Asien

Reisestimmung – it’s time for Taiwan

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Gestern flatterte wieder eine Zeitschrift, gespickt mit Reisevorschlägen ins Haus. Da wird für die unterschiedlichen Interessen, die unterschiedlichen Länder, die unterschiedlichen Urlaubsformen geworben und natürlich dazu auch gleich mal die optimale Reise angeboten.

Da gibt es Aufforderungen für die Strandurlauber mit herrlichem weißen Sand, mit einer malerischen Wohlfühlatmosphäre, mit exquisitem Essen und einem Entspannungsprogramm. Für die Naturmenschen und Abenteuerhungrigen werden die hohen Gipfel, die Tiefen der Meere, die Wildnis der Wälder und die freie Natur angeboten. Aber auch die Kulturliebhaber werden verwöhnt, sie werden in eine Metropole mit Stardesign, in eine historische Kulisse mit stilvollem Charme gelockt.

So verschieden die Menschen sind, so verschieden sind auch ihre Ansprüche an eine Reise, an das, was sie sehen, erleben wollen.

 

Reiseziel und Reiseplanung

Da sich einige Familienmitglieder beruflich im Ausland befinden, erfolgt bei mir die Auswahl eines Reiseziels meist im Hinblick auf ein Familientreffen, auf einen kurzen Besuch oder einen Familienausflug. Es ist dabei für mich nicht wirklich ausschlaggebend, welches Land oder welche Stadt ins Zentrum rückt, sondern dass die Familie oder zumindest ein Teil der Familie sich wiedersehen kann.

And that’s the wonderful thing about family travel: it provides you with experiences that will remain locked forever in the scar tissue of your mind.
(Dave Barry)

Für mich gehört dann eine genaue Planung zu einer Reise einfach dazu – das betrifft jetzt nicht nur die Anreise, die Einreisemodalitäten, die Unterbringung. Es bedeutet für mich auch eine detaillierte Beschäftigung mit dem Land oder der Stadt. Manche finden wahrscheinlich diese Vorbereitungen zu übertrieben, vielleicht auch zu spießig, doch mir bereiten sie bereits Freude, diese Beschäftigung mit der bevorstehenden Reise befeuert die Vorfreude und je mehr ich ins Detail gehe, umso mehr steigert sich die Freude, das alles bald sehen, erleben und erfahren zu dürfen. Da werden Bücher gelesen, Webseiten und Blogs durchforstet: welche Sehenswürdigkeiten gibt es dort? Welchen Besonderheiten werden geboten? Wie ist die Mentalität der Menschen? Welchen Eigenheiten und welche Kultur werde ich dort vorfinden? Dann natürlich auch: Wie ist ein Land, wie ist eine Stadt entstanden, welche geschichtlichen Ereignisse haben sich zugetragen?

Dabei merke ich bei meinen Nachforschungen immer, wie wenig ich doch über manche Länder oder Städte weiß, wie viel Interessantes und Spannendes sich dort doch bei genauerem Hinschauen verbirgt. Doch nun genug zur Vorgeschichte – jetzt wollen wir das doch mal konkret angehen und ich will euch erzählen, was ich über ein bei uns doch eher unbekanntes Reiseziel, über eine ganz wundervolle Insel, nämlich über Taiwan so herausgefunden habe. Dazu jetzt mal hoch die Hände – wer kennt Taiwan und kann etwas über dieses Land berichten?

 

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Daher kurz ein paar Fakten, bevor wir uns an die Lebensweise der Taiwanesen machen:

Taiwan ist ein Inselstaat in Ostasien vor dem chinesischen Festland – es handelt sich um die sogenannte „Republik China“. Die portugiesischen Seefahrer nannten diese Insel ursprünglich „Formosa“, was „schön“ bedeutet. Sie hat eine Größe von ca. 36.000 km² und eine Einwohnerzahl von 23,5 Millionen, also bei der Hälfte der Größe von Österreich lebt hier fast die 3-fache Personenmenge.

Gesprochen wird Mandarin und Taiwanesisch und bezahlt mit dem Neuen Taiwan-Dollar.

 

Tourist in Taiwan

Was ist das denn jetzt? Wir sind im Anflug auf Taiwan und plötzlich gibt es keine englischen Durchsagen mehr – wir schauen uns an, keiner hat verstanden, was da eben verkündet wurde. Wir beobachten die anderen – OK, keiner ist aktiv, keiner unternimmt irgendwelche Anstalten. Es dürfte also doch nichts Wesentliches gewesen sein. Obwohl auch die englischen Ansagen in den Flügen nicht immer leicht zu verstehen sind, ist es doch noch einmal etwas Anderes, überhaupt nichts von alledem verstanden zu haben.

