Gedankenplauderei

… und dann passiert es doch! Das Klopapier ist aus!?

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Was begrüßt uns am Morgen in den Schlagzeilen? Was ploppt ständig in Social-Media auf? Was beherrscht die Nachrichten, aber auch die Bloggerwelt? Eigentlich wollte ich dem Corona-Virus auf meinem Blog keinen Platz geben, aber da er ohnehin in unser alltägliches Leben und in unsere Gedankenwelt eingedrungen ist und sich dort ordentlich breitgemacht hat, gibt es heute auch von mir ein paar Überlegungen dazu, bevor es wieder mit anderen Beiträgen weitergeht. Es handelt sich hierbei um keine wissenschaftliche oder medizinische Abhandlung, sondern es geht nur darum, was mir in dieser Zeit so alles durch den Kopf geht.

Anfangs war dieser kleine höchste ansteckende Erreger für mich eigentlich eher weit entfernt und nicht wirklich konkret – in einer Provinz in China, in Hubei sind viele Menschen erkrankt, ein neuartiger Virus ist dort aufgetreten. Ich war davon überzeugt, dass es sich um eine sowohl zeitlich als auch örtliche eingeschränkte Erscheinung handelt, wie wir diese immer wieder einmal erlebt haben – denken wir an die Nuklearkatastrophe in Tschernobyl oder Fukushima, an den Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull, an die Ebola-Fieberepidemie oder die SARS-Pandemie. Doch dieses Mal ist vieles anders.

 

Der schwarze Schwan

Das ist jetzt eine Situation, die wohl noch keiner von uns in dieser Form kennt und erlebt hat. Ja, alle Bereiche unseres Lebens sind doch davon betroffen, in alle Bereiche greift dieser kleine, eigentlich für uns unsichtbare Erreger ein und beeinflusst sie auf die verschiedenen Weisen.

Dazu machen wir jetzt mal kurz gedanklich einen kleinen Ausflug und schauen in die Natur – wir erwarten doch alle, dass sich aus einem Schwanenei ein großer weißer Schwan entwickelt, dieser schöne, weiße Vogel, der dann majestätisch über das Wasser gleitet. Doch in ganz, ganz seltenen Fällen passiert jedoch etwas Anderes. Da bekommt nämlich der Schwan ein schwarzes Gefieder und wird zum Erstaunen nicht zu einem weißen, sondern unglaublicherweise zu einem schwarzen Schwan.

Was können wir davon für uns mitnehmen? Schwarze Schwäne sind ein extrem seltenes Phänomen, aber es gibt sie eben trotzdem und sie tauchen ganz unerwartet und überraschend auf. – Damit zeigen sie, dass eigentlich in allen Fällen – auch in jenen, die immer gleich ablaufen, bei denen es noch nie eine Änderung gegeben hat – immer ein gewisses Restrisiko besteht, dass etwas dann doch einmal nicht so kommt, wie wir es normalerweise erwarten.

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Und so ist jetzt in unserem Leben auch passiert – der „schwarze Schwan“ ist also gelandet. Denn plötzlich ist da so ein winzig kleines Ding und schafft es, das Leben auf einem ganzen Planeten auf den Kopf zu stellen.

 

Was ist selbstverständlich?

Denken wir mal kurz ein paar Wochen zurück: wie hat es sich da angefüllt, wenn wir in den Supermarkt gegangen sind? Alle Regale waren voll mit den verschiedenen Produkten, zu jeder Warengruppe haben wir eine riesige Auswahl an unterschiedlichen Artikeln vorgefunden und in manchen Fällen hat uns diese vielfältige Produktpalette fast schon überfordert. Oder wir hatten Bedarf oder vielleicht auch nur Lust auf eine neue Hose, einen neuen Pullover, einen neuen Parfum oder Nagellack und schon konnten wir uns das Gewünschte in den verschiedensten Shops kaufen.

