Österreich

Frühlingsgefühle und ein Date mit Andy Warhol

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Was ist das doch für ein wunderbares Frühlingswetter in den letzten Tagen gewesen – die Temperaturen stetig steigend bis über die zwanzig Grad-Marke, strahlender Sonnenschein, ungetrübter blauer Himmel. Ein Wohlfühlwetter, das absolut auch wieder mehr zu Aktionen angeregt hat und so ist es auch bei mir gewesen. So gern ich auch zu Hause bin und es mag, mich immer mal wieder wohlig einzukuscheln, ist das doch nicht zu vergleichen mit so einem Gute-Laune-Wetter. Weg mit den Hauben, raus aus den Handschuhen, runter mit dem Schal und hinaus ins Freie und es gibt viele Möglichkeiten, diese Zeit zu genießen.

 

Flower-Power

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So hat es uns nach über einem Jahr mal wieder in ein Museum verschlagen, nachdem durch die Einschränkungen und Lock-Downs die Ausstellungsdauer

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glücklicherweise verlängert worden ist, geht es in zu einem Date mit Andy Warhol, dem amerikanischen Künstler der Pop-Art.

Bereits auf dem Vorplatz zum Museum und auf der Treppe werden wir von einer großen bunten Blumenwiese empfangen, Blumen befinden sich am Boden, erstrecken sich frühlingshaft über die einzelnen Stufen und führen schließlich zum Museum hin.

Aber es handelt sich hierbei nicht um irgendeine Blumenwiese, sondern diese blumige Malerei ist einem Werk von Andy Warhol, nämlich dem „Flowers“ nachempfunden. Es werden hier immer wieder die gleichen Hibiskusblüten gezeigt, jedoch in unterschiedlichen Farben und Konstellationen. Diese Vorgehensweise, das gleiche Objekt immer wieder anders aufbereitet darzustellen, hat der Künstler gerne bei seinen Arbeiten angewendet, wenn wir da etwa an die bekannten Porträt-Abbildungen von Marilyn Monroe denken.

 

A glittering alternative

Danach geht es auch ins Innere des Museums und sei es dem schönen Wetter, sei es der Corona-Zeit geschuldet, wir haben die meisten Ausstellungsräume und die zuständigen Mitarbeiter fast für uns alleine. Ein friedliches und gemütliches Durchschlendern und ein ungedrängtes Betrachten der Bilder, der Filme, der Exponate ist somit wunderbar möglich.

Es sind hier viele fast nicht bekannte und bisher selten gezeigte Frühwerke des Künstlers zu sehen – wir blicken auf Zeichnungen von jungen Männer, die teilweise mit Blattgold verziert sind oder gezeichnete Bilder von besonderen Schuhen, Slippers meist kunstvoll mit Schnallen, Maschen und Farben verziert, wobei Andy Warhol jedem der Schuhe einen Namen verpasste – so finden wir hier Slipper mit dem Namen James Dean oder Mae West. Doch nicht nur grafische Werke finden wir hier vor – es werden in den verschiedenen Räumen auch Filme aus dem künstlerischen Schaffen von Andy Warhol gezeigt, unter anderem sein Frühwerk „Kiss“.

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Schließlich gelangen wir auch in Ausstellungsräume, die in ihrer Gesamtheit von einem Thema beherrscht werden und dadurch eine ganze besondere Wirkung auf den Betrachter haben. Bei „Cow Wallpaper“ handelt es sich etwa um einen Raum, der – wie der Name eigentlich schon sagt – vollständig mit einer Kuh auf Tapetenpapier ausgestattet und ansonsten vollkommen leer ist. Von der Kuh wird jedoch nur der Kopf in einer unendlichen Anzahl in sehr kräftigen Farben wiedergegeben.

Ein weiterer Ausstellungsraum wird „Silver Clouds“ bezeichnet und auch hier beschreibt die Bezeichnung gleich perfekt den Inhalt – im Raum befinden sich silberne Ballons, die teilweise an der Decke oder am Boden schweben und dabei immer wieder eine andere Formation bilden.

