. Mein strahlendes Gesicht spricht Bände und als zweite Überraschung sind dann auch noch Marzipantaler im Talon.

Zusammen mit den Geschenken stellen sich nämlich auch gleich mehrere Gedanken ein: Jemand hat an dich gedacht, jemand hat sich über dich Gedanken gemacht, jemand weiß, was du gerne magst.

Ach, wie idyllisch ist das heute – das Fenster gibt den Blick auf eine weiße Winterlandschaft frei, während weitere Schneeflocken zu „Leise rieselt der Schnee..“ sachte vom Himmel fallen, neben mir duftet der Lebkuchentee und es warten ein paar Bauch-Bein-Po-Kekse von mir vernascht zu werden, ja genauso kann es noch die nächsten Tage bleiben und dann nach Weihnachten bitte gleich wieder Sommer…

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Ich freue mich sehr, dass ihr mir heute einen Teil eurer Zeit geschenkt und meinen Beitrag gelesen habt. Nun schicke ich noch ein paar vorweihnachtliche Grüße in die Runde mit der Aufforderung, euch ein friedliche und stimmungsvolle, aber auch erwartungsvolle Zeit nach euren Vorstellungen zu machen. und bin daneben schon gespannt auf eure Meinung: Ist das Schenken für euch eher ein Schreckgespenst oder zählt es zu dem besonderen Zauber dieser Zeit? Habt ihr schon alle Geschenke für das Weihnachtsfest organisiert oder gibt es bei euch vielleicht„Keine-Geschenke“-Weihnachten? Was erwartet ihr zudem von den Beschenkten? Aber mich interessiert auch, wie geht ihr mit ungeliebten Geschenken um. Lasst mich eure Ansichten wissen – ich freue mich auf einen interessanten Austausch.