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Eine besondere Zeit – eine stade Zeit – eine Lockdown-Zeit

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Heute können wir schon von klirrender Kälte sprechen – bei -6 Grad höre ich doch bereits die Eiskristalle knirschen und die Atemluft zeichnet sich bei jedem Wort ab. Aber wir haben ja auch bereits Dezember und ich rieche, rieche, rieche bereits den Schnee.

Das ist eben die Jahreszeit des Einmummens, da spüre ich gleich am Morgen die Kälte hochkriechen und der erste Weg führt zum Kasten und zum dicken Pullover, aber auch die Strickmütze und die flauschigen Handschuhe haben bei diesem frostigen Wetter ihren großen Auftritt und natürlich nicht zu vergessen, es kommen auch die wärmenden Stiefel, die uns vor klammen und steifen Zehen schützen und die Kälte aussperren sollen, zum Einsatz. Auch wenn dies alles eigentlich zu diesem Wintermonat passt, dann muss ich mich nicht wirklich darüber freuen, sondern kann zumindest die Gedanken gleich mal wieder zu den sommerlichen Tagen und der luftigen Kleidung schweifen lassen.

Ja und wie ihr schon gelesen habt, soll es heute um eine ganz besondere Zeit gehen – wenn wir das im November oder Dezember hören, dann gehen unsere ersten Überlegungen doch gleich mal Richtung Weihnachtsfest, wir haben die flackernden Kerzen auf dem geschmückten Baum vor Augen, wir riechen den Tannenduft und erschnuppern natürlich den Geruch der leckeren Weihnachtsbäckerei – mit so einem Stück Lebkuchen oder einem Vanillekipferl oder auch zweien oder dreien lassen wir uns diese Vorweihnachtszeit auf der Zunge zergehen. Das ist natürlich auch damit gemeint, trotzdem geht es im Wesentlichen noch um eine andere Situation.

 

Kann das wirklich sein?

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Bei meinem Gatten wird aufgrund eines geplanten Klinikaufenthalts die obligatorische Corona-Testung durchgeführt und nach einem Tag des Wartens kommt das Testergebnis, ja – zuerst denke ich an einen kleinen Scherz. Das kann doch nicht sein, das kann doch nicht stimmen. Ich kann es immer noch nicht fassen – das passiert doch jetzt nicht wirklich, das ist jetzt nur ein komischer Traum, aus dem ich gleich wieder aufwache.

Es ist ja nicht so sehr die Tatsache des positiven Testergebnisses die mich hier zum Nachdenken und Zweifeln bringt – sondern vor allem die Tatsache dahinter, dass uns dies jetzt trotz aller getroffenen Vorsichtsmaßnahmen trifft. Es ist uns einfach unbegreiflich, wo und wann es zu dieser Ansteckung meines Gatten gekommen sein kann.

 

Absondern und Abschotten

Dann geht es aber auch schon Schlag auf Schlag – ich erhalte einen Anruf von der Bezirkshauptmannschaft und kurz darauf flattert der Bescheid in mein Mailpostfach. Jetzt habe ich es also schwarz auf weiß – den Absonderungsbescheid, der mich mit sofortiger Wirkung für vierzehn Tage in die Quarantäne schickt.

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Einzig für den ebenfalls vorgeschriebenen Besuch der Teststation darf ich mich laut dem Absonderungsbescheid aus der Wohnung begeben – und zwar mit dem Auto auf dem direkten Weg zur Drive-In-Teststation und wieder zurück. Während dieser gesamten Zeit und auch während der Abnahme der Testprobe darf das Auto nicht verlassen werden – mit einem Code kann ich dann später online das Testergebnis abrufen.

Natürlich sitze ich wie auf Nadeln und schaue gefühlt alle fünf Minuten im Portal nach, ob mein Ergebnis schon vorliegt und dann – ich bin negativ getestet worden, obwohl die engste Kontaktperson diese Viruserkrankung aufweist. Ein Ergebnis, das ich eigentlich grundsätzlich in dieser Form erwartet habe und das mich doch etwas unschlüssig zurücklässt. Übrigens, ein weiterer vorgeschriebener Test eine Woche später liefert ebenfalls das gleiche Ergebnis für mich. Das negative Testergebnis hebt allerdings meinen Absonderungsbescheid nicht auf und ich muss gemeinsam mit meinem Gatten in die Quarantäne.

