Österreich

Spätsommer oder goldener Herbst – der Berg ruft!

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Was sind das doch für wunderbare, ja fast sommerliche Tage, die uns hier beschert werden – das Wetter kann sich wohl derzeit noch nicht so richtig entscheiden, welche Jahreszeit das nun wirklich sein soll oder ob überhaupt ein Jahreszeitenwechsel gewünscht ist. Aber mir soll das nur Recht sein; die Sonne bietet noch mal ihre ganze Kraft auf und bringt uns strahlende Wärme, diese Temperaturen um 25 Grad erfreuen mich absolut.

Ich weiß, einige von euch sind absolute Herbstfans und können die kommende Jahreszeit mit den bunt gefärbten Blättern, dem Morgennebel, den kuscheligen Abenden und dem Zwiebellook kaum erwarten und freuen sich auf den Umschwung. Ich hingegen will den Sommer am liebsten noch mit aller Kraft festhalten und möglichst lange in den Oktober mit hineinnehmen, denn umso kürzer wird dann schlussendlich der Zeitraum der kalten und vielfach auch trüben, regnerischen und nebeligen Tage.

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Also bin ich mit der derzeitigen Sommerverlängerung oder dem Altweibersommer oder auch dem Frühherbst – egal, wie wir es jetzt nennen wollen – sehr zufrieden und um diesem besonderen Sommer einen würdigen Abschluss zu gewähren, gibt es bei herrlichem Sonnenschein und wirklich warmen Temperaturen noch einen kleinen Ausflug und ich freue mich, wenn ihr mich dabei begleitet. Ach ja und nicht vergessen: ein paar gute Wanderschuhe und einen Rucksack brauchen wir unbedingt mit, denn wir wollen hoch hinaus.

 

Wenn wir erklimmen

Unser Weg führt uns Richtung Westen ins Salzburger Land und zwar genau nach Untertauern – der Nachbar Obertauern ist wohl allen Schifahrern ein Begriff und in der kalten Jahreszeit eine Hochburg des Wintersports in Österreich. Aber wir bleiben in Untertauern, einer eher kleinen Gemeinde mit nicht einmal 500 Einwohnern – unser Ziel ist nämlich die Tauernkaralm auf ungefähr 1.700 m Höhe.

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Also – Schuhe angezogen, Rucksack umgehängt und los geht der Aufstieg. Wer mich kennt, weiß, dass es keine wirklich anspruchsvolle Strecke ist und auch die zu bezwingenden Höhenmetern halten sich in Grenzen. Auf einer Forststraße starten wir unsere Wanderung und gemütlich geht es dahin – es bewahrheitet sich dabei, was Paul Klee gesagt hat: „Zu Fuß kann man besser schauen“.

Was es doch hier alles zu entdecken gibt – diese riesigen Ameisenhaufen sowohl am Wegrand als auch unter den Bäumen. Immer wieder versetzt es mich bei diesem Anblick in Erstaunen, wie diese kleinen emsigen Tierchen solche Gebilde bauen können und dabei im Verhältnis zu ihrer eigenen Körpergröße große Teile transportieren. Ein kleines Stück weiter hören wir neben uns einen kleinen Bach plätschern und sehen wie, wie das Wasser über die Steine nach unten stürzt und dort ein Wasserrad, das vom Wasser getrieben seine Runden dreht. Wir entdecken einen Baum, in den der Blitz eingeschlagen hat und bei dem daher ein Teil der Äste abgebrochen und die Rinde aufgesprungen ist. Doch auch die Tierwelt zeigt uns neben den Ameisen auch größere Tier und so begegnen wir mehreren Schwarznasenschafen, die friedlich auf der Alm liegen.

 

Plätschern am Tauernkarsee

Nach einer Kurve liegt er dann schließlich vor uns – dieser kristallklare, unglaublich schöne See, so idyllisch eingebettet in die Natur; die Gipfel, die Bäume, die Berglandschaft spiegeln sich in der glänzenden Wasseroberfläche und das Ufer lädt zu einer kleinen Rast ein.