Aber auf dem Flughafen erschließt sich uns schließlich der Grund – anscheinend sind hier selten Touristen aus dem nicht asiatischen Raum. Jedenfalls können wir außer uns niemanden erblicken. Ja, Taiwan ist halt einfach kein typisches Urlaubsland für die Europäer. Doch das tut der Gastfreundlichkeit der Taiwanesen keinen Abbruch – im Gegenteil, sie sind sehr um uns, die wir deutlich aus der Menge herausstechen und als Ausländer erkennbar sind, bemüht und wir werden durchaus hilfsbereit und positiv aufgenommen.

 

Einreise und Klimaanlagen in Taiwan

Die Einreise verläuft problemlos – weil der Aufenthalt in Taiwan unter 90 Tagen liegt, brauchen wir als Österreicher nur den Pass und kein Visum. Jetzt noch schnell die vorbestellte SIM-Karte mit unbegrenztem Datenvolumen direkt in der Ankunftshalle abholen und dann geht’s ins Land. Es gibt dafür eine direkte Verbindung vom Flughafen in die Hauptstadt, mit dem Taoyian Airport MRT Express sind wir in kürzester Zeit in der Main Station angekommen und haben dabei gleich weitere Eigenheiten dieses Landes kennen lernen dürfen.

 

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So ist es im Zug kalt, wirklich sehr, sehr kalt – brrrrr die Klimaanlage läuft auf Hochtouren und bläst die eisige Luft durch den Waggon. Ich ziehe mein Tuch enger um mich, obwohl draußen die 30 Grad-Grenze geknackt ist, beginne ich zu frieren – eine Tatsache, der wir in den öffentlichen Verkehrsmitteln, an öffentlichen Plätzen, in Restaurants, aber auch im Hotelzimmer immer wieder begegnen und die für uns ungewohnt und fast ein bisschen unangenehm ist.

 

Verhalten der Menschen in Taiwan

Wenn wir die Menschen im Zug dann so beobachten, bietet sich ein total friedliches und ruhiges Bild. Lautstarkes Verhalten, Lärmen oder heftiges Diskutieren am Telefon sind nirgends zu erblicken oder zu hören und auch die Kinder werden bei lauteren Äußerungen sofort freundlich ermahnt. Ja, wir passen uns gleich mal an und unterhalten uns nur mehr flüsternd oder beobachten die Gegend schweigend.

Dass hier in den öffentlichen Verkehrsmitteln weder gegessen noch getrunken wird, versteht sich von selbst und es halten sich auch ansonsten alle ganz penibel an die Gesetze und Regeln. Gutes Benehmen mit besonderer Freundlichkeit und Höflichkeit wird hier großgeschrieben und Vorschriften regeln das Zusammenleben und sind dazu da, dass sie befolgt werden, und das wird hier von allen gelebt.

Nicht umsonst zählt die Hauptstadt Taipeh zu den sichersten Städten der Welt und genauso haben wir uns dort auch gefühlt – sicher, wohl und gut aufgehoben.

 

Kommunikation in Taiwan

So treffen wir hier auch immer wieder auf Menschen, die kein Englisch sprechen, die kein Englisch verstehen und bei denen wir dann gleich mal auf alternative Verständigungsmethoden angewiesen sind. So denke ich, dass es bei einem schlichten Einkauf noch relativ einfach sein sollte, ein paar Handzeichen und wir erklären dem Gegenüber, was wir möchten. Danach eine Zahl, die uns auf einem Smartphone oder Zettel gezeigt wird und wir wissen, was wir dafür bezahlen müssen. Klingt doch alles total simpel.

Gestärkt von dieser Vorstellung marschiere ich auf einen der zahlreichen Nachtmärkte – leckere Düfte, ungewohnte Gerüche und auch Eigenwilliges umspült meine Nase. Doch da habe ich schon einen tollen Stand mit vielen wunderbaren Kuchen entdeckt. Nach einer kurzen Begrüßung – immer freundlich und höflich sein, für unser gewohntes Umfeld wahrscheinlich schon fast zu viel an Nettigkeit, zählt in diesem Land zu den wichtigen Dingen – deute ich auf eine Platte mit zart rosafarbenem Gebäck.

Mit ein paar Gesten fragt der Verkäufer nach der Anzahl der gewünschten Stücke. Ich freue mich schon darauf, in den köstlichen Kuchen zu beißen und zeige ihm rasch, so wie bei uns üblich, mit dem Daumen und dem Zeigefinger „zwei Stück“ an. Doch was macht der Händler denn da? Er greift nach einer riesigen Box – soll diese etwa für meine kleine Kuchenausbeute sein? Etwas verwirrt schaue ich mich um und da beginnt es auch schon in meinem Kopf zu rattern und ein riesengroßes Rufzeichen ploppt vor meinen Augen auf. Niemals bei der Anzeige von Zahlen unter Fünf den Daumen verwenden. Also folgerichtig – Zeigefinger und Mittelfinger einsetzen, denn sobald der Daumen eingebunden ist, erhöht sich die Zahl um fünf. So hätte ich doch glatt anstatt der zwei Kuchenstücke fast sieben erhalten, hmmm – vielleicht hätte ich den Irrtum doch nicht aufklären sollen??!? Mit „Xièxiè, xièxiè, xièxiè“ verabschiede ich. Was mich in solchen Situationen dann doch immer wieder fasziniert, dass eine Kommunikation trotz sprachlicher Barrieren meist in irgendeiner Form möglich ist.