Oder wir wollten uns mit Freunden treffen und sind dazu in unser Lieblingscafe. Oder wir sind jeden Tag zu unserem Arbeitsplatz gependelt und haben unsere Aufgaben in Angriff genommen, manche mit Freude und Eifer, manche mit Unlust oder nur des Geldes wegen. Oder wir haben Pläne für eine kleine Auszeit, für unseren nächsten Urlaub, für einen Städtetrip oder wie in unserem Fall für ein Familientreffen geschmiedet, haben nach Flügen oder Unterkünften gesucht.

Ja, all das war selbstverständlich für uns, es gehörte bis vor kurzem zu unserem normalen Leben dazu, dies immer und jederzeit zur Verfügung zu haben oder nach Belieben bedenkenlos immer ausführen zu können. Niemand konnte noch vor zwei Wochen ahnen, wie sehr sich unser Leben durch nur so einen kleinen Erreger verändern wird, wie Dinge, die für uns logisch und alltäglich waren, plötzlich nicht mehr in dieser Form oder auch überhaupt nicht mehr möglich sind.

 

Was ist notwendig?

Für die letzte Woche hatte ich den Besuch eines Ostermarkts sowie einige weitere Besorgungen geplant. Der Ostermarkt wurde dann kurzfristig abgesagt und so habe ich meinen Einkaufsbummel auch um eine Woche verschoben und ihr ahnt jetzt schon, was jetzt passiert ist. Genau, die Einschränkungen im Handel sind eingetreten und somit die nicht lebensnotwendigen Geschäfte nicht mehr geöffnet und nun ratet mal, mittlerweile ist fast eine Woche vergangen und keines dieser Dinge geht mir wirklich ab, keines dieser Dinge habe bisher wirklich gebraucht.
Ja, da wird uns dann vor Augen geführt, was tatsächlich lebensnotwendig ist – dazu gehört bestimmt nicht das neue Smartphone, das Heinz jetzt unbedingt braucht, dazu gehört nicht die so tolle Hose, ohne die Susi jetzt absolut nichts mehr zum Anziehen hat, dazu gehört sicher auch nicht die Stilvase, die bei der Tante jetzt sofort das Wohnzimmer verschönern soll. Diese Liste ließe sich jetzt noch beliebig fortsetzen.

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Aber vielleicht gelingt es uns in dieser Zeit der notwendigen Einschränkungen, uns mal bewusst zu machen, was wirklich notwendig ist, was wir wirklich brauchen. Vielleicht wird uns auch bewusst, wie selbstverständlich wir den Luxus und Überfluss um uns nehmen, wie sehr wir von Konsum umgeben sind, wie vieles einfach zum alltäglichen Leben gehört, aber eigentlich gar nicht erforderlich ist. Vielleicht bedenken wir auch, dass hier manches durch so ein kleines unerwünschtes Wesen einfach mal wieder eine andere Bedeutung bekommt und vielleicht auch wieder einmal in ein anderes Licht gerückt wird.

 

Was ist wichtig?

Doch auch wenn wir jetzt eine Menge Einschränkungen in unserem Alltag haben, wenn wir nicht mehr alle gewohnten Freiheiten haben, dann ist mir dennoch bewusst, wie es gut es uns trotz allem geht, dass diese kleinen Verzichte doch unsere eigentliche Lebensqualität nicht wirklich großartig mindern und dass trotzdem alle wesentliche Grundbedürfnisse befriedigt sind.

An erster Stelle gleich mal etwas Grundlegendes: wir müssen durch die gegebene Situation nicht wirklich um unser Leben fürchten; wir brauchen keine Sorge haben, dass etwa im nächsten Moment eine Bombe unser Umfeld und unser Leben zerstört, wir brauchen keine Angst haben, dass wir in unserem Land einfach erschossen oder auf andere Form getötet werden.

Wir haben ein Dach über dem Kopf, das uns dieser Virus nicht entreißt und wo wir immer wieder gerne Zeit verbringen und jetzt auch länger dürfen – um hier gleich mal das „Ich muss zu Hause bleiben“ in ein „Ich darf zu Hause bleiben“ umzuwandeln. Das beinhaltet doch das Gleiche und hört sich gleich mal viel positiver an.

