Gedankenplauderei, Lifestyle

Treten, treten, treten – Sommerliebe trifft Biker

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Der Juni hat uns zwar noch nicht den so erhofften wunderbar strahlenden Sommer gebracht, aber dennoch gab es doch schon ein paar ganz herrliche Sonnentage, die uns bereits am Morgen mit den Sonnenstrahlen gekitzelt und uns damit ins Freie, in die Natur, in die Parks, in die Gastgärten gelockt haben. So hat uns auch so ein strahlender Sommertag gleich mal in Aufbruchsstimmung versetzt und wir wollen diesen Sommer auf der Haut spüren, einatmen und erleben. Vielleicht auch verbunden mit ein bisschen Bewegung. Ja, ich sage bewusst Bewegung, denn mit „richtigem“ Sport bin ich nicht wirklich kompatibel und vermeide jeden Kontakt tunlichst. Aber so ein bisschen frische Luft atmen und dabei gemütlich eine kleine Wegstrecke zurückzulegen ist absolut Meins. Was darf es denn nun sein: Spazieren? Oder Wandern? Oder vielleicht doch Radfahren?

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Nach einer kurzen Anfahrt in das nördliche Österreich – immer weniger Berge, immer weniger Häuser, immer kleinere Hügel, immer flachere Landschaft, immer mehr Grün, immer mehr Blau – dürfen unsere Drahtesel in Aktion treten. Ich muss dazu gleich gestehen, mir gehört so ein Bike mit dem Beipack – natürlich gleich mal um einiges schwerer zu heben, aber um einiges leichter zu fahren und es ist seit nunmehr sieben Jahren ist es mein treuer Begleiter.

 

Pedaltreter im Nirgendwo

Also aufgestiegen und unsere Fahrt kann losgehen. Ein wunderbarer gemütlicher Weg führt hier am Gewässer entlang, viele Sträucher, Bäume und Blumen säumen den Wegrand und wir erhaschen dazwischen immer mal wieder einen Blick auf das Wasser. Über all dem spannt sich ein wolkenloser blauer Sommerhimmel und schickt uns die wärmenden Sonnenstrahlen…und treten und treten und treten…und jetzt horchen wir auf: es ist still, wir hören nur das Plätschern des Wassers, das Summen der Hummeln, hin und wieder das Flattern eines Vogels. Nur ein paar schnatternde Gänse bringen dann mal lautere Geräusche in die ruhige Kulisse. Was für ein Frieden und eine Ruhe, was für eine schöne Auszeit vom Alltag.

Unser Blick geht nach vorne und wir sehen nur eine endlose Wegspur, der wir folgen, immer weiter, immer weiter – das Sichtfeld ändert sich nicht und wir verlieren das Gefühl für die gefahrene

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Strecke, da sich immer das gleiche Bild bietet. Menschen sind weit und breit nicht zu sehen, weder vor noch hinter uns noch sonst irgendwo – wir befinden uns anscheinend alleine auf weiter Flur und gewinnen immer mehr den Eindruck, fast fern der Zivilisation in einem Nirgendwo angekommen zu sein, in einem Gebiet, in dem sich noch Fuchs und Henne Gute Nacht sagen und einfach ein wunderbarer Frieden herrscht. Ein absoluter Moment zum Innenhalten und zum In-sich-Ruhen.

In der Ferne sehen wir schließlich ein violettes Leuchten – mein erster Gedanke geht gleich mal Richtung Lavendel, aber beim Näherkommen sehen wir dann, dass es sich um riesige Mohnfelder handelt. Anfangs etwas verwirrt, da für mich die Mohnblüten eigentlich rot zu sein haben, aber ein wirklich schöner Anblick.

Eine wunderbare Landschaft, eigentlich keine aufregende, keine beeindruckende oder faszinierende Landschaft, aber sehr wohl ein Gebiet, das auf eine besondere Art sympathisch und normal wirkt. So geht Bewegung eben auch, so geht Ausflug eben auch, so geht Entspannen unabhängig von Corona-Regeln eben auch.

