Gedankenplauderei

War´s das jetzt? – Ist das das Happy End?

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„Endlich gibt es bei den Beiden ein Happy-End – das war ja schon nicht mehr auszuhalten“, sagte meine Freundin am Ende eines Film und das wirft doch gleich auch die Frage auf, was stellen wir uns denn unter einem Happy End für uns vor?

Happy-End kommt vom englischen „happy ending“ – es handelt sich als um einen glücklichen Ausgang, ein vielleicht unerwartet schönes Ende eines Geschehens. Wir kennen dieses Happy End ja wohl schon aus der Kindheit, wenn wir da nur an die Märchensammlung der Gebrüder Grimm denken. Das muss der Prinz alle möglichen Aufgaben erfüllen, um die Prinzessin zu erobern, da müssen Rätsel gelöst werden, da müssen Riesen bezwungen und Intrigen aufgedeckt werden und der Schlusssatz „und sie lebten glücklich bis an ihr Ende“ ist uns noch gut in Erinnerung.

Aber dieses Happy End treffen wir auch in Büchern oder Filmen wieder, da hat ein Liebespaar alle mögliche Turbulenzen zu bewältigen, bis es sich dann selig in die Arme fallen kann. Da muss der Kommissar einen komplizierten Fall lösen und immer wieder scheint ihm der Serienmörder einen Schritt voraus zu sein, bis er ihm doch endlich die Handschellen anlegen kann. Da gibt es einen Anschlag, die Ereignisse spitzen sich zu und dann kann die Bombe doch noch in der letzten Sekunde glücklich entschärft werden. Da gibt es einen Unfall und die Verunglückten können nach vielen sorgenvollen Eindrücken gerettet werden. Der Sohn erreicht während der letzten Atemzüge das Sterbebett seines Vaters und es gibt noch die so herbeigesehnte Versöhnung. Ein Happy End hinterlässt bei den Lesern oder Zusehern ein schönes, ein angenehmes Gefühl, die vorher aufgebaute Spannung, in die wir oftmals mit unserem Hintergrundwissen am liebsten eingreifen wollen und die Handelnden gerne auf dieses und jenes hinweisen würden, findet ein zufriedenes Ende.

 

Happy End im Leben

Aber auch im realen Leben fiebern Menschen einem Happy End entgegen, sie haben bestimmte Vorstellungen und richten sich danach aus – es müssen dabei nicht so einschneidende und gewaltige Ereignisse sein, sondern es kann sich auch um Alltägliches handeln – ein Happy End, wenn ich die Prüfung positiv bestanden habe, ein Happy End, wenn wir die neue Wohnung bezogen haben, ein Happy End, wenn ich den Job bekommen habe, ein Happy End, wenn die Freundin eine schwere Krankheit überstanden hat, ein Happy End, wenn das Kind gesund zur Welt kommt.

 

Happy End und Corona

Was kann denn nun ein Happy-End für Corona bedeuten? Wie würde das denn eventuell aussehen? Wenn die für Corona definierten Kennzahlen einen bestimmten Wert halten, wenn etwa die

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Neuinfektionen einen Minimalwert erreicht haben und auch nicht mehr steigen? Oder ist es das Happy-End, wenn nur mehr ganz selten Menschen aufgrund von Corona ins Krankenhaus eingeliefert werden, wenn nur mehr vereinzelt Menschen mit Corona auf der Intensivstation behandelt werden müssen? Vielleicht ist aber auch unter einem Happy-End zu verstehen, dass ein Großteil der Menschheit gegen diesen Virus geimpft ist und eine Ansteckung nicht mehr oder eben nur mehr ganz, ganz selten möglich ist? Andere sehen eventuell hier in einem Happy-End das Ende aller Einschränkungen für bestimmte Aktivitäten, die Möglichkeit, sich überall hin zu bewegen und frühere Gewohnheiten wieder aufzunehmen. Das Happy-End kann auch darin gesehen werden, dass die alte Normalität wieder hergestellt ist, obwohl hier Zweifel vorherrschen, ob das generell überhaupt möglich ist und andererseits ob dies alles in der alten Form gewünscht ist oder ob in diesem Zuge vielleicht auch gleich Änderungen, Anpassungen und Entwicklungen erfolgen können oder sollen.

 

Was können wir dazu beitragen?

Seien wird flexibel!

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Wir Menschen machen gerne Pläne, wir träumen von Ereignissen in der Zukunft und malen sie uns in schönen Farben aus – nicht umsonst heißt es doch auch „Vorfreude ist die schönste Freude“. Vielleicht haben wir eine kleine Wanderung mit Freundinnen geplant und wollen den Sonnenuntergang am Berggipfel erleben. Doch nach einer kurzen Zeit tritt eine von uns etwas unglücklich auf einen morschen Ast, der am Boden liegt – sie knickt um und daher muss die weitere Wanderung abgebrochen worden. Wir können jetzt darüber jammern, dass wir das Ziel nicht erreicht haben, es quasi nicht zum Happy End geschafft haben. Aber es ist in dieser Situation doch viel besser, es sich eben auf einer Bank in der Sonne gemütlich zu machen, anstatt auf dem Berg eben hier im Tal gemütlich zu jausnen und auf den gemeinsamen Tag anzustoßen. Es steht doch bei solchen Erlebnissen immer im Vordergrund, mit wem wir etwas unternehmen und nicht unbedingt nur das Was. Ein bisschen Flexibilität und auch mal ein Abweichen vom Ziel hilft uns doch auch im Alltag immer wieder unerwartet schöne Momente, glückliche Stunden zu erleben, auch wenn oder weil nicht alles nach Plan verlaufen ist.

