Asien

Mein Besuch in Osaka – Erfahrungen, die ich in Japan gemacht habe

Osaka Castle

„Andere Länder – andere Sitten“ ist ein gängiges Sprichwort und nirgends treffen wir darauf mehr als auf Reisen, dies kann bereits bei kurzen Reisen in ein Nachbarland, bei Reisen innerhalb Europa und ganz besonders bei Reisen auf einen anderen Kontinent der Fall sein. Genau betrachtet kann es uns eigentlich auch schon bei den nächsten Menschen treffen – die einzelnen Familien haben unterschiedliche Gewohnheiten und Bräuche, doch sind diese alltäglichen Rituale innerhalb einer Kultur im Großen und Ganzen meist eher ähnlich.

So wunderbar es ist, eine neue Kultur kennen zu lernen, andere Länder zu besuchen, fremde Städte zu erforschen, so sehr sollten wir uns dabei natürlich darauf einstellen, dass der Alltag und die Gebräuche doch erheblich von dem gewohnten Umfeld abweichen können. Unterschiedliche Verhaltensweisen, unterschiedliche Traditionen in einem anderen Land sind für uns zwar fremd, aber dabei auch sehr interessant. Ich liebe es, mich auf diese ungewohnte Kultur einzulassen, mal über den Tellerrand zu schauen und so das Land auf wunderbare Art zu erleben.

 

Osaka

 

Die Kulturen in Asien sind in vielen Fällen doch sehr unterschiedlich zu den Gewohnheiten in Europa und so durfte ich bei meiner Familienreise so viel Neues, so viel Spannendes und Interessantes auch abseits der Sehenswürdigkeiten und der Touristenattraktionen erfahren.

 

Menschen

Die Japaner sind sehr höfliche, disziplinierte und freundliche Menschen, sie verbeugen sich beim Begrüßen und lassen dir immer den Vortritt. Beim Übergeben von Belegen, Visitenkarten, Retourgeld und dergleichen erfolgt dies von den Japanern stets mit beiden Händen und einer kleinen Verbeugung – es wird daraus fast ein kleines Ritual gemacht. Dafür dürfen wir aber nicht erwarten, dass die Menschen generell hier alle Englisch sprechen. So sind wir immer wieder in den Restaurants, im Hotel, in den öffentlichen Verkehrsmitteln auf Menschen gestoßen, mit denen wir uns dann mit unseren minimalen Brocken Japanisch und mit Händen und Füßen verständigt haben.

 

Osaka

 

Wir sehen in Japan eigentlich nur schlanke Menschen, egal welchen Alters, alle scheinen hier fit und agil zu sein. Da radelt eine ältere Frau – von uns auf mindestens 70 Jahre geschätzt – voller Elan an uns vorbei, dort überquert ein älterer Mann mit Schwung die Kreuzung und bei keinem der Menschen hier ist ein sogenanntes „Wohlstandsbäuchlein“ ersichtlich. Ob das nun an der Ernährung, an der Lebensweise, an der Kultur liegt, können wir nicht wirklich beurteilen.

 

Essen in Japan

Beim Essen gibt es Unterschiede sowohl bei den Gerichten, bei der Zubereitung als auch beim Essverhalten selbst. So haben wir an einem Abend beschlossen, ein Sushi-Restaurant zu besuchen – nach Information auf der Homepage sind hier keine Reservierungen möglich. Daher machen wir uns direkt durch den Abendverkehr von Osaka auf den Weg, wir begegnen einer Unmenge an Menschen in dunklen Hosen oder Röcken und weißen Blusen oder Hemden teilweise mit den weißen Schutzmasken, die den Gehsteig entlangeilen. So um 19 Uhr rum haben wir anscheinend die Rush-Hour erwischt.

Beim Sushi-Lokal nimmt uns ein Mitarbeiter in Empfang – leider sind momentan alle Plätze besetzt und so weist er uns den Weg in den Wartebereich. Ähnlich wie bei uns im Wartezimmer eines Arztes sind hier entlang der Mauer Sessel und Bänke angebracht, auf der die Menschen in der Reihenfolge des Eintreffens Platz nehmen. Nach dem Prinzip „First in – first out“ werden die freiwerdenden Restaurant-Plätze vergeben.