 

Stau und Ruhe

Bei der Rückfahrt hören wir immer wieder im Verkehrsfunk die aktuellen Entwicklungen auf den Straßen – in den Mitteilungen geht es dabei unter Anderem auch um den Grenzübergang in Nickelsdorf. Hier gibt es eine Wartezeit von zwei Stunden, um von einem Land in das Nachbarsland zu wechseln – ob in eine Richtung oder in beide kann ich nicht genau sagen – trotzdem hatte ich gleich dieses Bild vor Augen, das wir auch schon beim Pfingstreiseverkehr in den Nachrichten beobachten konnten. Stoßstange an Stoßstange schlängeln sich die Autos auf den Straßen oder vielmehr stehen sie auf den Straßen und warten, dass es doch wieder einige Meter weitergeht. Ja, in diesem Moment sind wir für uns wirklich froh, dass wir diese eher unbekannte und belebte Gegend für unseren Ausfahrt gewählt haben, denn kein Stau, kein Stress, keine Menschenmassen, die sich irgendwo drängeln, haben zu einem absolut entspannten Tag beigetragen.

 

Es geht wieder los

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Die Lockerungen der Corona-Einschränkungen sind fast Hand in Hand gegangen mit den wärmeren Tagen und haben somit vielfach eine regelrechte Aufbruchstimmung bei den Menschen hervorgerufen. Wie wenn eine Schleuse geöffnet worden ist, sind die Menschenmassen nach den Öffnungsschritten teilweise aus ihren Wohnungen, ihren Häusern geströmt und haben sich die Bereiche ihres „normalen“ Lebens wieder zurückerobert. Sei dies nun in den Lokalen, bei den Veranstaltungen, bei den Museen, bei verschiedenen Aktivitäten und Treffen oder auch beim Urlaub.

Das mag zu einem Großteil auch an den verschiedenen Medien liegen – ich will jetzt sicherlich keineswegs über die Medien negativ berichten, im Gegenteil, es liegt immer noch an uns, was wir konsumieren, worauf wir uns einlassen und womit wir uns beschäftigen. Aber wenn wir ständig darauf hingewiesen werden, was wir jetzt schon dürfen, was uns jetzt schon möglich ist, zu unternehmen und zu erleben, dann lässt das sicherlich bei so einigen die Alarmglocken läuten und sie fühlen sich unter Zwang, das „neue“ Angebot unbedingt sofort anzunehmen. Aber auch ansonsten ploppen alle möglichen Werbungen auf, sei es nun online in den verschiedenen Bereichen oder auch auf den Plakaten, den Flugblätter und den Printmedien. Sie wollen uns auf ihre Art jetzt besonders zu Aktionen animieren: „Das hast du dir nach dieser Pandemie verdient“ will das Belohnungszentrum zu einem Kauf anreizen. Aber auch bei den Urlaubsangeboten sind Aufrufe wie „Endlich wieder entspannt abtauchen“ oder „Endlich wieder Leichtigkeit und Lebensfreude spüren im Paradies“ vertreten und wollen mit dem „Endlich“ darauf hinweisen, wir dürfen jetzt und wir sollen natürlich aus ihrer Sicht auch jetzt.

 

Muss ich das?

Ein weiterer Schritt sind dann natürlich auch die vielen Posts, Beiträge und Berichte, wo die Menschen davon berichten, wie sie ihre neu gewonnene „Freiheit“ nun wieder genießen. Aber auch die

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Fotos und Bilder, die uns dann immer wieder zeigen, was andere schon erleben, welche Lokale sie bereits besuchen, welchen Urlaub sie machen, weckt dann in manchen das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn sie nicht selbst auch gleich aktiv werden. Vielleicht auch in dem Bedürfnis, alles Vergangene nachzuholen, seien es nun Geburtstagsfeiern oder andere Anlässe, und den zusätzlichen aktuellen Angeboten artet dies doch bei manchen doch auch gleich wieder in Freizeitstress pur aus.

