Gedankenplauderei, Persönliches

Unser Alter – was sagt das schon aus?

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Für mich war mein Alter bisher eigentlich nie wirklich wichtig und ich habe auch mit solchen Aussagen von anderen wie „Nach dem Alter fragt man eine Frau nicht!“, „50 ist das neue 30“ oder dem gutgemeinten Kompliment „Du siehst aber gut aus für dein Alter.“ nicht wirklich viel anfangen können. Auch wenn manche – vor allem Frauen bei der Frage nach dem Alter zusammenzucken und dann vielleicht eher kryptisch antworten „Ich bin schon etwas älter“ oder vielleicht auch kokett eine Gegenfrage stellen „Na, wie alt schätzt du mich denn?“, so konnte ich das nie wirklich nachvollziehen und habe aus meinem Alter nie ein Geheimnis gemacht.

Wir identifizieren uns doch nicht mit dem Alter, wir sind doch nicht nur diese Jahreszahl, sondern viel mehr. Ines hat mit mich ihrem Beitrag dann doch etwas zum Grübeln gebracht, Nicole und Sabine haben dann noch eines draufgelegt und so dürft ihr heute meine Gedanken zu diesem Thema lesen – wie ist das nun so mit dem Alter, wo kann denn nun ein Unterschied zwischen tatsächlich und gefühlt oder biologisch und sozial oder auch gefühlt entstehen und vor allem aus welchem Grund.

Ja, so einfach ich das anscheinend nicht mit dem tatsächlichen und gefühlten Alter oder etwa doch?

 

Wie alt bist du?

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Beginnen wir mal mit dem einfachen, dem chronologischen Alter – dazu genügt ein Blick auf die Geburtsurkunde und es ist definiert, wie lange wir schon auf der Erde herumwandeln. Dabei wird allein nur die Zahl an Jahren betrachtet – mit sechzehn bist du wahlberechtigt, mit achtzehn bist du volljährig, mit 65 kannst du in Pension gehen, wobei hier außer dem Alter als festgelegtem Stichtag keine wesentlichen zusätzlichen Kriterien einfließen.

Doch so einfach ist dann doch auch wieder nicht: wenn ich da meine beiden Schwägerinnen betrachte – beide gleich alt, beide in einem ähnlichen Umfeld aufgewachsen und doch so verschieden in ihrem Verhalten, in ihren Ansichten, in ihrem Stil, da ist alleine die Anzahl der Lebensjahre nicht wirklich aussagekräftig.

 

Was sagt die Biologie dazu?

Das biologische Alter zeigt widerum an, inwieweit sich die körperliche Verfassung eines Menschen mit seinem kalendarischen Alter deckt oder eben nach oben oder unten davon abweicht. Natürlich habe ich dazu gleich mal nachgeschlagen und das Internet befragt. Die Suchmaschinen bieten jede Menge Auswahl, um auszurechnen, wie alt unser Körper nun „wirklich“ ist und so habe ich mich eben auch den unterschiedlichen Testfragen angefangen von den Cholesterinwerten bis zu den Lebensgewohnheiten gestellt. Ausgehend vom aktuellen tatsächlichen Alter sind in Abhängigkeit von der Antwort Jahre hinzu zu rechnen oder eben abzuziehen. Zwar sind die einzelnen Ergebnisse bei mir ziemlich deckungsgleich gewesen, aber wie ernst zu nehmen diese Online-Tests sind, bleibt jedem wohl selbst überlassen zu beurteilen.

Doch hier wird eben ersichtlich, das Geburtsdatum ist eine fixe Konstante in unserem Leben und lässt keinen Einfluss auf das tatsächliche Alter zu, im Gegensatz dazu liegt das biologische Alter zu einem großen Teil in unseren Händen – wir können selbst entscheiden, ob wir rauchen oder nicht, welche Speisen wir zu uns nehmen, ob wir Bewegungen machen und wie wir generell mit unserm Körper umgehen und wie sich unser Verhalten auf unsere physische Verfassung auswirkt.

 

Wie sieht es mit dem sozialen Alter aus?

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Hierbei handelt es sich im einen vielleicht nicht ganz klaren Begriff – es wird die Zuordnung von Menschen zu einer gesellschaftlichen Altersgruppe oder auch Altersphase beschrieben. Dies kann entweder durch ein bestimmtes kalendarisches Lebensalter erfolgen, wie etwa die Zeit im Arbeits- und Berufsleben oder auch durch eine bestimmte Stellung in der Gesellschaft. Dabei wird über die Rolle eines Menschen beurteilt, ob er als alt oder jung anzusehen ist.

Nehmen wir mal einen Schirennläufer – der wird mit dreißig Jahren bereits als älter beschrieben und nähert sich seinem Karriereende, während ein Regierungschef und Bundeskanzler mit dreißig Jahren noch als ungewöhnlich jung gilt. Hier liegt zwar das gleiche tatsächliche Alter vor, aber im sozialen Kontext wird dies als sehr unterschiedlich betrachtet und bewertet.

