Gedankenplauderei

Hallo! – Bitte! – Danke! – Wie geht das doch gleich?

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Es gibt es so Tage, wo ein Termin auf den anderen folgt, wo eine Besprechung in die nächste übergeht , wo neben persönlichen Gesprächen auch noch Telefonate erforderlich sind – genauso so habe ich es in der letzten Woche erlebt. Ich war fast den ganzen Tag unterwegs und hatte schließlich auch noch einige Calls zu erledigen – trotz dieser vielen Termine ist es ein angenehmer und erfolgreicher Tag gewesen, die Menschen um mich waren durchwegs gut gelaunt, konstruktiv und es waren generell keine Missstimmungen zu verspüren. Doch abends stolpere ich dann in einem Magazin über den Artikel „Ist durch die Krise das Klima in unserer Gesellschaft abgekühlt?“.

Wie jetzt? Da habe ich heute ganz andere Erfahrungen gemacht und eine Freundin hat mir ebenfalls von einem schönen Treffen berichtet. Aber als ich mich mit der Mitarbeiterin  eines Supermarkts unterhalte, ändert sich der Blickwinkel doch und die Situation stellt sich anders dar – sie berichtet davon, dass sie mehrmals täglich mit Kunden eine Diskussion bezüglich des Tragens der Maske führen muss und obwohl sie ja eigentlich nur das ausführende Organ ist, bekommt sie die Aggression so mancher ab. Ähnliches erfahre ich auch von einer Flugbegleiterin – diese fühlt sich teilweise wie ein Kindermädchen bei den ständig notwendigen Ermahnungen „Bitte den Mund-Nasen-Schutz tragen!“, „Bitte den Mund-Nasen-Schutz auch über die Nase ziehen!“ und den Erklärungen, dass dies derzeit eben Pflicht ist. Dabei ist es ihre Aufgabe, auch dann immer noch freundlich zu bleiben, wenn sie diese Hinweise schon viele Male ausgesprochen hat. Sind das nun berufsbedingte Einzelsituationen oder hat sich hier generell eine Änderung in der Gesellschaft vollzogen?

 

Bitte recht freundlich!

Ich kann mich noch gut an diese immer wieder ermahnenden Worte meiner Mutter beim Verlassen des Hauses erinnern „Immer schön freundlich sein und alle grüßen!“ Natürlich ist dies in einer

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Großstadt anders und wir würden wohl merkwürdige Blicke auf uns ziehen, wenn wir bei einem Stadtbummel jeden Menschen, der unseren Weg kreuzt, freundlich grüßen würden. Aber ein bisschen Freundlichkeit kann den zwischenmenschlichen Umgang doch sehr beeinflussen und das natürlich auf die positive Art.

Da gibt es nämlich dieses kleine unscheinbare Wort, das den Kindern bereits in ganz jungen Jahren beigebracht wird – zuerst klatschen die Kleinen begeistert in ihre Patschhändchen, damit signalisieren sie, dass sie etwas gerne haben oder machen möchten. Wenn sie zu sprechen beginnen, dann wird das Wort „Bitte!“ von ihnen erwartet, wenn auch manche Spaßvögel gerne auf die Frage „Wie heißt das Zauberwort?“ die Antwort „Abrakadabra“ parat haben oder bei der Suche nach dem Wort mit den beiden „T“ eben mit „flott“kontern. Jedenfalls werden die meisten Kinder bereits an das freundliche Bitten herangeführt und natürlich sollte das auf Gegenseitigkeit beruhen.

Schließlich trägt diese kleine Wort doch auch im Erwachsenenleben sehr zu einem höflichen und respektvollen Umgang miteinander bei. Hier brauchen wir nur folgende Aufforderungen vergleichen: „Bring mir einen Kaffee mit!“ und „Kannst du mir bitte einen Kaffee mitbringen?“. In beiden Fällen wird das gleiche Ergebnis gewünscht, doch kommt diese Aussage im ersten Fall fordernd und hat fast den Geschmack eines Befehls an sich, während im zweiten Beispiel ein freundlicher, ebenbürtiger Umgang gepflegt wird. Natürlich ist dies noch auf die gegebene Situation betrachtet zu sehen, dennoch ist es meiner Meinung nach besser, einmal zu oft „bitte“ zu sagen, einmal mehr freundlich als zu befehlend zu sein.

 

Ich danke dir!