 

 

Dann sind auch wir an der Reihe und dürfen gegenüber dem Sushi-Koch Platz nehmen – dabei können wir ihn ganz wunderbar bei der Zubereitung der verschiedenen Delikatessen beobachten. Zuerst erhalten wir jeder ein warmes feuchtes Tuch für die Reinigung der Hände und des Gesichts – auf diese Reinigung zum Essen treffen wir immer wieder in Japan, angefangen vom Frühstück im Hotel bis zu den verschiedensten Lokalen und Bars.

Ein Vorteil an den japanischen Speisekarten ist, dass sich immer eine Abbildung des Gerichts neben dem Text befindet, sodass zumindest eine ungefähre Vorstellung von der Speise besteht, wenn wir schon die Bezeichnung nicht wirklich verstehen. Aber nicht nur in der Speisekarte finden sich Bilder der Gerichte, vor den Restaurants sind vielfach Schaukästen aufgebaut, in denen ein Plastiknachbau der Speise ausgestellt ist. So kann bereits vor dem Betreten des Lokals anhand der Schaustücke gustiert werden.

 

 

Schließlich erhalten wir unsere bestellten Speisen – natürlich wird generell mit Stäbchen gegessen und nach anfänglichen Fehlschlägen fühlen wir uns bis zum Ende unseres Aufenthalts in Asien bereits als richtige „Stäbchenmeister“.

 

Internet

Asien und auch Japan verbinden wir mit einem vor allem auf dem technischen Bereich fortschrittlichen Land, ein Land mit technikaffinen Menschen und einer hoch entwickelten Automatisierung und Digitalisierung. Darum hat es mich etwas verwundert, dass hier das Public-Wifi einen so geringen Stellenwert hat – entweder es ist ohnehin gar nicht vorhanden oder es hat nur ein ganz schwaches Signal und die Verbindung bricht ständig ab.

 

Osaka

 

So ganz ohne Internet wollen wir uns dann doch nicht fortbewegen – hin und wieder ist es doch ganz praktisch, etwas nachschlagen oder eine Nachricht versenden zu können. Wir haben deshalb für unseren Aufenthalt in Japan bereits vorab online eine SIM-Karte mit unbegrenztem Datenvolumen für diesen Zeitraum bestellt. Die SIM-Karte haben wir dann direkt bei der Ankunft am Flughafen Kansai am Schalter in Empfang genommen und die Mitarbeiter sind bei Bedarf bei der Inbetriebnahme behilflich.

 

Toiletten

Japan ist ein Land, das sehr großen Wert auf Hygiene legt, das merken wir besonders an den Toiletten. Der erste Toilettenbesuch ist ein richtiges Erlebnis und eine Toilette in Japan ein richtiges Hightech-Gerät mit jeder Menge Tasten und Schaltern, die alle mit japanischen Schriftzeichen und nur teilweise mit Bildern versehen sind. Fast sind wir anfangs etwas überfordert von der Anzahl der Wahlmöglichkeiten, so gibt es neben der bei uns herkömmlichen Taste für die Spülung eine Taste für die Sitzheizung, eine Taste für Musik oder ein Umgebungsgeräusch, für das Bidet, für einen großen Wasserstrahl, für die Sterilisierung, für den Lufterfrischer und dazu noch jede Menge Knöpfe zum Regulieren der Temperatur, des Wasserdrucks.

In vielen Lokalen werden sogar extra separate „Klo-Schuhe“ beim Eingang des Toilettenbereichs zur Verfügung gestellt, die nur für die „unreinen“ Räume vorgesehen sind.

 

U-Bahn

Osaka ist eine Millionenstadt, voll mit mehrspurigen Straßen und viel Verkehr, aber auch einem ausgebauten Netz für den öffentlichen Verkehr. Da wir immer größere Strecken zurückzulegen haben und im Straßenverkehr sehr häufig Staus auftreten, greifen wir hier gerne auf die U-Bahn zurück.