 

Wie fühlt sich das an?

 

Wir sind also jetzt beim psychischen Alter gelandet und da schwirrt gerne dieser Satz „Man ist so alt, wie man sich fühlt!“ durch den Raum. Wenn ich jetzt mein gefühltes Alter mit dem tatsächlichen Alter vergleichen soll, dann stellt sich mir die Frage: Wie soll ich mich denn nun mit 54 Jahren fühlen? Gibt es da irgendwelche Kriterien, die ich abhaken kann, um eine Zuordnung zu einem bestimmten Alter zu finden?

Gehen wir also mal davon aus, wir wissen weder unser kalendarisches noch unser biologisches Alter – wobei hier wäre es vielleicht auch interessant, nur aufgrund des biologischen Alters unser tatsächliches Alter zu schätzen – und sollen rein anhand unseres Empfinden unser Alter ermitteln. Dann können wir uns wohl nur danach richten, Vergleiche mit Mitmenschen anzustellen: wie kleiden sich diese? Wie verhalten sich diese? Was unternehmen sie? Wo stehen sie in der Gesellschaft?

Trotzdem wird das eben auch nicht immer zielführend sein – so bekommen etwa manche mit zwanzig Jahren ein Kind, manche mit vierzig Jahren und manche überhaupt nicht oder manche greifen mit 80 Jahren noch zum Tablet und andere wollen sich lieber mit fünfzig Jahren schon zurücklehnen und keine Neuerungen mehr aufnehmen.

 

So kann es auch passieren

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In meiner Jungend bin ich mal mit dem Zug nach Hause gefahren – meine Mutter hat mich dann gefragt: „Waren viele Leute im Zug? Wer war denn so mit dir im Abteil?“
Ich: „Ach, nur so ein paar alte Frauen.“
Meine Mutter: „Wie alt waren sie denn?“
Ich: „Die waren mindestens schon vierzig Jahre“
Meine Mutter: kopfschüttelnd….

Sicherlich haben diese Frauen im Zug im Verhältnis zu den heutigen Vierzigjährigen älter gewirkt und es hat sich allgemein ein gewisser Wandel in der Gesellschaft vollzogen, sowohl was die Kleidung, das Verhalten und das Aussehen generell betrifft. Aber auch der Blick auf die Anderen ändert sich und passt sich im Laufe der Zeit immer wieder aufgrund unserer eigenen Erfahrungen als auch durch die von der Gesellschaft vermittelten Eindrücke an.

So hatten wir vor einigen Jahre mal wieder eines dieser Klassentreffen – als ich bei meiner einstigen Schule eingetroffen bin und die grauen Haare und Glatzen aus der Ferne erblickt habe, war mein erster Gedanke: „Ach, da sind heute mehrere Klassentreffen, denn da stehen schon einige einer älteren Klasse“.

Ja, ihr wisst sicherlich schon, was jetzt kommt – das waren natürlich meine ehemaligen Mitschüler und manche hatten sich wirklich so verändert, dass ich sie fast nicht mehr wiedererkannt habe. Das sind dann diese Momente, wo mir vielleicht das doch etwas fortgeschrittene Alter bewusst wird. Aber dadurch fühle ich mich selbst nicht verändert oder älter oder eingeschränkter oder was auch immer.

 

Jung und alt

Ich habe schon viele schöne Zeiten verbracht, jedes Alter, jedes Lebensjahrzehnt bringt andere Herausforderungen und andere Erlebnisse und alle haben ihre schönen und nicht so schönen Seiten. So gibt es eben die Zeiten der Schulbildung, der Berufsausbildung, der Wohnraumschaffung, des Beruflebens und auch wenn ich mittlerweile wohl die Hälfte meiner Lebenszeit verbracht habe, dann möchte ich dennoch nicht wieder „jung“ sein, also weniger an Jahren auf dem Buckel haben – ich möchte das bisher Erlebte nicht missen und kann auch nicht nachvollziehen, warum manche immer ihre Jugendzeit bejubeln, sie wieder zurückhaben wollen oder eben jünger sein wollen. Die Jugendzeit war natürlich anders, aber aus meiner Sicht keineswegs schöner oder besser. Es gibt sicherlich Einiges, das ich heute nicht mehr mache, aber das war in den meisten Fällen keine reine Entscheidung aufgrund des Alters, sondern eher der Weiterentwicklung, der Veränderung im Leben und so passt eben Manches einfach nicht mehr, dafür kommt Anderes oder Neues dazu.

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Für mich bietet sich in allen Abschnitten meines Lebens immer wieder was Neues, was Interessantes – natürlich darf ich mich nicht auf die Couch setzen und nur jammern, dass ich älter werde, dass ich vielleicht auch für Manches zu alt bin. Ja, ein Balletttänzerin wird aus mir wohl nicht mehr werden, aber das war auch nicht mein wirkliches Bestreben, also warum etwas nachtrauern, das sowieso nie mein Ziel war? Besser darauf schauen, was sich mir noch alles bietet und das in vollen Zügen genießen.