Aber auch der Gegenpart, das kleine Wörtchen „Danke“ spielt eine bedeutende Rolle in der zwischenmenschlichen Kommunikation. So klein und unscheinbar es auch daher kommt – es kann doch so viel bewirken und lässt sich in so vielen Situationen einsetzen. Es freut die meisten Menschen, wenn ihre Handlungen, wenn ihre Worte, wenn ihr Verhalten gewürdigt werden, wenn sie von den anderen anerkannt und gesehen werden und dazu reicht bereits dieses eine kleine Wort.

Es gibt so viele Momente in unserem Leben, wo wir anderen danken können und das müssen nicht immer große Handlungen sein. Das kann etwa der Autofahrer sein, der stehenbleibt, damit wir die Straße auf dem Zebrastreifen überqueren können. Ich weiß, dass es die Regeln so vorschreiben, aber warum ihm nicht trotzdem ein freundliches Lächeln als Dank schenken? Das kann der Paketbote sein, der uns das Paket zur Haustür bringt – es ist natürlich seine Aufgabe, aber dennoch zeigen wir damit Anerkennung für seine Arbeit.

Nicht umsonst gibt es wohl auch viele Lieder, die sich um dieses Wort des Dankens ranken; wenn wir da nur an unseren Udo Jürgens denken, der damit sogar den Eurovision Song Contest gewonnen hat – ein Lied, das immer wieder gerne als Dankeschön gespielt wird und natürlich handelt es sich hierbei um „Merci cherie“. Oder in der Zeit, in der jetzt Abba wieder auflebt, da gibt es doch diesen Song „Thank you for the music“.

 

Das geschriebene Wort

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Doch nicht nur im persönlichen Gespräch, sondern auch in Bezug auf die geschriebenen Texte lässt sich dies entsprechend anwenden. Erst letzte Woche ist uns auf eine Anfrage von der Firma das entsprechende Angebot per Mail übermittelt worden – der Wortlaut belief sich dabei auf diese wenigen Worte „Im Anhang das Angebot“. Freilich ist das wirklich Ausschlaggebende das tatsächliche Angebot, das dem Mail beigefügt ist und das die konkreten Zahlen und Daten enthält, dennoch hat dieser Text bei mir einen etwas fahlen Beigeschmack hinterlassen. Keine Anrede, keine freundlichen Worte im Schreiben.

Irgendwie ruft dies bei mir den Eindruck hervor, dass es dem Absender die Zeit nicht wert war, ein paar Zeilen dem Angebot hinzuzufügen, dass es ihm zu aufwändig war, eine persönliche Anrede anzuführen, dass es ihm ohnehin egal ist, ob das Angebot angenommen wird oder nicht. Könnt ihr euch hingegen noch an die ersten Briefe erinnern, die ihr geschrieben habt? Da waren doch bestimmte Abschnitte eines Schreibens generell vorgegeben oder vorgesehen.

Durch die Verbreitung der sozialen Medien hat sich auch die Umgangssprache in vielen Bereichen und Anwendungen geändert und es gibt wohl wenige, die in einem Messenger ausführliche Texte mit Begrüßung und Verabschiedung schreiben. Für kurze Nachrichten ist dies meines Erachtens auch nicht erforderlich, sondern es entspricht eben dem aktuellen Trend der Zeit, auch mal in Abkürzungen zu schreiben oder eben schnell eine Nachricht zu senden anstatt zu telefonieren. Ich denke, keiner wird aus dem Dialog „Wann treffen wir uns heute?“ – „Um 16 Uhr“ einen umfassenden Text machen, das wäre sowohl unnötig als auch widersinnig. Doch sobald die Kommunikation in den geschäftlichen Bereich geht, ist doch etwas Professionalität zu erwarten.

 

Freundlich oder scheinheilig

Natürlich müssen und werden wir nicht alle Menschen, mit denen wir in irgendeiner Form kommunizieren, mögen, natürlich ist uns nicht jeder Mensch sympathisch, natürlich begegnen wir auch mal so richtigen Stinkstiefeln, bei denen es uns gar nicht danach verlangt, zu ihnen nett zu sein oder ihnen etwas Gutes zu wollen. Aber dennoch ist es so, dass wir Menschen nicht mögen müssen, um freundlich zu ihnen zu sein. Wir können sie trotzdem höflich grüßen, ihnen etwas anbieten oder uns bei ihnen bedanken.