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Ja, wir haben auch genug zu essen und können bei Bedarf in den Geschäften für Nachschub sorgen. Möglicherweise ist die Auswahl nicht in der Form vorhanden, wie wir es bisher im Alltag gewohnt gewesen sind und wie es für uns auch selbstverständlich war, aber ist es wirklich wichtig, ob wir unseren Joghurt aus fünf anstatt zwanzig Sorgen auswählen können? Ist es wirklich erforderlich, dass uns dreißig verschiedene Käsesorten vorgelegt werden? Müssen wir eine riesige Menge an Gemüsearten zur Auswahl haben? Entscheidend ist doch, dass wir uns gesund und vernünftig ernähren können und das ist auch jetzt noch ohne irgendwelche unlogischen Hamsterkäufe möglich.

Seien wir uns ehrlich, was diese gesamte Hysterie um das Klopapier soll, ist mir bis heute unverständlich. Aber anscheinend hat ein möglicher Toilettenpapierengpass doch etliche Menschen so verunsichert, dass sich die Käufe wie ein Lauffeuer verbreitet haben. Ein Bekannter hat mir erzählt, dass seine Eltern ganz verzweifelt Klopapier kaufen wollten, obwohl sich herausgestellt hat, dass sie ohnehin 5 vollständige Packungen bereits zu Hause hatten.

Irgendwie zeigt das, wie irrational manche jetzt in dieser Situation denken und handeln und wie schnell sich auch Panik und Hysterie aufgrund von unnötigen Kleinigkeiten erzeugen und verbreiten lassen. Ist das eventuell auch ein Ventil gewesen, bei dem die Menschen ihre eigenen Ängste etwas beruhigen konnten?

 

Rücksichtnahme und schwarze Schafe

Auch wenn ich selbst nicht zur Risikogruppe gehöre, ist es doch selbstverständlich, auf die anderen Menschen zu achten und Rücksicht zu nehmen, vielleicht auch manchmal für die älteren oder anfälligen mitzudenken.

So hat meine Nichte ein Treffen ihrer Kinder mit den Großeltern ganz liebevoll organisiert, dass sie sich an einem Bach an gegenüberliegenden Ufern getroffen haben. Die Kinder konnten somit Oma und Opa sehen und mit ihnen reden, hatten aber keine Möglichkeit, sie zu berühren und eventuell den Erreger zu übertragen. Ja, so geht es auch und es gibt jetzt immer wieder so schöne Beispiele, wie Menschen kreativ und dabei rücksichtsvoll und mit Bedacht auf andere reagieren. Ich finde dies wirklich fantastisch und es gibt auch Hoffnung, dass wir diese Herausforderung gemeinsam wunderbar meistern werden.

Leider gibt es doch auch einige wenige schwarze Schafe, die einfach nicht verstehen wollen, dass es hier nicht nur um sie selbst und ihre mögliche Erkrankung, sondern auch um die Gefährdung anderer geht. So gibt es etwa eine Frisörin, die trotz der Vorgaben einen Haarschnitt durchführt oder einen Wirt, der sein Lokal öffnet, größere Menschengruppen, die beisammen stehen und sich unterhalten oder jemand, der seinen Freund besucht.

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Natürlich ist es jetzt vorrangig auf die Gesundheit zu achten, alle Punkte, die uns immer wieder vermittelt werden, sind einzuhalten. Doch eines ist für mich auch ganz wichtig: es ist nicht nur unser Körper, der in dieser Zeit Pflege und sorgsamen Umgang braucht, nein wir müssen auch auf unsere Gefühle, auf unsere Seele achten, die zurzeit sicher auch ganz besondere Beachtung brauchen:

Dankbarkeit:
Durch die derzeitigen Einschränkungen sind die sozialen Kontakte auf ein Minimum reduziert – also kein spontanes Treffen mit Freunden, kein Besuchen der Großeltern – und die Reisemöglichkeiten sind überhaupt stillgelegt. Daher schätze ich die technischen Möglichkeiten in diesen Tagen total. Wie schön ist es doch, eure Blogbeiträge zu lesen oder mit den anderen online Kontakt zu halten. Vor allem eine wunderbare Nachricht aus der Ferne von unserer „Japanerin“ zaubert mir dann gleich mal ein Lächeln ins Gesicht.