 

Nehmen wir Rücksicht!

Happy End hört sich ja nach Erfüllung unserer Wünsche, nach einem wunderbaren Ausgang an. Was hat das mit Rücksicht zu tun? Bei Rücksichtnahme nehmen wir uns doch zugunsten anderer zurück und das soll happy sein? Wenn wir nur mal kurz in die jüngste Zeit zurückblicken – eine Pandemie in dieser Form wie sie derzeit bei uns vorherrscht, mit ihrem Krankheitsbild, mit ihren Regeln und Vorgaben hat noch keiner erlebt, egal ob jung oder alt, für alle ist dies in der gegebenen Situation neu.

Da wird dann von manchen wegen Langeweile durch den Lock-Down gejammert oder wegen Einschränkungen im alltäglichen Leben, aber auch in der Reisefreiheit – ältere Menschen, die sich noch an die Kriegsjahre oder zumindest an die Nachkriegszeit erinnern können, schütteln dann verwundert den Kopf und würden am liebsten sagen, „Seid doch froh, dass ihr nicht um euer Zuhause fürchten müsst, dass ihr keinen Hunger leiden müsst, dass ihr im Bedarfsfall so perfekt ärztlich versorgt werdet“. Natürlich werden hier zwei ganz unterschiedliche Begebenheiten miteinander verglichen, aber trotzdem ist es auch für die jüngeren sinnvoll, sich mal darüber Gedanken zu machen.

Andererseits haben wir hier die Kinder, die plötzlich von ihren Freunden abgeschnitten sind, die mit Home-Schooling beschäftigt werden, die viele ihrer sonstigen Freizeitaktivitäten nicht in der gewohnten Form durchführen können. Diese Kinder kennen aber kein anderes Leben – für sie stellt sich das Leben durch diese Pandemie total auf den Kopf und daher ist es natürlich in diesem Fall verständlich, dass sie nicht von vorneherein für etwas dankbar sein können, das ihnen in dieser Form ja gar nicht bewusst ist. Da die Menschen unterschiedliche Erfahrungen haben und verschiedenen Lebensformen führen, ist hier ein Zugehen auf einander erforderlich. Wenn wir auf die Wünsche und Angelegenheiten der Mitmenschen Rücksicht nehmen, wenn wir uns ein bisschen in deren Lage versetzen, dann führt dies zu einem wunderbaren gegenseitigen Verständnis, aus dem doch beide profitieren können und das ist doch auch ein schönes kleines Happy End.

 

Akzeptieren wir die Tatsachen!

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Es gibt immer wieder in unserem Leben Situationen oder Ereignisse, die uns nicht gefallen, die nicht nach Wunsch verlaufen oder die uns vielleicht sogar Kummer bereiten und an denen wir leiden. Das kann etwa die Nachricht einer schweren Krankheit sein – wir können nichts dagegen tun, dass wir daran erkrankt sind, wir haben keinen Einfluss darauf, dass sich die Krankheitserreger in unserem Körper verbreitet haben. Daher können wir diese Gegebenheit nur akzeptieren. Natürlich fragen wir uns, warum gerade wir, was kann das ausgelöst haben. Aber es ist nun mal so und wir können nur darauf reagieren und das liegt dann sehr wohl an uns.

So hat uns Corona eben auch Vieles beschert, auf das wir nicht vorbereitet waren und das wir uns auch gar nicht vorstellen konnten, wie etwa als wir vor einem Jahr plötzlich im Supermarkt vor leeren Regalen gestanden sind, als plötzlich auf den Straßen eine Geisterstille geherrscht hat. In der weiteren Folge haben sich Vorgaben, Einschränkungen, Regeln und Lock-Downs die Hand gegeben – diese Tatsachen sind uns vorgegeben worden und wir haben uns danach zu richten. Aber auch hier steht an erster Stelle die Akzeptanz – eine Pandemie hat die Welt erfasst und die gesamten Vorschriften haben die Eindämmung und den Schutz der Menschen im Blickfeld.

Um ein kleines, unaufgeregtes Beispiel dazu zu bringen: Die Kinder meiner Nichte sind eher ruhiger, vielleicht sogar etwas schüchtern. Durch diese Vorgaben haben sie lange Zeit die Schule nicht besuchen und ihre Freunde nicht treffen können. Da sie ohnehin ein eher zurückgezogenes Wesen haben, hat sich dies durch diese soziale Isolation noch mehr verstärkt. Meine Nichte hat hier auch die Tatsachen zuerst einmal akzeptiert und dann versucht, die Kinder in dieser Situation bestmöglich zu unterstützen – sie hat Videocalls mit Freunden organisiert, auch Online-Spiele mit den Freunden wurden veranstaltet.