So hat uns ein Freund vor der Corona-Zeit mal erzählt, dass bei ihm die Einladungen und Verpflichtungen schon so überhand nehmen, dass er keine eigentliche Freizeit, also Zeit, die er einfach selbst gestalten kann, die er ungeplant genießen und erleben kann, die ihm nur für seine Wünsche zur Verfügung steht, mehr hat. Jedes Wochenende, ja fast jeder Abend ist getimt und er wünscht sich nur mehr eine Auszeit von diesem Überangebot und diesem indirekten Druck und Zwang, dies zu besuchen oder daran teilzunehmen zu müssen. Für ihn waren die Lock-Downs und die nachfolgenden Zeiten fast eine kleine „Erholungsphase“ und eine Neuorientierung – er will sich jetzt auf jeden Fall nicht mehr in dieses Rad pressen lassen, sondern auch in der Freizeit kürzer treten.

 

Will ich das oder soll ich das?

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Es gibt es natürlich auch immer wieder Anlässe, zu denen wir uns quasi in irgendeiner Form verpflichtet fühlen – manches ist etwa in beruflicher Hinsicht erforderlich, manches bringt das gesellschaftliche Zusammenleben mit sich und bei manchem wollen wir einfach, unsere Mitmenschen nicht vor den Kopf stoßen, indem wir eine Einladung ablehnen oder an einer vorgeschlagenen Aktivität nicht teilnehmen. Hier das richtige Mittelmaß zu finden zwischen eigener Fürsorge und gesellschaftlichem Miteinander ist natürlich nicht ganz einfach, da doch jeder andere Bedürfnisse hat – einer fühlt sich in einer Menschenmenge wohl, ein anderer genießt eher die Stille und Ruhe und ein anderer liebt eben die Abwechslung zwischen beiden.

Es stellen sich dann immer wieder Fragen: Müssen wir wirklich an Allem wieder teilhaben, müssen wir wirklich so viele Termine in unserem Berufsleben einplanen oder können wir darauf verzichten und wollen wir das überhaupt? Wie wollen wir unsere Freizeit gestalten – gibt es hier eventuell Veranstaltungen, denen wir doch nur aus Pflichtgefühl oder auch aus Angst, etwas zu versäumen, beiwohnen?

 

Was passt für mich?

Natürlich ist es ein Grund zur Freude, wenn wir uns wieder mit Menschen treffen, wenn wir wieder verschiedene Möglichkeiten zur Gestaltung unseres Lebens haben. So waren es für mich wirklich ganz besondere Stunden, als ich unlängst drei Freundinnen wiedergetroffen habe, zu denen ich seit Herbst 2020 keinen persönlichen Kontakt hatte. Dieses Wiedersehen war dann schon überwältigend und ich möchte dies absolut nicht missen. Doch so große Menschenansammlungen, egal zu welchen Anlass waren eigentlich nie so sehr mein Ding und diese Einschränkungen in der Corona-Zeit haben mir absolut gezeigt, dass mir diese keineswegs fehlen und ich mich im Gegenteil ohne sie auch wohler fühle. Daher versuche ich auch in Zukunft dies mehr zu berücksichtigen, mehr darauf zu achten, welche Einladung, welche Veranstaltung, welche Aktivität mir wirklich guttut und mir auch mal Zeit für das Nichtstun zu nehmen und etwas bewusst nicht anzunehmen.

Wie geht es dir mit den derzeitigen Öffnungen – hast du das Gefühl, viel versäumt zu haben und willst du Einiges nachholen? Kannst du es nicht mehr erwarten, bestimmte Dinge zu unternehmen? Wie gehst du an die aktuelle Situation heran – nutzt du die Möglichkeiten aus oder wählst du nur einige davon aus? Was möchtest du vielleicht für die Zukunft ändern?
Ich bin schon ganz gespannt, deine Meinung zu lesen.