Gedankenplauderei

Luxus oder nicht? – Was hat das mit Coco Chanel und einem Marmeladesemmerl zu tun?

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Der endlich und hoffentlich jetzt für längere Zeit eingetroffene Sommer – gleich mal fürs Protokoll: ich erwarte jetzt schon eine Aufenthaltsdauer von mindestens drei Monaten, nehme aber auch gerne mehr entgegen – und die Lockerungen der Corona-Beschränkungen lassen jetzt wieder die Treffen von mehreren Menschen im Freien zu. So geht es für uns an einem lauen Sommerabend zu einer Geburtstagsfeier von Freunden, die dafür ein gemütliches Zusammensein im eigenen Garten ausgewählt haben. Eine Gartenseite ist bei ihnen mit einem Pool verbaut und bei diesem Anblick schießt mir gleich mal ein Gedanke durch den Kopf: „Was muss das doch für ein Luxus sein, gleich in den Morgenstunden mal ein paar Runden in so einem Becken schwimmen zu können.“ und ich stelle mir dabei vor, wie ich nach dem Aufstehen in das angenehm frische Wasser – was bei mir bedeutet eine Temperatur von mindestens über 25 Grad, darunter geht mal gar nicht – steige und so in den Tag starte.

Ein anderer Gast hat auch gleich eine Meinung zu diesem Pool und die unterscheidet sich total von meiner: „So ein Pool ist doch in der heutigen Zeit kein Luxus mehr, den sieht man doch ohnehin schon fast bei jedem Haus.“ Ein weiterer bringt ein, dass für ihn Luxus wohl eher ein Ferrari wäre und sieht sich schon am Steuer eines solchen Vehikels durch die Straßen cruisen, wieder ein anderer will von einem Auto nichts wissen und schwärmt von einem Luxusleben in einer Penthouse-Wohnung über den Dächern einer großen Stadt. Eine weitere Wortmeldung geht in Richtung Berufsleben und zwar träumt diese davon, so viel Geld zu haben, um nicht mehr arbeiten zu müssen und nur ihren privaten Interessen nachgehen zu können. Eine Zeitlang geht das Gespräch so hin und her und ich beginne mich zu fragen: Bedeutet Luxus für die Menschen Unterschiedliches? Ist ein Leben im Luxus überhaupt ein anstrebenswertes Ziel?

 

Was ist Luxus?

Dazu wollen wir jetzt zuerst klären, worum es sich bei Luxus eigentlich laut Definition handelt – so darf gleich mal der Duden in Aktion treten:

Das Wort Luxus kommt vom lateinischen Wort „luxus“ und bedeutet üppige Fruchtbarkeit oder übermäßige Verschwendung, große Pracht. Es werden damit Anschaffungen oder Verhaltensweisen bezeichnet, die über das in der Gesellschaft übliche oder als notwendig bezeichnete Maß hinausgehen.

Um jetzt mal auf diese Definition einzugehen: Ist als Luxus jetzt all das zu sehen, was über das zum Leben Notwendige hinausgeht? Gehört alles zum Luxus, was wir nicht unbedingt zum Überleben brauchen? Dann sind wir wohl alle von einem regelrechten Luxus umgeben und führen ein luxuriöses Leben:

  • Wir haben mehr zu essen als wirklich zum Überleben notwendig ist.
  • Wir haben mehr Kleidung als wir unbedingt brauchen.
  • Wir haben eine größere Wohnung als sie den Mindestanforderungen entspricht.

Trotzdem würden die wenigsten sagen: „Ich führe ein Leben im Luxus.“ Aber das ist wohl nicht das, was hier konkret gemeint ist und dazu betrachten wir auch den weiteren Teil der Definition genauer.

Es heißt ja auch „über das in der Gesellschaft übliche Maß hinaus“ und damit kommen wir der Sache wohl schon etwas näher. Als Luxus ist also dann das zu sehen, was in einem bestimmten Umfeld – sei das nun im Freundeskreis oder Bekanntenkreis, bei den Kollegen, in der Nachbarschaft, in der Gemeinschaft eines Ortes oder eines Viertel oder vielleicht auch eines Landes nicht unbedingt üblich ist, was nicht standardmäßig als Usus angesehen wird. Es ist daher sicher auch ausschlaggebend, wo wir leben und von welchen Menschen wir umgeben sind, was wir als Luxus sehen und welche Produkte uns bei diesem Ausdruck gleich mal durch den Kopf gehen, unabhängig davon, ob sie für uns wirklich erstrebenswert sind oder nicht.