In diesem Zusammenhang habe ich schon öfters die Aussage gehört – das ist ja scheinheilig: wenn du jemanden nicht magst, warum bist du dann  freundlich zu ihm? Es geht ja auch nicht darum, dass wir allen Menschen gleich um den Hals fallen müssen, dass wir zu dem großen Menschenfreund mutieren und mit jedem Gut-Freund sein wollen, sondern es geht um Kleinigkeiten in unserem alltäglichen Leben. Ein höflicher Gruß, eine freundliche Frage reichen dazu und schaffen dabei trotzdem eine positive Stimmung sowohl für den anderen, aber vor allem auch für uns selbst, ohne dass dies in einen überschwänglichen Smalltalk ausarten muss. So ein Verhalten zeigt doch auch von einer gewissen Größe, wir akzeptieren die Eigenheiten des anderen, lassen uns aber davon nicht beeindrucken, sondern behandeln ihn trotz seiner für uns unangenehmen Art höflich.

Es ist mir schon etwas unangenehm, dass nach 45 Jahren Studien und Recherchen dieser mein bester Ratschlag ist: Die Menschen sollen freundlich miteinander umgehen.
(Aldous Huxley)

 

Immer höflich bleiben!

Es sind oftmals nur ein paar kleine Worte, ein paar kleine Aufmerksamkeiten, die zudem auch nichts kosten, aber dennoch eine angenehme Stimmung zwischen den Menschen schaffen können. Wenn wir freundlich zu anderen sind, so trägt das auch dazu bei, dass wir uns selbst besser fühlen, dass wir die Welt um uns ein bisschen schöner und sonniger sehen. Natürlich sind wir nicht immer gut gelaunt, natürlich gibt es Momente, wo uns keiner etwas Recht machen kann, wo wir uns vielleicht gerade mal den Weltschmerz umgehängt haben, aber wenn wir dennoch versuchen, zu den anderen freundlich zu sein, wenn wir sie trotzdem anlächeln, dann wirkt sich das auch auf uns selbst aus. Ihr wisst ja, unser Gehirn registriert nur, dass die Mundwinkel nach oben gehen, aber fragt nicht immer nach dem tatsächlichem Grund. Wenn ihr also mal so einen Tag habt – meine Tante würde wohl sagen „Heute ist ein Tag, an dem ich mich selber nicht mag!“, – dann versucht bei euren Worten zu lächeln. Ja, versucht es einfach mal, denn es ist gar nicht so leicht, mit einem lächelnden Gesicht unfreundlich zu sein.

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Ich denke, die meisten dieser Punkte haben sicherlich nichts mit Corona zu tun, sie sind vielfach bereits schon vor dem Auftreten dieser Pandemie praktiziert worden und haben sich immer mehr eingeschlichen. Aber wir können dies jetzt als besonderen Anreiz sehen und ebenfalls die anderen anstecken, aber dieses Mal nicht mit einer Krankheit, sondern eben mit Freundlichkeit, mit einem höflichen Umgang, mit einer angenehmen zwischenmenschlichen Kommunikation, die doch uns allen schlussendlich zugute kommt.

Anstatt auf eine negative Aussage mit einem entsprechend harten Konter zu reagieren es lieber mit einer freundlichen Antwort probieren, anstatt nur Fehler bei den anderen zu suchen oder gleich eine versteckte Kritik oder Ablehnung zu vermuten positive Worte finden, die dann immer öfter auf fruchtbaren Boden fallen und eine positive Aufwärtsspirale in Bewegung setzen können.

Daher vielleicht das nächste Mal der Kellnerin besonders aufmerksam für das Service danken – natürlich wird ein Trinkgeld gerne genommen, aber ein explizites und persönliches Lob bleibt sicherlich länger in Erinnerung.
Vielleicht das nächste Mal dem griesgrämigen alten Mann, der immer beobachtend aus dem Fenster schaut, einen freundlichen Gruß zurufen. Vielleicht wird er ihn nicht gleich erwidern, aber doch zur Kenntnis nehmen und sich insgeheim darüber freuen.

 

Zum Abschluss noch eine Möglichkeit, wie mit unfreundlichen oder unhöflichen Menschen eben auch umgegangen werden kann. So erklang nämlich eine Durchsage des Fahrers in der U-Bahn:  „An den Herrn, der mir beim Einfahren in die Station den Mittelfinger gezeigt hat: Ich wünsche Ihnen auch einen wunderschönen Tag“. So geht‘s eben auch und diese Worte haben sicherlich auch einigen Fahrgästen ein Lächeln entlockt.

Wie erlebst du die aktuelle Zeit? Hast du den Eindruck, dass die Menschen unfreundlicher werden, dass die Höflichkeit unter dem Zeittrend leidet? Wann hast du Kontakt zu einem besonders unfreundlichen Menschen gehabt und wie bist du mit der Situation umgegangen? Hast du vielleicht einen besonders höflichen Menschen erlebt? Ich freue mich auf deine Antwort.