Asien

Annyeonghaseyo Seoul – Eindrücke aus einer Weltmetropole 

Seoul

Da der November nicht so wirklich mein Monat ist, nutze ich ihn gerne für Rückblenden, lasse Vergangenes nochmals Revue passieren. Daher beame ich mich wieder in meine wunderbare Familienauszeit und nehme euch mit nach Asien. Heute steigen wir in den Flieger und es geht mit einem zweistündigen Flug von Osaka nach Seoul.

Diese gesamte Reise ist geprägt von sehr fremden Ländern, von sehr unterschiedlichen Kulturen, von eigenen Sprachen und Schriften. Bereits unsere Anreise über Moskau hat uns die russische Sprache vor Augen geführt, in Osaka dürfen wir die japanische Sprache und die Kanji sehen, nun geht es nach Seoul, wo wir auf die koreanische Schrift, Sprache und Kultur treffen.

Es war bei dieser Reise vorab fast unmöglich sich auf die verschiedenen Sprachen vorzubereiten, geschweige denn die Schriftzeichen zu lernen. Aber ein paar Grundworte durften es schon sein, mal sehen, wie wir uns damit in Korea schlagen.

 

Traditionelles Seoul

Korea war ein Königreich und ein Kaiserreich – riesige prachtvolle Palastanlagen mitten in der Großstadt Seoul erinnern immer noch an diese Herrscherzeit. Mit beeindruckenden Gebäuden, riesigen Plätzen und verschlungenen Gärten bieten sie eine stundenlange Auszeit von der Großstadt.

Wir besuchen den Gyeongbokgung, die „Strahlende Glückseligkeit“, den größten Palast aus der Joseon-Dynastie und schlendern durch die Anlage – plötzlich hören wir Musik, vor dem Tor findet die Wachablöse statt. In traditioneller Kleidung mit Feder am Hut wird die Zeremonie vor dem Hintergrund einer befahrenen Straße und Wolkenkratzern durchgeführt, ein ganz besonderer Anblick dieses Zusammenspiel von Tradition und Modernem. Eine Lebensform, auf die wir in Seoul immer wieder stoßen.

 

 

Neben den Palästen gibt es auch die traditionelle Häuser des Volkes, so genießen wir den Spaziergang durch ein hügeliges Viertel mitten in Seoul, wir gehen durch das Bukchon Hanok Village, ein historisches Dorf mit den typisch geschwungenen Holzdächern, den hohen Mauern, den beeindruckenden Eingangstüren, einfach Tradition auf Schritt und Tritt.

 

Bukchon Hanok Village in Seoul

 

Bei den Palästen oder auch im Bukchon Hanok Village treffen wir vermehrt auf Menschen in der typisch koreanischen Tracht. Kennt ihr diese traditionelle Kleidung? Mir war der Hanbok jedenfalls nicht bekannt und ich habe über die Vielfalt der Farben und die wunderbaren Stickereien gestaunt. Die Frauen tragen dabei einen weit ausgestellten langen Rock mit einer kurzen Jacke und dazu einen Kopfschmuck – die Männer kleiden sich mit einer weiten Hose mit Gummizug an den Knöcheln sowie einer hüftlangen Hose und einem speziellen Hut.

 

Lebendigkeit im modernen Seoul

Neben so viel Tradition gibt es auch so viel Modernes in dieser Großstadt – wir gelangen in unmittelbarer Nähe der Paläste auf den Dongdaemum Design Plaza mit seinem futuristisch anmutenden Designzentrum. Daneben hören wir laute Live-Musik, auf einer großen Bühne im Freien vor einer riesigen Leinwand singt eine Interpretin mit ihrer Band und die Menschen rundherum sind mit Begeisterung dabei – ein Leben, eine Stimmung im Gegensatz zur Ruhe, zur Stille, die wir kurz vorher im Palast erlebt haben.

Beides anders, beides schön.

 

Doch wir bleiben beim Modernen und wollen noch einen besonderen Stadtteil von Seoul besuchen, eine der wohlhabendsten und sicher weltweit bekanntesten Gegend in dieser hippen Stadt.

Ich denke, ihr wisst schon, wohin es geht.