 

Was sind Luxusgüter?

Für diese im Normalfall als typische Luxusgüter angesehenen Produkte bin ich wohl nicht so wirklich empfänglich, wie etwa ein noch so tolles Auto, eine ganz besonders wertvolle Uhr – wobei hier bei mir auch schon wieder die Alarmglocken anschlagen und eigentlich erst mal zu definieren ist, wonach sich wertvoll richtet: Ist es der Preis, der für die Uhr zu bezahlen ist? Ist es das Material, aus dem sie hergestellt worden ist? Gibt es eine allgemein gültige Definition für wertvoll oder ist die Uhr vielleicht auch nur für mich wertvoll, weil sie ein Erinnerungsstück ist und ich sie von einem besonderen Menschen erhalten habe?

Wo waren wir eigentlich gerade, ach ja – also beim Auto, der Uhr, dann geht es weiter mit Schmuck und Designer-Handtaschen, bei Produkten, für die wohl ein kleines Vermögen hingelegt werden muss, um sie zu besitzen, aber es sind alles keine Dinge, nach denen ich wirklich streben und deren Besitz für mich etwas Besonderes bedeuten oder von denen ich mir wirkliches Wohlgefühl versprechen würde. Wenn sich jemand eines dieser sogenannten Luxusgüter leisten kann oder leisten will und daran seine Freude hat, dann freue ich mich gerne mit ihm mit, ohne dabei selbst das Verlangen zu verspüren, so etwas ebenfalls besitzen zu wollen.

 

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Dennoch gibt es aber auch sehr wohl materielle Dinge, die mir große Freude bringen und da kann ich auch ein „Material Girl“ sein und um gleich mal ein konkretes Beispiel zu nennen: es gibt da etwas, das ich zwar schon vor Jahren als Geschenk bekommen habe, aber über das ich mich noch immer jeden Tag freue und das ist mein Kindle. Ja, manche werden vielleicht denken, das ist doch lächerlich, das ist doch kein Luxusgut, aber für mich bedeutet das einfach auch Luxus, jederzeit etwas zum Lesen bei mir zu haben, ja sogar eine größere Anzahl an Lektüre, jederzeit neuen Lesestoff herunterladen zu können. Der Kindle ist also zwar ein materielles Teil, aber er ist für mich hier vielleicht auch ein bisschen mit Freiheit verbunden und diese Kombination macht es dann schlussendlich aus.

 

Was sind Luxusprobleme?

Luxusprobleme ist ein gängiges Wort in der aktuellen Corona-Zeit geworden und da wird wirklich immer mal wieder wegen allem Möglichen gesuddert und geraunzt. Da wird wegen Dingen gejammert, die weder wirklich lebensnotwendig noch in irgendeiner Form schwerwiegend sind, wo es ohnehin genügend Alternativen gibt oder was ohnehin nicht wirklich gebraucht wird. Oder ist es wirklich tragisch, wenn im Supermarkt ein Regal nicht total voll bestückt ist und mal statt zehn Sorten nur fünf zur Auswahl stehen? Ist es wirklich so schlimm, sich mal für einen Urlaub nicht ins Flugzeug setzen zu können? Ist es wirklich so unerträglich, am Arbeitsplatz mal etwas flexibler agieren zu müssen? Manchmal beschleicht mich da dann das Gefühl, dass etliche nicht wissen oder nicht schätzen, wie gut es uns doch trotz allen Einschränkungen eigentlich noch immer geht.

