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Freundschaft fürs Leben

Freunde am Strand

Habt ihr das auch schon einmal erlebt? Da trifft man einen Menschen nach einigen Jahren wieder, man sieht sich, man erkennt sich und plötzlich ist alles wieder wie vor langer Zeit, als wenn das letzte Treffen erst gestern stattgefunden hätte, als wenn man sich ohnehin immer wieder gesehen hätte, als wenn es diese längere Zwischenzeit einfach nicht gegeben hätte. Es gibt so viel zu besprechen, so viel zu erzählen, so viel zu berichten und natürlich auch nachzuerleben und nachzufühlen.

So ist es auch mir vor einigen Wochen ergangen – eine Freundin, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe, war da und da war auch dieses Gefühl der Verbundenheit, der Gemeinsamkeit und trotz der längeren Zeit kein Abstand, kein vorsichtiges Herantasten. Auch wenn wir uns beruflich in komplett verschiedene Richtungen entwickelt haben, auch wenn wir in Bezug auf die Familie ganz unterschiedliche Wege eingeschlagen haben, auch wenn sich unser Leben mit Blick auf die Partnerschaft ganz anders entwickelt hat, war hier sofort die ehemalige Vertrautheit, das Akzeptieren und Zugehen, das Zuhören und Annehmen wieder vorhanden.

Ja, mein Gedanke nach diesem langen, ja wirklich sehr, sehr langem Treffen, das so vertraut wie eh und je war, bei dem ich mich so richtig wohlgefühlt habe, das mir so gut getan hat und das von einer ganz wunderbaren Leichtigkeit getragen war, war „So etwas kann doch nur echte Freundschaft sein.“

 

Wahre Freunde müssen nicht immer bei dir sein: Hauptsache ist doch, sie sind in deinem Herzen und in deinen Gedanken.

Die Bezeichnung „Freundschaft“ begegnet uns in vielen Zusammenhängen und wird auch in unterschiedlichen Formen verwendet. Wenn wir daher einmal in Wikipedia nachschlagen, was der Ausdruck „Freundschaft“ jetzt laut Definition bedeutet, erhalten wir folgende Beschreibung:

Freundschaft bezeichnet ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander, das sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet. Eine in einer freundschaftlichen Beziehung stehende Person heißt Freund oder Freundin. Freundschaften haben eine herausragende Bedeutung für Menschen und Gesellschaften. Schon antike Philosophen wie Aristoteles und Cicero haben sich mit der Freundschaft auseinandergesetzt.

 

Freunde sind also einander in Zuneigung zugetan und vertrauen einander vollkommen – es stehen diese beiden Eigenschaften im Vordergrund und alle anderen Ausprägungen sind nebensächlich. Wichtig sind der Kern der Menschen, die Grundeinstellung und die Charakterzüge.

 

Abstammung

Wenn wir uns an die alten Indianerfilme erinnern, da kommt Winnetou auf seinem schwarzen Hengst bei dramatischer Musik durch die Prärie angeritten und wir sehen ihn auf der Felsenkante in die Ferne blicken. Von der anderen Seite nähert sich Old Shatterhand und die beiden Blutsbrüder, die Rothaut und das Bleichgesicht begrüßen sich als Freunde, ja diese beiden so unterschiedlichen Menschen verbindet eine echte Freundschaft, eine Freundschaft, die über Rassen und Nationen hinwegsieht, die den Menschen dahinter sieht und mit dem ihn eine gemeinsame Einstellung verbindet.

Sicherlich handelt es sich hierbei um einen Geschichte aus der Feder von Karl May, aber sie zeigt uns doch, dass Freundschaft grenzenlos ist, dass wir nur hinsehen müssen und uns nicht von Äußerlichkeiten abschrecken lassen sollen. Liebevolle und freundliche Menschen, zu denen wir einen Beziehung, ja eine Freundschaft aufbauen können, gibt es unter den verschiedensten Menschentypen.

 

Interessen

Freundschaften sind vielfach von einer Gemeinsamkeit geprägt, von einer gemeinsamen Leidenschaft, von einem gemeinsamen Hobby, von einem gemeinsamen Interesse an einer Sache. So hatten auch Deutschlands berühmteste Klassiker Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller nach anfänglichen Schwierigkeiten eine tiefe Freundschaft mit regem Briefwechsel und gegenseitiger Bewunderung. Ihre gemeinsame Leidenschaft war die Dichtkunst und sie bestärkten sich darin gegenseitig, lieferten sich konstruktive Kritik und inspirierten sich bei der Erstellung ihrer Werke.

 

Freundschaft Goethe - Schiller

 

Daran ist ersichtlich, wie wichtig gegenseitige Unterstützung und eine wertvolle Meinungsäußerung sind, eine Meinung, die vielleicht unserer nicht entspricht, aber dann dazu beiträgt unseren Horizont zu erweitern und die Dinge mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Sie haben sich dabei nicht als Konkurrenten betrachtet und die literarischen Werke des Anderen mit Eifersucht beäugt, sondern jeder hat dem anderen seinen Erfolg gegönnt und sich mit ihm gefreut. Sie haben sich gegenseitig ermutigt und motiviert und dabei auch ihren eigenen Weg gefunden.