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Hört ihr diese besondere Stille – ja, hier ist es so ruhig, kein Geräusch ist zu vernehmen, kein Autolärm, kein Gehupe, kein Gekreische und Geschreie, ja nicht einmal ein Summen, Zirpen oder Rauschen ist zu vernehmen. Wir befinden uns hier mutterseelenallein und um uns ist es einfach nur still und still und außer still eben für unsere Ohren absolut ungewöhnlich still – ich habe hier fast das Gefühl diese Stille mit den Händen fassen zu können, sie wirkt so richtig greifbar und irgendwie würde ich mir auch gerne eine Handvoll davon in meinen Rucksack packen und mit nach Hause nehmen.

Wie schön wäre es doch, diese dann in stressigen und hektischen Zeiten herauszukramen und wieder dieses herrliche Gefühl der Ruhe und der Zufriedenheit hervorzurufen. Hier können wir wirklich nur zustimmen: Das Glück ist manchmal einfach ein Augenblick der Stille, ein Augenblick, den wir gerne noch eine Weile ausdehnen wollen und auch werden.

 

Was für den Magen und was für die Seele

Schließlich erreichen wir unser Ziel und wir sind bei der rustikalen Almhütte angelangt. Nach dem Eintritt durch die niedrige Hüttentür erwartet uns mitten im Raum ein offenes Feuer und wir fühlen uns um viele Jahre, ja eigentlich Jahrzehnte zurückversetzt – eine richtige Rauchkuchl, wie wir sie bisher nur auf Bildern oder in Filmen, aber noch nie in Natura gesehen haben und in der die Speisen für die Wanderer zubereitet werden.

Tauernkar-WonderfulfiftyDie Hüttenwirtin empfängt uns mit einem fröhlichen „Griaß Tauernkar-Wonderfulfiftyenk!“ und lädt uns ein, Platz zu nehmen. Das lassen wir uns natürlich auch nicht zweimal sagen, denn seien wir uns ehrlich: Nirgendwo schmeckt ein Kaiserschmarrn so köstlich, ist der Genuss so lecker, wie nach einer kleinen Wanderung in der frischen Luft hier vor der Hütte im Sonnenschein.

 

Die Bewegung und die Bergluft bringen ein so wunderbares Hungergefühl und der erste Bissen von dieser Mehlspeise, dieser leckere Geschmack der flaumigen Köstlichkeit auf unserem Gaumen lässt uns alles um uns vergessen. Alles ist abgeschüttelt, alles Lästige ist im Tal geblieben und wir genießen diesen herrlich friedlichen und entspannten Moment hier auf der Alm, während uns die spätsommerlichen Sonnenstrahlen wärmen und noch zu einem kleinen Sonnenbad einladen.

 

Wenn die Sonn‘ untergeht

Tauernkar-WonderfulfiftyNatürlich erforschen wir dann auch noch etwas die Umgebung – im Dämmerlicht streifen wir durch den lichten Wald und sind fasziniert, welch besonderes Lichtspiel sich uns hier bietet. Die Sonnenstrahlen bahnen sich den Weg durch das Dickicht und umgeben uns mit einer geradezu unwirklichen Stimmung, während wir in der Ferne die Berge in der Abendsonne leuchten sehen. Da braucht es keinen Filter, da braucht es keine Bildbearbeitung – die Natur schafft hier Eindrücke, sie zeigt uns hier Bilder, wie wir sie ansonsten wohl selten sehen.Tauernkar-Wonderfulfifty

Es dauert nicht mehr lange und dann ist es so weit: Die Sonne nähert sich über dem Bergrücken dem Horizont und taucht als glühender Ball die Berggipfel rundherum in ein besonderes Licht. Wir beobachten dieses Schauspiel, das aber nur wenige Minuten dauert – ja für mich so unglaublich schnell ist die Sonne jetzt plötzlich verschwunden, dass wir richtig die Bewegung des Absinkens wahrnehmen konnten.

Ich bin ja eigentlich nicht der wirklich sportliche Typ und stundenlanges Wandern oder anspruchsvolle Bergtouren sind nicht so Meins – ich stehe nach so einer Bergbezwingung nicht mit hochgerissenen Armen und voller Begeisterung oben oder blicke fasziniert auf den Weg ins Tal und freue mich über meine Leistung. Aber das hier ist einfach nur schön und stimmungsvoll und nicht wirklich in Worte zu fassen. Wir sind hier allein auf der Weide, die Hektik und der Stress des Alltags sind weit fort.