Für die U-Bahn verwenden wir aufladbare Karten, die im Eingangsbereich zur Metro nur mit Cash beladen werden können – beim Eintreten wird diese Karte dann einfach über das Lesegerät gehalten, beim Ausgang befindet sich schließlich wieder ein Lesegerät und die Kosten für die gefahrene Strecke werden von unserer Karte abgebucht.

 

Osaka

 

Dann geht es mit der Rolltreppe in die Tiefe – in Japan heißt es „Links stehen, rechts gehen“, in Osaka jedoch wiederum – warum auch immer – „Rechts stehen, links gehen“. Also immer schön aufpassen, wo ihr euch gerade in diesem Land befindet – obwohl das Gehen auf der Rolltreppe hier eigentlich generell abgeschafft werden soll.

 

Osaka

 

Im Wartebereich für die U-Bahn stellen sich die Menschen sehr diszipliniert in einer Reihe an und selbst in der U-Bahn ist es total ruhig, es gibt kein Gelächter, kein Getratsche oder Geschreie. Alle sitzen oder stehen in totaler Stille, schauen in ihr Smartphone, lesen in der Zeitung oder am Tablet oder schlafen. Ihr könnt euch vorstellen, wie ungewohnt der Lärmpegel und das Gedränge in der Wiener U-Bahn danach für uns war.

 

Das sind ein paar der Punkte, die mich in Japan erwartet haben – es gäbe noch jede Menge von meinen Erfahrungen zu berichten, etwa

  • dass es keine öffentlichen Mülleimer gibt
  • dass sich die Schaffner beim Betreten und Verlassen eines Zugabteils immer verbeugen
  • dass die Taxifahrer Anzug, Krawatte und meist auch weiße Handschuhe tragen
  • dass sich die Japaner bei schönem Wetter immer mit einem Sonnenschirm schützen
  • dass….

 

Osaka

 

Die Unterschiede in den verschiedenen Angelegenheiten des alltäglichen Lebens aber auch in bestimmten Situation sind natürlich zu anderen Kulturen oft sehr groß und für uns ungewohnt, gewöhnungsbedürftig und manchmal auch unverständlich. Aber auf einander zugehen, offen sein, Sensibilität und Einfühlungsvermögen beweisen, sich auf andere Kulturen und Lebensweisen einlassen, wirkt hier Wunder, hilft diese Hürden zu meistern und führen trotz der Unterschiede zu einem wunderbaren Miteinander.

Dabei brauchen wir bei den Unterschieden oftmals gar nicht so weit zu schauen und auf einen anderen Kontinent reisen, auch innerhalb Europa, ja auch innerhalb eines Landes oder auch innerhalb der nächsten Umgebung gibt es Menschen mit unterschiedlichen Ansichten und Verhaltensweisen. Da haben wir die Tante, die mit der veganen Lebensweise nichts anfangen kann und diese ohne weitere Informationen von vornherein verurteilt oder den Nachbarn, der allen Nicht-Akademikern gleich ablehnend gegenübersteht. Es gibt immer wieder Menschen, die in ihrer eigenen Lebenswelt so sehr verhaftet sind, dass sie keinen Blick über den Tellerrand riskieren, allem Andersartigen vor vorneherein ablehnend, wenn nicht gar abwertend gegenüberstehen. Es ist ihnen nicht bekannt, es passt nicht in ihr Weltbild, damit kann es ihrer Meinung nach nicht gut sein, nichts Positives beinhalten.

Doch wenn wir uns mit Interesse auf das Fremde einlassen, wenn wir vorurteilslos auf das Unbekannte zugehen, dann kommt es zu einer wunderbaren Erweiterung unseres Horizonts, zu einem Austausch zwischen Selbstbild und Fremdbild.

 

Welche Erfahrungen habt ihr schon in anderen Ländern gemacht? Wo habt ihr interessante, lustige oder verrückte Sitten und Bräuche kennengelernt? Wo habt ihr in eurem direkten Umfeld vielleicht unterschiedliche Verhaltensweisen kennen gelernt? Wie sind euch Menschen mit einem anderen Verständnis für Gewohnheiten und Geschmäcker begegnet – sind sie verständnisvoll oder ablehnend auf euch zugegangen?