 

Unterschiede

Die Interessen müssen jedoch bei einer Freundschaft nicht zwingend gleich sein, es braucht im Wesentlichen eine gemeinsame Wellenlänge, auf der man sich begegnet. Das Gefühl, angekommen zu sein, den Wert des anderen zu schätzen und seine Eigenschaften und Eigenheiten zu akzeptieren, aufgrund dieser Basis kann auch bei teilweise anderen Vorstellungen eine wunderbare und inspirierende Freundschaft entstehen.

Wir brauchen dazu nur Sigmund Freud und Albert Einstein betrachten – der Psychoanalytiker und der Physiker waren zwar auf sehr unterschiedlichen Wissensgebieten tätig, dennoch waren ihre Umgangsformen miteinander sehr herzlich und sie fühlten sich sehr verbunden. So meinte der Wiener Arzt über den Naturwissenschaftler: „Einstein ist sehr freundlich und versteht von Psychoanalyse so viel wie ich vom physikalischen Weltbild“. Das zeigt ganz wunderbar, dass unterschiedliche Auffassungen und Ansichten eine Freundschaft nicht nur nicht verhindern, sondern auch wertvoll und kostbar machen können, wenn man sich ansonsten verbunden fühlt.

 

Herkunft

Aber auch der familiäre Hintergrund ist nicht immer ausschlaggebend dafür, wie die Menschen ihre Freunde auswählen. Dazu denken wir einmal ein die beiden Lausbuben Tom Sawyer und Huckleberry Finn, die jede Menge Unfug treiben, die die Erwachsenen teilweise zur Verzweiflung bringen und viele Abenteuer miteinander erleben. Dabei lebt Tom bei seiner strengen Tante Polly, die immer wieder auf ihn achtet, während sein Freund auf sich alleine gestellt ist. Dennoch haben sich beide durch ihre Abenteuerlust gefunden und verbringen einen lustige Zeit.

Dies zeigt, dass auch eine unterschiedliche Herkunft eine Freundschaft nicht verhindern muss, wenn Gemeinsamkeiten vorhanden, wenn eine gemeinsame Basis gefunden werden kann, wenn die allgemeine Einstellung übereinstimmt.

 

Qualität vor Quantität

Meine Oma hatte in Bezug auf Freundschaft immer folgenden Spruch bereit: „Wenn du eine Freundin wählst, dann wähle stets die rechte, denn unter 100 Freundinnen sind 99 schlechte.“ Obwohl Social Medias zu diesem Zeitpunkt noch kein Begriff waren, obwohl sie sich im Gegensatz zu heute nicht digital mit einer Vielzahl an Menschen „befreunden“ konnte, war es für sie bereits damals sehr wichtig, auf die Qualität einer Freundschaft zu achten, auf ein gegenseitiges Nehmen und Gehen ohne es sich aufzurechnen, auf ein Dasein für den anderen, auch wenn man vielleicht selbst gerade Probleme hat, auf eine Rücksichtnahme auf die Befindlichkeiten, auf Verständnis für die Schwächen des anderen, auf eine ehrliche Meinung, aber auch die Möglichkeit, andere Ansichten zu vertreten.

Ihre Meinung war immer, lieber eine Freundin weniger als eine Zweckfreundin, die bei Problemen ohnehin das Weite sucht und dich zu ihrem Vorteil auch mal hinterrücks hintergeht.

Wenn wir die kleinen Schulkinder beobachten, dann hören wir immer wieder Aussagen „Lisa ist meine beste Freundin für immer und ewig“, „Lena ist blöd, die ist nicht mehr meine Freundin“ – da werden die Freundinnen noch häufiger gewechselt, aber bald kristallisieren sich dann auch die wahren Freunde heraus, die Freunde, die in unser Leben kommen und dann für immer bleiben.

 

Cocktails

 

Ganz wunderbar wurden die Treue und der Zusammenhalt zwischen zwei Freunden, die immer füreinander einstehen, die den anderen in keiner Situation im Stich lassen, die sich immer aufeinander verlassen können und die sich einander ohne wenn und aber vertrauen, in der sehr bekannten Ballade „Die Bürgschaft“ des berühmten deutschen Dichters Friedrich Schiller zum Ausdruck gebracht. Die Größe der Freundschaft zwischen Möros und Selinuntius beeindruckt den bösen Tyrannen Dionysius so sehr, dass er beiden schließlich die Freiheit schenkt:

Und blicket sie lange verwundert an.
Drauf spricht er: »Es ist euch gelungen,
Ihr habt das Herz mir bezwungen;
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn –
So nehmet auch mich zum Genossen an:
Ich sei, gewährt mir die Bitte,
In eurem Bunde der dritte!

 

Freundschaft ist etwas Wichtiges und Wunderbares, Menschen können sich in Vielem unterscheiden, sie können unterschiedliche Interessen haben, sie können eine unterschiedliche Herkunft haben, sie können eine unterschiedliche Hautfarbe haben und sich dennoch zugetan sein und sich verstehen. Sie müssen auch nicht im selben Ort, in der selben Stadt, im selben Land wohnen, um sich nah zu sein, um sich zu vertrauen, um sich zu unterstützen, um sich Mut zu machen. Das Wichtigste dabei ist Vertrauen, Verbundenheit und Zuneigung, alle anderen Unterschiede lassen sich überwinden.

 

Jetzt bin ich schon ganz auf eure Meinung dazu gespannt: wie erlebt ihr eure Freundschaften? Verbindet euch mit euren Freunden vor allem Gemeinsames oder gibt es auch Unterschiede? Was bedeutet für euch Freundschaft und wie handhabt ihr sie über längere Zeiten und über Entfernungen?