 

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Übrigens, Xièxiè ist das Wort, das ich hier am öftesten benötige – wie bereits leicht zu erahnen, heißt es schlicht und einfach „Danke“ und ist somit das Wort, das wir meines Erachtens nicht in genügend Sprachen erlernen können. Ein bisschen Vorinformation, ein paar Ausdrücke in der fremden Sprache zeigen doch auch, dass wir dem Gastgeberland Respekt entgegenbringen.

Trotzdem ist es für mich in den asiatischen Ländern bezüglich der Sprache doch wieder eine ganz besondere Erfahrung. Du siehst Zeichen und hast nicht die geringste Ahnung, was sie bedeuten, ja du kannst sie eigentlich nicht einmal wirklich einer bestimmten Sprache zuordnen. Handelt es sich hierbei um ein chinesisches Zeichen, stammt dieses Symbol doch eher aus Japan oder weist es auf die koreanische Sprache hin? Du hörst Klänge und Silben und kannst sie mit so überhaupt nichts in Verbindung bringen – eine ganz eigenartige Situation, ein dabei für mich ganz beeindruckendes Erlebnis.

 

Essen in Taiwan

Das Essen in Taiwan hat einen besonderen Stellenwert – so gibt es an allen Ecken und Enden diese eher kleinen Supermärkte mit allen möglichen Delikatessen und Leckereien. Aber was steht denn da noch? Fast immer entdecken wir auch einen Topf auf einer Herdplatte, gefüllt mit einer dunklen Flüssigkeit, in der eine Anzahl an Eiern schwimmt. Etwas skeptisch mustern wir diese Lebensmittel – es handelt sich hier um sogenannte Tee-Eier, diese werden in schwarzem Tee und Sojasauce gekocht und dann warmgehalten.

 

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Wir haben sie schlussendlich nicht verkostet, aber da wir dieses Land und daher auch seine Gerichte kennenlernen wollen, haben wir ein paar andere Spezialitäten probiert:

  • Beef Noodle Soup – die wohl bekannteste Suppe in Taiwan. Sie wird aus einer Rindfleischbrühe mit den verschiedensten Zutaten hergestellt, unterschiedliche Nudelvarianten, allerlei Gemüse und besondere Gewürze bilden die Einlage. Ein wirklich köstliches Gericht, das sich wunderbar variieren lässt und das total köstlich schmeckt.
  • Dumplings – mein absoluter Favorit. Es handelt sich um kleine gefüllte Teigtaschen, die in einem Bambuskörbchen über kochendem Wasser gedämpft und schließlich auch in diesem Körbchen serviert werden. Gefüllt werden die Dumplings mit Fleisch oder auch nur mit Gemüse, ja es gibt sie sogar mit süßer Füllung. Da lässt sich einfach für jeden etwas finden.
  • Stinky Tofu – chou dou fu. Sollen wir wirklich ein Gericht probieren, das schon so einen eigenwilligen Namen trägt? Aber gut – einen Versuch ist es wert. Stinkender Tofu ist eine Art fermentierter Tofu und hat einen für unsere Nase sehr unangenehmen Geruch und ich meine hier wirklich sehr, sehr unangenehm – irgendwie stechend, vielleicht etwas nach Fäulnis und Kanal. Als wir das Gericht vor uns stehen haben, steigt unser Widerwillen schon stark an und was soll ich sagen, er schmeckt für mich noch schlimmer als er riecht und ich kann davon keinen Bissen essen. In Taiwan zählt er zur Delikatesse und es gibt sicher Menschen, die ihn lieben, für mich ist er aber definitiv ausgeschieden.

Doch auch bei den Tischmanieren finden wir Unterschiede – so darf die Schlüssel direkt zum Mund gebracht werden, um mit den Stäbchen keinen langen Weg zu haben, es dürfen die Nudeln eingesaugt werden, aber nie, wirklich nie dürfen hingegen die Hashi senkrecht in die Schüssel gesteckt werden, weil dies dann mit Tod und Beerdigung in Verbindung gebracht wird.

 

Ich finde es immer wieder interessant, in die Welt von anderen Länder, von anderen Kulturen einzutauchen und sich damit zu befassen. Auch wenn uns vielleicht Manches fremd und ungewöhnlich erscheint, so können wir doch bei diesem Blick über unseren Horizont wieder Neues dazulernen. Aber jetzt bist du wieder gefragt:

Welcher Reisetyp bist du – was zeichnet für dich eine wunderbare Reise aus? Wie gehst du bei Reiseplanung vor? Und natürlich: Kennst du eigentlich Taiwan oder warst du vielleicht schon einmal dort?

Ich freue mich sehr auf deine Antwort.