Natürlich gibt es vielfach Sorgen wegen der beruflichen Zukunft und der finanziellen Situation. Es ist nicht klar, welche Betriebe dieses Ereignis vielleicht nicht überstehen werden, welche Menschen dadurch vielleicht ihren Arbeitsplatz verlieren. Doch in Bezug auf das Berufsleben habe ich unlängst dann zufällig ein Gespräch an der Kassa mitverfolgt:

Kunde: Ihr hattet ja eine schwere Zeit während der letzten Monate.
Kassiererin: Ach, das war ja nur meine Arbeit und es war nicht wirklich so schlimm.
Kunde: Ihr wart aber schon immens gefordert und seid zu wahren Helden in dieser schweren Zeit geworden.
Kassiererin: Ich habe eigentlich nichts Besonderes gemacht – der Alltag war zwar etwas anstrengender, aber wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis so umschaue, dann ist es eigentlich ein Privileg, dass ich trotzdem arbeiten konnte. Viele sind entweder arbeitslos oder in Kurzarbeit und haben keine Ahnung, wann oder ob sich das ändert. Daher sehe ich es eigentlich als Luxus, dass ich meinen Arbeitsplatz komplett behalten habe.

Na wumm, das hat jetzt gesessen – das bringt uns jetzt mal ganz aus dem Konzept und damit wieder eine ganz andere Komponente ins Spiel. Während doch viele Berufstätige schon am Montag vom nächsten Wochenende träumen oder sich quasi von Urlaub zu Urlaub handeln, sich am liebsten mit einem Lottogewinn vom Berufsleben verabschieden würden und ihre Arbeit sicherlich dann nicht als etwas Erstrebenswertes ansehen, ist hier jemand, der seine Arbeit als Luxus bezeichnet, vor allem in dieser doch etwas unsicheren Zeit. Der Beruf ist wahrscheinlich nur bei sehr wenigen das, was ihnen in Zusammenhang mit Luxus spontan einfallen würde. Aber irgendwie kann ich diese Aussage schon nachvollziehen – es ist doch etwas Schönes, einen Job zu haben, den man gerne erledigt, der eigentlich nicht als Last, sondern vielleicht auch als Bereicherung gesehen wird und konkret betrachtet ist es wahrscheinlich schon ein Luxus, wenn unser Beruf genau das beinhaltet, was wir sowieso gerne machen.

 

Coco Chanel und der Luxus

Auch die Gründerin des Modeimperiums und der Luxusmarke Chanel hat sich über den Luxus so ihre Gedanken gemacht und uns diese Aussage hinterlassen:

Luxus ist nicht das Gegenteil von Armut, sondern das Gegenteil von Gewöhnlichkeit.
(Coco Chanel)

Oder vielleicht mal ganz vereinfacht gesagt – wenn ich jeden Tag ein Butterbrot zum Frühstück esse, dann ist das gewöhnlich und für mich normaler Alltag, wenn ich dann mal anstelle des Brotes ein Marmeladesemmerl esse, dann ist das nach dieser Definition Luxus, da es nicht meinem gewohnten Start in den Tag entspricht. Brot ist also für mich Alltag, Semmerl ist mich was Besonderes. Gilt das jetzt im umgekehrten Fall auch? Mal angenommen, ich frühstücke immer ein Marmeladesemmerl und dann als Abwechslung mal ein Butterbrot – ist dann das Butterbrot Luxus? In unserer Vorstellung ist doch meist ein Butterbrot nicht so hoch gereiht als ein Semmerl, doch nach dieser Definition von Luxus müsste es wohl das sein. Vielleicht war es aber auch ein ganz besonderes Brot, eine spezielle Butter direkt vom Bauernladen, die uns dann doch in diesem Fall das Brot höher reihen lässt als das Semmerl.

Uiii, ich sehe schon, irgendwie ist das Thema doch gar nicht so einfach und ich komme schon in einen ziemlichen Wirrwarr. Daher alles zurück auf Anfang und ich überlege jetzt mal, was für mich denn nun eigentlich Luxus bedeutet – mal abgesehen von einer morgendlichen Schwimmrunde im Pool 😉