Wir überqueren den breiten glitzernden Fluss Han und landen in Gangnam „Südlich des Flusses“, dem der Sänger Psy mit seinem Hit „Gangnam Style“ zu großer Berühmtheit verhalf.

 

Gangnam in Seoul

 

Wolkenkratzer, die weit in den Himmel ragen, viele Geschäfte, Mode, Technik – eine Lebendigkeit, ein Treiben, eine lockere und inspirierende Stimmung sind in diesem Viertel überall spürbar.

 

Blick auf die Geschichte Koreas

Wir haben die wunderbare Tradition Koreas erlebt, wir haben modernen Bereiche von Seoul besucht, doch Korea hatte auch grausame und schwere Zeiten. So wollen wir uns auch etwas mit der Geschichte befassen und besuchen das War Memorial of Korea.

 

War Memorial of Korea in Seoul

 

Bereits am Vorplatz entdecken wir gigantische Soldatenfiguren, dahinter schließen sich Flugzeuge, Panzer und andere Kampfmaschinen an. Obwohl wir uns hier in einer Friedenszeit befinden und es sich um Ausstellungsstücke handelt, ist es doch ein etwas mulmiges Gefühl. Vor allem wenn wir doch irgendwie im Hinterkopf haben, dass damit auf Menschen geschossen, dass damit Städte bombardiert und schlimme Kriege geführt wurden. Es ist für uns nicht wirklich vorstellbar, welchem Grauen und Schrecken die Menschen dabei ausgesetzt waren.

Im Inneren der Kriegsgedenkstätte werden wir in mehreren Ebenen in einem zeitlichen Ablauf durch die vielen kriegerischen Auseinandersetzungen, die dieses Land schon miterleben musste, geführt. Anhand von Exponaten, von Beschreibungen, von Bildern, von Filmen werden uns die verschiedenen Situationen vor Augen geführt, ein besonderes Augenmerk gilt dabei natürlich dem Koreakrieg von 1950 bis 1953.

So interessant und aufschlussreich der Besuch dieses Museums war, so viel wir hier Neues erfahren und in die Geschichte eintauchen durften, so beklemmend und bedrückend ist es. Nachdenklich verlassen wir diese Anlage und hängen trotz des wunderbaren Sonnenscheins noch eine Weile den Gedanken an die Gräueltaten nach.

 

Was essen wir in Seoul?

Ein leichtes Grummeln macht sich in unserem Bauch bemerkbar und wir machen uns auf die Suche nach Essbarem. Was ist typisch für Korea? Welche Nationalgerichte wollen wir verkosten?

So geht es auf einen Street Food Market, eine unendliche Anzahl an verschieden Speisen wird an den Ständen zubereitet, ein Stimmengewirr dringt an unsere Ohren, Menschen bestellen Speisen und essen, Menschen treffen und unterhalten sich, eine ungewohnte Kombination an Gerüchen beherrscht die Luft und dringt in unsere Nasen, unbekannte Gewürze mischen sich mit Gemüse-, Fisch- und Fleischgeruch.

 

 

Wir entscheiden uns schließlich für ein Bibimpap und erhalten einen Topf, gefüllt mit den verschiedensten Zutaten, Reis, Rindfleisch, rohem Ei, Gochujang sowie verschiedenen Gemüsesorten wie Spinat, Sprossen, Gurken. Vorsichtig kosten wird das ungewohnte Gericht, lassen unsere Zunge und unseren Gaumen die verschiedenen Geschmäcker ertasten. Ja, es ist scharf, ja es schmeckt ungewohnt, ja es ist lecker und wir genießen unsere Mahlzeit.

 

Grünoasen in Seoul

Obwohl Seoul eine Weltmetropole mit einer gigantischen Anzahl an Einwohner ist, viele Wolkenkratzer das Stadtbild beherrschen, ist auch die Natur sehr stark vertreten. Riesige Grünanlagen sind immer wieder in der Stadt anzutreffen.

Wir schlendern einen bewaldeten Hügel hoch, wir wollen diese gigantische Stadt auch mal vor oben sehen – dazu bietet sich der N Seoul Tower perfekt an.