Dazu interessiert mich natürlich auch, was es mit diesem Begriff auf sich hat: Wie ist

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entstanden? Wo kommt er her? Also schnell in die Tasten gehauen und mal Wikipedia befragt, was sich hier so Wissenswertes finden lässt:
Eine Quarantäne soll zum Schutz der anderen Menschen dienen und verhindern, dass eine Infektion verbreitet und andere mit dem Krankheitserreger angesteckt werden. Vermutlich geht dies auf den antiken griechischen Arzt Hippokrates zurück, der 40 Tage für den Wendepunkt einer Krankheit gesehen hat – vom italienischen „quaranta“ für 40 leitet sich die Bezeichnung Quarantäne ab. So durften etwa bei der Pestepidemie im 14. Jahrhundert Ankommende zum Schutz der Menschen in einer Stadt diese erst nach einer Wartezeit von 40 Tagen betreten.

 

Du bleibst zu Hause!

Irgendwie ist es schon ein etwas eigenartiges Gefühl, dass wir quasi an einen Ort fixiert sind. Es geht uns nicht schlecht, wir sind bestens versorgt, wir haben ausreichend Lebensmittel, wir haben es warm und trocken – aber einfach sich nicht frei bewegen zu können ist dabei schon eine neue Erfahrung. Sie ist für uns zwar nicht wirklich schlimm, aber hin und wieder müssen wir uns dann doch bewusst daran erinnern, dass wir an das Haus gefesselt sind – etwa wenn ich schnell ein paar Unterlagen aus dem Büro für meine Arbeit holen möchte. Ach ja, das darf ich jetzt nicht machen!

Es ist nicht beklemmend oder quälend, aber doch sehr ungewohnt. Wir haben ja bis zum Ausbruch dieses Corona-Virus mit solchen Einschränkungen nicht wirklich Erfahrungen gesammelt und unsere Freiheit in vielen Bereichen unbewusst als Selbstverständlichkeit gesehen.

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Quarantäne bedeutet natürlich auch, dass wir nicht durch die Straßen bummeln und die Weihnachtsbeleuchtung sehen, dass wir keine Weihnachtseinkäufe tätigen können – zumal dies aber auch für viele andere aufgrund des Lockdowns sowieso derzeit nicht möglich ist. Ja, fast könnte ich jetzt sagen, dass uns die Quarantäne diesbezüglich ohnehin zu einem optimalen Zeitpunkt getroffen hat.

So wird eben für die Weihnachtsdekoration das vorhandene Material wieder verwendet, vielleicht etwas anders zusammengestellt und der heimeligen Vorweihnachtszeit ist damit auch in dieser besonderen Situation kein Abbruch getan. Überhaupt ist dies für mich ohnehin die Zeit, wo ich sowieso am liebsten zu Hause bin, den Ofen einheize und es mir im warmen Wohnzimmer so richtig gemütlich mache. Die erste Kerze wird angezündet und die ersten Kekse werden vernascht, während im Hintergrund Michael Bublé „Holly Jolly Christmas“ von sich gibt und Vorweihnachtsstimmung verbreitet.

Am schlimmsten getroffen hat unsere Quarantäne wohl unser Patenkind, das jedes Jahr von uns einen Adventskalender bekommt und diese Lieferung heuer nicht in der für sie gewohnten Form erfolgen kann. Aber auch dafür haben wir schlussendlich eine alternative und für sie zufriedenstellende Lösung gefunden.

 

Nur zu zweit – auch das genügt!

Natürlich verbringen wir Zeit miteinander, doch in dieser komprimierten Form haben wir das bisher noch nie erlebt – fast zwei Wochen gemeinsam in der Wohnung, ohne jeglichen persönlichen Kontakt nach außen, ja ohne überhaupt die Behausung zu verlassen – wir dürfen nicht raus und ansonsten darf auch niemand herein. Im Urlaub oder an den Wochenenden gibt es immer wieder gemeinsame Zeit, aber dennoch ist es in der Quarantäne anders, denn ansonsten hat es trotz allem Ablenkung und Abwechslung gegeben – wir können etwas unternehmen, wir können auf einen Berg gehen, wir können durch den Wald spazieren, wir treffen Menschen.