• Humor:
Es steht zurzeit natürlich Unsicherheit im Raum und wir alle hoffen, dass keine Lieben von diesem Virus betroffen sind und dass eine schnelle Eindämmung der Verbreitung möglich ist. Trotzdem hilft es nicht, wenn wir jetzt nur verbissen und resigniert durch die Gegend laufen oder uns vielleicht wegen der Vorgaben und Auflagen aufregen. Ein bisschen Lachen, vielleicht auch mal über sich selbst, ein bisschen über den Dingen stehen gehört da einfach dazu. Und wenn sonst nichts hilft, dann Netflix anwerfen oder sich ein Kabarett anschauen.

Vertrauen:
Es ist natürlich jetzt schwierig zu beurteilen, welche Maßnahmen unbedingt erforderlich sind, welche wirklich zielführend sind, welche besser sind – das wird sich endgültig erst in einem Rückblick weisen. Doch in unserem Land wird wirklich sehr viel getan, um die Ausbreitung zu verlangsamen, auch wenn damit Schritte notwendig sind, die wir uns vor kurzem noch nicht vorstellen konnten. Ich habe Vertrauen und verlasse mich darauf, dass hier von unserer Regierung wirklich umsichtig und besonnen gehandelt wird und es freut mich dabei ganz besonders, dass hier so viel Zusammenarbeit über die Parteigrenzen hinweg gezeigt wird.

Vernunft:
Wir sollen vernünftig sein, wir wissen, dass für einen Großteil der Menschen dieser Virus keine Lebensbedrohung darstellt, ja meist sogar nur leichte Symptome mit sich bringt und eine Infektion eigentlich harmlos und mild verläuft. Dennoch können wir alle sehr wohl auch zu einem Überträger werden, ohne dass uns das selbst bewusst ist, und damit einerseits ungewollt ältere oder anfällige Menschen anstecken als auch andererseits diesen kleinen Krankheitserreger immer weiter verbreiten. Daher ist social distancing zurzeit einer der wichtigsten Punkte im menschlichen Zusammenleben und das eigentlich über den ganzen Globus gesehen.

Last but not least natürlich eine positive Lebenseinstellung:
Dies ist wohl in der aktuellen Zeit sowohl für uns als auch für unser Mitmenschen wesentlich. Wir werden ja täglich mit Informationen über die neuesten Entwicklungen um das Corona-Virus zugepflastert und da schaffen wir uns am besten einen Ausgleich, indem wir uns auf positive Geschichten, vielleicht auch auf witzige Erzählungen konzentrieren und so diesem Erreger keine wirkliche Möglichkeit geben, unsere Stimmung allzu sehr zu beeinflussen und zu vermiesen – also bleibt trotz allem oder besser wegen allem positiv.

 

Klar erzeugt so eine ungewohnte und unbekannte Situation wie derzeit bei den Menschen Unsicherheit und teilweise auch Angst. Keiner weiß, wie lange diese Situation andauert – keiner weiß, welche Auswirkung diese Situation schlussendlich auf die Menschen selbst, auf die Wirtschaft, auf unser gesamtes Umfeld hat. Wie sieht es in Zukunft mit der gesundheitlichen Sicherheit aus, wie sieht es in Zukunft mit dem globalen Gefüge aus, wie sieht es mit den Arbeitsplätzen aus?
Im Endeffekt wird dieser Virus eine nicht unerhebliche Auswirkung darauf haben, wie wir miteinander umgeben, aber auch darauf, wie wir selbst leben.

Egal, was die nächsten Tage oder auch Wochen uns noch bescheren werden, es liegt an uns, was wir daraus machen und wie wir sie für uns gestalten.

Dazu wünsche ich euch alles, alles Gute, passt auf euch und eure Mitmenschen auf, bleibt gesund und natürlich freue ich mich total, wenn du mir etwas Zeit schenkst und mir deine Erfahrungen hinterlässt und mir von deinen schönen, interessanten, traurigen oder vielleicht auch lustigen Erlebnissen erzählst.