Akzeptieren ist daher in solchen Fällen nicht als negativ zu betrachten, es bedeutet nicht aufgeben und scheitern, sondern im Gegenteil, es gibt es eben Tatsachen, die sich nicht ändern lassen, auch wenn wir das noch so gerne machen würden. Akzeptanz ist wohl eine schwere Aufgabe – wir fühlen uns dabei vielleicht auch etwas hilflos, wir haben keine Kontrolle, keinen Einfluss darauf, wir müssen es einfach hinnehmen und annehmen. Doch je mehr wir uns in unseren Gedanken dagegen wehren, umso schlimmer erscheint uns doch die Situation, weil wir immer wieder auf das Negative, das Traurige, das Unangenehme gestoßen werden. Daher die Tatsache akzeptieren und für sich selbst die bestmögliche Lösung suchen. Wir müssen uns dabei verdeutlichen, dass unser Glück nicht nur von äußeren Gegebenheiten, von irgendwelchen Kriterien und Bedingungen abhängig ist, sondern vor allem von uns selbst.

 

Wie ist das jetzt mit dem großen Happy End?

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Im Leben gibt es kein „eigentliches“ Happy End – natürlich gibt es immer wieder Ereignisse, die einen glücklichen Ausgang finden, Geschehen, die vielleicht unerwartet zu einem positiven Ende führen, aber das ist doch nicht das Ende. In der Realität gibt es dann keinen glückseligen Dauerzustand – kein „sie lebten glücklich bis an ihr Ende“, es kommen immer wieder neue Aufgaben und Eindrücke. Unser Leben befindet sich einem Fluss an Veränderungen und es bieten sich uns daher auch immer wieder andere Möglichkeiten, in denen wir uns entscheiden können, wie wird damit umgehen. Augenblicke, die uns schöne Erinnerungen bringen, die uns vielleicht auch Glück aufgrund einer Veränderung bringen, die wir gar nicht erwartet haben und die eigentlich gar nicht in unser ursprüngliches Konzept gepasst haben.

Es gibt natürlich wunderbare kleine Happy Ends, die wir auch unbedingt genießen und feiern sollen, aber dann geht es weiter und wir dürfen uns auf weitere Geschehnisse einstellen, die eben auch zu wieder einem kleinen Glücksgefühl führen können. Es muss nicht dieses „eine“ Happy End geben, sondern es sind doch die vielen kleinen und auch großen wunderbaren Momente im Leben, die zählen, die es für uns schön und zufrieden und so richtig lebenswert machen. Viele kleine alltägliche Happy Ends ergeben doch in Summe ein ganz überwältigendes Happy End, das viele negative Erlebnisse überstrahlt.

 

In kleinen Schritten voran!

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So wie auch die größte Bergbesteigung mit einem kleinen Schritt beginnt, so wie auch das dickste Buch mit dem ersten Wort beginnt, so können wir uns doch auch täglich mit kleinen Happy Ends beglücken und viele kleine Happy Ends, die den Weg unseres Lebens immer wieder pflastern, sind doch besser als nur auf ein großes am Ende zu warten – wann und was das dann auch sein soll. Vor allem in unsicherer Zeiten, in Zeiten, in denen wir uns vielleicht eingeschränkt fühlen, in denen wir Sorgen haben, hilft es doch ungemein auf einen Happy-Moment im Hier und Jetzt zu schauen, die Gegenwart für uns schön zu gestalten und das unabhängig von einem großen Ziel, von einem vielleicht gewünschten überragenden Happy End in einer ungewissen Zukunft, von dem wir keine Ahnung, wann es kommen wird und wie es aussehen wird.

So können wir dafür sorgen, dass wir auch in diesen Zeiten von Corona immer wieder unsere eigenen ganz persönlichen kleinen Happy Ends erleben, uns immer wieder schöne und wohltuende Momente schaffen und müssen nicht dem Großen Ende hinterlaufen. Also genießen wir diesen täglichen kleinen Dinge, machen wir uns bewusst, wie viel Schönes wir doch immer erleben dürfen, und richten wir auch besonders jetzt im Lock-Down unseren Blick auf die vorhandenen positiven Dinge und genießen diese in vollen Zügen, ohne uns dabei immer nur wunderbare Szenen in der Zukunft auszumalen, von denn wir dann vielleicht ohnehin enttäuscht sind, und unser Glück dabei quasi immer weiter aufzuschieben.

 

Nun interessiert mich natürlich deine Meinung: Was bedeutet für dich ein Happy End? Sind das große besondere Ereignisse, die vielleicht auch hart erarbeitet werden oder trifft das auch auf kleine Geschehnisse zu? Welche Glücksmomente findest du in der derzeitigen Situation und was fällt dir schwer, es zu akzeptieren? Ich freue mich schon sehr auf deine Antwort.