In diesem Moment möchten wir gerne den hektischen Menschen zurufen: Gönnt euch doch immer mal wieder ein bisschen Ruhe – es tut einfach so gut. Solche Augenblicke sind richtige Seelenschmeichler – da möchten wir gerne die ganze Welt umarmen und an der glücklichen Stimmung teilhaben lassen.

 

Abendstille

Aber wir dürfen bei unserer Wanderung noch etwas Besonderes erleben, etwas, das wir nicht jeden Tag hören. Nachdem die Sonne hinter den Bergrücken verschwunden ist und sich auch rasch die Kälte spürbar breit gemacht hat – es fühlt sich an, als ob jemand den Heizungsschalter umgelegt hat und wir innerhalb kürzester Zeit von kalter Luft umgeben sind -, hüllen wir uns in die Daunenjacken.

Tauernkar-WonderfulfiftyEs wird langsam wieder Zeit für den Abstieg – die Stirnlampe, die uns so ein kluger Geist doch vorsorglich eingepackt hat und die eigentlich laut der „Bergfexe“ ohnehin bei jeder Wanderung in den Rucksack gehört, leistet uns jetzt gute Dienste, denn genauso  schnell wie es nach diesem wunderbaren Spätsommertag wirklich sehr, sehr kalt geworden ist genauso schnell ist es auch finster geworden und wir können nur mehr die Schatten der Bäume erahnen.

Doch nun auf ins Tal – warm eingepackt machen wir uns auf den Weg und schon bald hören wir diese ungewohnten Laute. Was ist denn das? Wo kommt das denn bloß her? Plötzlich dieses eigenartige Brüllen und dann wird es uns klar – der Herbst naht und die Hirsche röhren zur Brunftzeit aus vollem Hals und schaffen damit eine eigenartige Stimmung bei unserer nächtlichen Talwanderung, es umgibt uns eine Stimmung, die von Macht, von Kampf beherrscht ist und eine geradezu mystische Atmosphäre verbreitet.

Voll gepackt mit frischer Energie, mit einer wunderbaren Stimmung und einem Wohlgefühl geht für uns dieser Ausflug zu Ende und wir kommen zufrieden zu Hause an.

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Das ist jetzt ein Beitrag mit weniger Worten und dafür für mich eher ungewöhnlich vielen Bilder, aber manches Mal trifft doch tatsächlich dieser Spruch zu: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte und das war bei diesem Ausflug auch so – diese Stimmung kann nicht so gut beschrieben werden, wie sie hoffentlich durch ein paar der Aufnahmen vermittelt werden kann. Hier ist es wohl wirklich besser, mal die Fotos sprechen zu lassen.

Kurz zusammengefasst hört sich das jetzt nicht nach einem aufregenden und ereignisreichen Tag an, keine großartigen Besichtigungen, keine außergewöhnlichen oder spannenden Erlebnisse – aber genau solche Tage brauchen wir auch immer mal wieder zwischendurch, Tage, die wir in Ruhe verbringen, die nicht mit Aktionen vollgepackt sind, die wir ohne große Ereignisse genießen und die aber dafür voll sind mit Augenblicken, in denen wir einfach nur Sein dürfen, einfach im Hier und Jetzt den Moment erleben und ohne Hast und Druck die Zeit verbringen.

 

Es ist wohl so, dass jeder seine Freizeit anders gestaltet, dass jeder andere Interessen hat und damit auch andere Vorstellungen von einem gemütlichen und entspannten Tag. Es war für mich jedenfalls wunderbar, den Kopf etwas frei zu bekommen, nochmals die Sonne zu genießen – eine kleine eingeschobene Auszeit, die doch so viel Kraft und Energie bringt und von der wir dann auch an nicht so schönen Tagen und bei besonderen Herausforderungen zehren können.

Jetzt bist auch schon du an der Reihe und ich freue mich sehr auf deine Meinung: Womit schaffst du dir zwischendurch eine kleine Auszeit – wie muss ein Tag für dich  sein, dass er zum Abschalten und Genießen, aber auch zum Auftanken dient? Wie hast du den Sommer ausklingen lassen oder war es bei eher ein fließender Übergang in den Herbst?