 

 

Warme Luft umgibt uns, ein leichter Wind streicht über unsere Haut, wir hören keinen Stadtlärm mehr – inmitten dieser geschäftigen Stadt finden wir Ruhe, Stille und vor allem sehr viel Grün – ein wunderbarer Gegensatz zum bisher Erlebten. Wir genießen unseren kleinen Spaziergang, entspannt gelangen wir nach oben und können hier die vielen grünen Stellen im Stadtgefüge betrachten.

 

Palast in Seoul

 

Schließlich sind wir wieder am Flughafen, um uns herum herrscht reges Treiben, die Menschen sind auf dem Weg zu ihrem Gate, sie checken ein, sie geben ihre Koffer auf, dort läuft einer hektisch durch die Menge, hier konzentriert sich eine auf die Anzeigetafel und dann taucht er auf, ein kleiner Kerl mit einer Größe von 1,5 m saust auf seinen Rollen durch die Gegend und bleibt dann vor uns stehen. Der Airport- Guide mit seinem kugelrunden Gesicht und den Knopfaugen will uns mit seiner Computerstimme und den Anzeigen auf seinem Display-Bauch bei allfälligen Fragen in verschiedenen Sprachen behilflich sein. Dahinter sehen wir eine Gruppe Koreaner in der traditionellen Tracht, die eine Vorführung zum Besten gibt. Ja, selbst bei der Abreise dürfen wir am Flughafen noch einmal den Gegensatz zwischen Tradition und Moderne hautnah erleben.

 

Wir treffen in Seoul auf eine ganz besondere Welt, eine Welt, in der so viele Dinge eine wunderbare Verbindung gefunden haben: so finden wir jahrhundertalte Paläste, traditionsreiche Häuser neben hochmodernen Großbauten, Wolkenkratzern von riesiger Höhe, doch alles fügt sich toll zusammen. Genauso gibt es mitten in der Stadt immer wieder tolle Gärten und riesige Parks, ja sogar kleine, teilweise bewaldete Berge – wir sind in einer modernen Großstadt und haben doch auch Natur um uns.

Alles passt, alles darf sein, Tradition und Modernes, Stadtleben und Natur, Geschichtliches und Aktuelles, Geschäftiges und Entspannung, Stahlbauten und Grün.

Das zeigt sich auch an den Menschen, es begegnen uns durchgestylte Personen, perfekte Kleidung, ein toller Stil, ein modernes Outfit beherrschen hier generell das Stadtbild – Seoul ist einfach eine Weltmetropole mit Stil. Doch daneben gibt es auch die Menschen, die koreanische Tracht, den Hanbok tragen, ja sogar Pärchen im „Partnerlook“, bei denen die traditionelle farbenprächtige Kleidung aufeinander abgestimmt ist, sehen wir.

 

Palast in Seoul

 

Es ist so ein wunderbares Zusammenspiel zwischen diesen unterschiedlichen Welten – ja, das nehmen wir aus dieser weltoffenen Stadt, die sich dennoch ihre Traditionen bewahrt hat, mit.

Es muss nichts ausgeschlossen werden, Tradition kann neben hochentwickelter Technik bestehen, keiner muss sich zwischen Althergebrachtem und Modernem entscheiden. Wir können eine wunderbare Verbindung dazwischen schaffen und für uns das Beste aus beiden Seiten übernehmen, heute in der Vergangenen schwelgen, morgen die Zukunft planen, einmal die Annehmlichkeiten der Technik genießen und uns dann wieder auf die Natur besinnen. Ich denke, diese Vielfalt, diese Möglichkeit verschiedenste Bereiche miteinander zu kombinieren und nicht im Ausschlussverfahren zu denken, beschert uns viele schöne Stunden.

Der Besuch dieser für mich doch sehr fremden Großstadt hat einen wunderbaren Eindruck bei mir hinterlassen, diese Vielfalt, das Nebeneinander von so Unterschiedlichem in dieser hippen Metropole hat mich einfach fasziniert.

 

Warst du schon einmal in Seoul – wie hast du diese Weltmetropole erlebt?
Wie empfindest du generell das Nebeneinander von Gegensätzen?