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Luxus kann sich also in materiellem und nicht materiellem widerspiegeln und so bedeutet für mich etwa Luxus, mal an einem Morgen nicht früh aufstehen zu müssen. Ja, normalerweise reißt mich so ein fürchterlicher Klingelton morgens um 5:00 aus dem wunderbaren Traumland – eine für einen ausgeprägten Morgenmuffel wirklich unakzeptable Zeit und obwohl das jetzt viele Jahre schon so ist, hat hier absolut kein Gewöhnungseffekt eingesetzt und es ist weiterhin jeden Tag nur unangenehm. Daher ist es für mich absoluter Luxus, wenn ich abends keinen Wecker stellen muss und morgens so richtig friedlich in den Morgen gleiten kann. Ich schlafe dann trotzdem nicht bis lang in den Tag hinein und bin meist eher zeitig wach, aber alleine dieses Gefühl ist für mich an freien Tagen besonders. Wenn ich mir dazu jetzt nochmals kurz die Definition von Luxus vor Augen führe, dann ist das sicherlich nichts, was viele ebenfalls als Luxus bezeichnen würden.

Ich denke daher, dass Vieles in unserem Leben eine sehr subjektive Betrachtung ermöglicht und bei Luxus trifft das ganz besonders zu. Etwas, das für den einen unbedingt erstrebenswert erscheint, hat für einen anderen überhaupt keine Bedeutung und was dem anderen gefällt, muss für den anderen überhaupt keinen Wert haben und das alles wiederum ganz unabhängig vom allgemeinen Wert. Daher ist für mich auch die Frage, ob ein Leben in Luxus erstrebenswert ist, wohl sehr subjektiv zu sehen und zu beantworten. Für mich ist jedenfalls ein Leben erstrebenswert, das mir Zufriedenheit und Wohlgefühl bringt, in dem ich immer wieder glückliche Augenblicke und wunderbare Lieblingsmomente erfahren darf und das ist für mich dann Luxus, unabhängig davon, ob dies der allgemeinen Definition oder in den Augen der anderen dem entspricht.

 

Bloggerleben

Jetzt zum Abschluss noch ein paar Worte in eigener Sache – obwohl dieser Ausdruck hier wohl nicht ganz richtig ist – es ist ja mein persönlicher privater Blog, also ist ja ohnehin sowieso alles meine Sache. Genug von der Wortklauberei: Da ich von mehreren darauf angesprochen worden bin, dass es letzte Woche einen Tag eine Sicherheitswarnung für meinen Blog gegeben hat, hier die Kurzversion dazu:

Als ich dies entdeckt habe, gab es zuerst mal eine kurze Schockstarre und dann mein erster Gedanke – mein Blog wurde gehackt, mein zweiter Gedanke – mein Blog liefert doch keine interessanten oder relevanten Daten für Hacker. Dann war mein nächster Schritt die Überprüfung der Gültigkeit des Sicherheitszertifikats, Check – alles OK; dann folgten Überprüfungstools für den Blog, Check – von allen die Rückmeldung: kein Sicherheitsleck. Da ich mich selbst um die Technik kümmere und auch meinen Blog selbst hoste, kam jetzt noch eine zusätzliche Überprüfung durch einen Spezialisten für Hackerprobleme, Check – alles OK. Daher folgte als nächste logische Aktion, den Provider zu kontaktieren – nach ein paar Stunden des Wartens dann die erlösende Nachricht mit seinen Worten: Bei einer Umstellung bei ihm ist etwas „hängengeblieben“, daher kam es fälschlicherweise zu dieser Sicherheitswarnung. Ich muss jetzt wohl nicht extra betonen, wie viele Zentner Steine mir bei diesen Worten vom Herzen gefallen sind.

 

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Aber jetzt wieder zurück zu unserem eigentlichen Thema und zum Luxus – da ist es heute wieder mal kreuz und quer durch das ganze Beet gegangen und meine Gedanken sind hin und her gesprungen, ja – vielleicht sollte ich überhaupt so eine richtige „Kraut und Rüben“-Kategorie einführen: jedenfalls kommen jetzt mal meine obligatorischen Schlussworte und ich übergebe dir gerne das Wort: Welche Dinge oder Handlungen verbindest du mit Luxus? Was bedeutet Luxus für dich und dein Leben? Ich bin schon total gespannt, wie du diese Thematik siehst.

Und an alle Blogger natürlich noch die Zusatzfrage: Ist bei dir auch schon mal ein Problem bei deinem Blog aufgetreten und wie hast du das gelöst?