 

Alle meine Entlein

 

Nach so viel Kultur meldet sich der Hunger zu Wort und wir machen uns auf die Suche nach Essbarem. Natürlich leidet die Gastronomie unter der aktuellen Situation, doch es gibt immer wieder viele wunderbare kreative Einfälle und tolle Ideen, die auch gerne von den Menschen angenommen werden. So bieten die vielen Take-Away-Stände oder Lokale ein vielfältiges Angebot und wenn auch die Auswahl selbst in den einzelnen Bereichen vielleicht auf einige Speisen eingeschränkt ist, dann lassen sich doch immer Köstlichkeiten finden.

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So entscheiden wir uns für so eine leckere Bowl; eine Schüssel, eine Gabel und ab geht es bei diesem herrlichen Wetter auf eine Parkbank – friedlich im Sonnenschein sitzen, die warmen Strahlen im Gesicht spüren, die blühende Natur und das satte Grün um uns sehen und natürlich auch riechen, die Vögel im Geäst zwitschern hören und dabei so köstlich speisen, das ist doch ein schönes Erlebnis, das wir wohl ansonsten in dieser Form wahrscheinlich gar nicht gemacht hätten, das bringt Lebensenergie und Lebensfreude.

Natürlich ist uns an diesem Tag auch der Wettergott wirklich gnädig gesonnen und es ist einfach toll, in diesem Umfeld, in der Natur und doch mit dem Blick auf

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die herrlichen historischen Bauwerke Zeit zu verbringen, ein bisschen das Flair der ehemaligen Kaiserzeit einzuatmen. Schaut doch, da ist das Palmenhaus, dort erhaschen wir einen Blick auf die Albertina und ja und dann sehen wir sie, die Enten, wie sie im Teich vor uns übers Wasser gleiten und ihren Runden drehen, mit ihren schön gemalten Gefiedern und wie wenn sie es wüssten, dass wir bei ihrem Anblick gleich mal an ein Kinderlied denken, tauchen sie gemeinsam ihre Köpfchen ins Wasser …. „Köpfchen unter Wasser – Schwänzchen in der Höh‘“.

Eine Ruhe, ein Frieden, eine Zeit zum Wohlfühlen und wie immer in solchen Momenten ist es immer ganz besonders, wenn wir diese Zeit auch noch mit lieben Menschen verbringen dürfen, mit Menschen, die uns guttun und uns alleine durch ihre Anwesenheit schon ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

 

Es hoppelt ein Hase

Nach dieser entspannten Idylle im Burggarten setzen wir unseren Bummel durch die Wiener Innenstadt fort. Immer wieder entdecken wir dabei Menschenschlangen, die mit Abstand hintereinander angestellt sind, um dann ein Shop betreten zu dürfen. Teilweise sind hier auch diese Absperrungen gespannt, bei denen die Menschen dann serpentinenartig durchgehen und ein bisschen erinnert dies an die Eincheckschalter am Flughafen.

Doch dann fällt unser Blick auf ein Würstlstandl, eines dieser berühmten und bekannten Würstlstandl quasi das Streetfood aus Wien, wo dann die „Eitrige“ mit dem „Buggl“ und dem „16er Blech“ konsumiert wird. Ja und oben auf diesem speziellen Würstlstandl sitzt ein großer grüner Hase, ein grüner Dürer-Hase – und dieser Hase zeigt uns, wie es sein soll, und geht gleich für uns alle mit guten Beispiel voran, denn in Wien tragen auch die Hasen Maske: ein großer roter Mund-Nasen-Schutz verdeckt sein Näschen und den Mund.
Übersetzung für alle Nicht-Österreicher: Eitrige = Käsekrainer, Buggl = Endstück des Brotes, 16er-Blech = Ottakringer Dosenbier (die Brauerei befindet sich im 16. Wiener Gemeindebezirk, in Ottakring)

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Kaiser to go

Schließlich treffen wir wieder eine Menschenreihe vor einem Lokal, aber das Besondere ist hier nicht das Lokal, sondern das Schaufenster daneben – hier hantieren Köche quasi in der Auslage mit ihren weißen Mützen und bereiten in großen Pfannen eine leckere Mehlspeise, ja und da wir schon in Wien sind, vielleicht besser gesagt eine kaiserliche Mehlspeise zu.