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Jetzt sind wir von morgens bis abends nur auf uns gestellt und – wir haben wirklich Zeit nur für uns, wir sind nur auf uns konzentriert ohne jegliche weitere Impulse von außen und ja, das genügt hier auch, nein besser gesagt es ist richtig schön – ohne irgendwelche anderen Verpflichtungen Zeit zu haben, ohne Druck im Hintergrund im Jetzt zu sein. Es kommt keine Langeweile auf, es besteht kein Bedarf an irgendwelchen Tipps, wie sie zu diesem Zweck in den verschiedenen Varianten und Formen durch das Internet geistern. Es gibt hier keinen Grund, quasi die Zeit totzuschlagen und mit Vehemenz nach irgendwelchen Aktivitäten oder Unterhaltungen zu suchen.

Ein besonderes Highlight ist für mich dabei immer der Morgen: wir starten mit einem gemeinsamen langen und ausgiebigen Frühstück in den Tag und das zu einer Uhrzeit, die auch mir als Morgenmuffel so richtig entgegenkommt – etwas, das wir ansonsten nur am Wochenende oder an besonderen Tagen genießen können und sich nicht in unseren normalen Alltag einbinden lässt. Vielleicht ist es aber auch deshalb etwas Besonderes – dennoch ist es nach einer Woche noch jeden Morgen immer wieder einfach nur schön.

 

Wie heimtückisch!

Unsere Quarantäne kann dabei natürlich nicht mit Menschen verglichen werden, die wirklich schwere Symptome zeigen, die große Probleme beim Atmen haben und bei denen jeder Atemzug zur Qual führt, die schlimmen Husten oder hohes Fieber haben.

Ich kann mich ja eigentlich glücklich preisen, dass es für uns so gimpflich verlaufen ist – es sind

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keinerlei Symptome aufgetreten, weder Husten noch Fieber noch ein Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns. Daher ist für uns diese Absonderung auch nicht wirklich schlimm, da keine körperlichen Auswirkungen und Einschränkungen durch den Virus gegeben sind. Andererseits ist das aber auch das Heimtückische an dieser Situation, wie mir dadurch so richtig bewusst geworden ist.

Wenn keine Symptome gegeben sind, wenn ohnehin mehrmals wöchentlich aufgrund der täglichen Handlungen Kontrollen auf Krankheitssymptome erfolgen und hierbei nichts festgestellt wird, dann fühlen wir uns auf der sicheren Seite – wir sind der Meinung, dass wir nicht betroffen sind, noch dazu, wenn wir uns ohnehin von anderen Menschen nach Möglichkeit fernhalten, wenn wir nur mit Mund-Nasen-Schutz unterwegs sind, wenn wir ständig unser Desinfektionsmittel in der Tasche tragen, keinen Einkaufswagen ohne vorherige Desinfektion berühren, nur zu wirklich erforderlichen Tätigkeiten das Haus verlassen. Doch trotzdem allem kann sich der Virus klammheimlich bei uns eingeschlichen haben und wir sind für andere Personen unwissentlich ein Ansteckungsfaktor.

 

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Abschließend muss ich mich jetzt wohl selbst noch schnell an der Nase packen – im Frühjahr wollte ich diesem Virus eigentlich so wenig Platz wie möglich auf meinem Blog geben, doch im Laufe des Jahres haben sich dann doch immer wieder Beiträge dazu eingeschlichen und ich kann auch nicht versprechen, dass dies der letzte gewesen ist. Wir sind ja noch mitten im Geschehen und der Virus greift in vielen Bereichen in unser Leben ein – unabhängig davon ob wir oder unsere Lieben jetzt wirklich daran erkranken. Unsere Handlungen und Tätigkeiten werden doch immer wieder davon beeinflusst und so dürfen wir immer wieder Bekanntes in einer neuen Form erleben. Das heißt jetzt nicht, dass hier von vorneherein alles schlecht ist, es ist eben anders und für uns als Gewohnheitstiere eben ungewohnt.

Ich denke, dass uns diese Thematik wohl noch eine Weile begleiten wird und daher werden wir auch in der einen oder anderen Form immer mal wieder in Beiträgen darauf stoßen, in generellen oder eben auch in Teilbereichen, in die sie hineinspielen.

Vor allem bin ich jetzt natürlich gespannt, wie du diese besondere Zeit erlebst: Bist du vielleicht auch schon einmal auf den Corona-Virus getestet worden oder vielleicht auch selbst daran erkrankt? Hast du Zeit in Quarantäne verbracht und wie bist du damit umgegangen? Welche Erfahrungen hast du mit den derzeitigen Einschränkungen im neuerlichen Lock-Down gemacht?