So genieße ich es auch Zeit mit einer ganzen Bandbreite an unterschiedlich alten Menschen zu verbringen und egal ob sie jetzt Jahre oder Jahrzehnte älter oder jünger sind als ich, wir können von allen etwas mitnehmen, von allen etwas lernen, wenn wir offen und aufgeschlossen auf sie zugehen und sei es auch nur, dass wir in einigen oder mehreren Punkten nicht so sein wollen wie sie.
Ich kann dabei oftmals nicht nachvollziehen, wie manche Ältere gerne auf die jüngeren Generationen herabschauen und sich besserwisserisch aufspielen, denn ich denke, diesbezüglich hat sich in den letzten Jahren sehr wohl ein Wandel vollzogen. Früher waren es die älteren Menschen, die mit ihrer beruflichen Erfahrung den jüngeren als Vorbild dienten. Heute sind oftmals die jüngeren in bestimmten Bereichen schon versierter und können eben auch den älteren Menschen etwas beibringen.

Aber ich finde das ebenfalls schön, einmal darf ich etwas lernen, einmal lernen andere etwas von mir, einmal geht es eben um Lebenserfahrung im Umgang mit bestimmten Lebenssituationen, ein anderes Mal geht es um neue technische Errungenschaften und dieser Dialog auf Augenhöhe trägt dabei doch zu einem schönen Zusammenleben unabhängig vom Alter und über die Generationen hinweg bei.

 

Was bedeutet Alter für mich?

Für mich ist das Alter wohl weiterhin das, was es bisher war – etwas, das einfach zum Leben dazu gehört, so wie am Morgen die Sonne aufgeht und am Abend untergeht, so werden wir auch jeden Tag oder jede Stunde älter und es gibt keine wirkliche Alternative dazu. Daher habe ich mich auch nie wirklich besonders mit dem Alter auseinandergesetzt – warum soll ich mich denn mit etwas beschäftigen, was sowieso nicht geändert werden kann? Mir ist es im Wesentlichen egal, wie alt ich bin und wenn ich jetzt mal kindisch sein will, dann gestehe ich mir das auch zu und wenn ich vor Freude tanzen will, dann darf das auch sein. Andererseits erlaube ich mir aber auch, nicht alles mitmachen zu müssen, nicht alles probieren zu wollen und bewusst zu Dingen eben auch mal „Nein“ zu sagen oder etwas für mich abzulehnen.

Wenn ich dann an den letzten Sonntag denke, wie meine Mutter mit ihren Urenkeln auf der Wiese Purzelbäume geschlagen und im Trampolin gesprungen ist und uns dann auch noch den Erlkönig aus ihrer Schulzeit vor fast 65 Jahren vorgetragen hat, dann zeigt das doch umso mehr, dass das kalendarische Alter wirklich nur eine Zahl ist – auch wenn manche Spaßvögel dann immer anmerken, dass es sich bei „Alter“ nicht um eine Zahl, sondern ein Wort handelt. Wichtig ist doch vor allem, wie wir uns dabei fühlen, wie zufrieden wir sind, wie es um unser Wohlbefinden und unsere Lebensqualität steht und das in allen Abschnitten unseres Lebens.

 

Macarons-Wonderfulfifty

Kurz zusammengefasst kann ich sagen, ich zähle mich sicher nicht mehr zu der Teenagergeneration, habe mir aber auch noch nicht diese Rentnerschuhe angezogen, auch wenn es gerne schon seit Jahrzehnten bei mir immer mal wieder beige Kleidung sein darf. Am besten ist es doch, zumindest aus meiner Sicht, das Schöne im Leben mitnehmen und die wunderbaren Augenblicken genießen, mit einer positiven Einstellung in den Tag starten und nach Möglichkeit immer das Beste aus einer Situation machen. Natürlich schaffe ich das nicht immer, aber – wahrscheinlich doch auch ein kleiner Vorteil des Alters und der Lebenserfahrung 😉 – immer besser und auch den kleinen Perfektionisten, der gerne auf meiner Schulter Platz nimmt, wird dann öfters runtergestoßen und alles mal nicht so streng alles betrachtet.

 

Um es jetzt noch mit einem Zitat von Coco Chanel auszudrücken:

Das Alter hat keinerlei Bedeutung. Man kann mit zwanzig hinreißend sein, mit vierzig charmant und den Rest seiner Tage unwiderstehlich sein.

In diesem Sinne macht euch eine wunderbare Zeit und genießt die Tage hinreißend, charmant oder unwiderstehlich, aber vor allem genießt sie, egal wie alt oder wie jung ihr den Zahlen nach seid.

Ich freue mich natürlich schon darauf, deine Gedanken und Erfahrungen dazu zu lesen.