Ursprünglich dachte ich ja mal, wie unbequem doch dieses Essen-To-Go sein muss, da habe ich dann das Essen in der Hand, muss mit Gabel oder Löffel oder was auch immer herumfuchteln, auf die anderen Fußgänger achten, meine Handtasche baumeln lassen, darauf aufpassen, dass ich nichts verschütte, dass ich mich nicht bekleckere und jetzt bin ich an einem dieser herrlichen Frühlingstage in der Stadt.

Es gibt kein offenes Cafe, kein Lokal, es gibt keine Schanigärten und vor mir diese Köstlichkeit. Keine Frage – her damit, nur her mit dem Kaiserschmarrn, denn wer könnte schon bei diesem Anblick in der Auslage und dem köstlichen Duft in der Luft hier einfach so vorbeigehen? So erhalte ich schließlich wie ansonsten bei den Pommes eine Kartonbox mit den leckeren fluffigen Teigstückchen und statt dem Ketchup gibt es einen Schöpfer Zwetschenröster obendrauf. Mhmmm, unser Kaiser wusste schon damals, was einfach köstlich schmeckt und der K.u.K. Hofzuckerbäcker kann ihn einfach himmlisch zubereiten.

Damit machen wir uns wieder auf den Weg, denn ein Verweilen vor Ort ist zurzeit nicht gestattet und diese Mehlspeise wird dann eben erst mindestens 50 Meter vom Lokal entfernt verspeist, wie dies aktuell vorgeschrieben ist.

 

Ein wunderbarer Frühlingstag geht zu Ende und dem konnten auch Corona und diese sämtlichen Einschränkungen und Vorschriften nichts anhaben. Diese warmen Sonnenstrahlen, die unsere Lebensgeister wieder so richtig wecken, die das Gute-Laune-Barometer in die Höhe sauen lassen und so richtig Wohlgefühl verbreiten, werden uns auch hoffentlich in der nächsten Zeit noch begleiten. Auch wenn wir mittlerweile wieder in einem total strengen Lock-Down gelandet sind, dann gibt es doch immer noch schöne Möglichkeiten, den Frühling zu genießen, denn glücklicherweise sind die Sonne, die Blumen, die Natur gegen dieses Virus immun und zeigen sich momentan mit den vielen Frühlingsblumen, den blühenden Sträuchern und den ergrünenden Wiesen von einer ihrer schönsten Seiten. Also lassen wir uns nicht aufhalten, sondern davon mitreißen, übernehmen wir daraus die Motivation und die Stärkung für die nächste Zeit, auch wenn wir vor mittlerweile fast einem Jahr schon auf ein baldiges Ende dieser Situation gehofft haben.

Dieser Tag zeigt uns mal wieder, wie das so geht mit den kleinen Freuden des Alltags, mit dem Entdecken von kleinen schönen Dingen auch mitten in der Corona-Zeit. Ein bisschen mit offenen Augen durch die Gegend gehen, bewusst auf die Kleinigkeiten achten und sich auch mal auf Anderes einlassen ist in dieser Zeit besonders angesagt und lässt uns vielleicht dann auch sagen „Es hat mir nichts ausgemacht, denn ich hatte jeden Tag eine solche Freude, am Leben zu sein“, um hier einen berühmten, mittlerweile leider verstorbenen Österreicher zu zitieren.

 

Ich wünsche ich euch ein ganz besonderes Osterfest, macht es euch schön, lasst die Freude in euer Leben und vor allem bleibt gesund.

Falls ihr zwischen Osterschmaus und Eiersuchen Zeit habt, dann freue ich mich natürlich auch auf ein paar Osterworte von euch: Wie genießt ihr den Frühling in dieser besonderen Zeit? Was unternehmt ihr, was macht ihr anders als in früheren Jahren, was habt ihr dabei Neues für euch entdeckt und was fehlt euch ganz besonders?