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Zwischenbilanz – wir sind auf einem guten Weg! War das die Aufregung wert?

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Vor kurzem war uns Corona oder besser gesagt Covid-19 noch kein Begriff und mittlerweile gibt es schon Bücher über die Zeit nach Corona – ja, ich frage mich, was diese so beinhalten, denn weder ist diese Situation meines Erachtens abgeschlossen noch wissen wir wirklich Bescheid über die weiteren Entwicklungen. Ich denke, die Auswirkungen etwa auf die Wirtschaft wird sich erst in den nächsten Monaten oder vielleicht auch Jahren zeigen, dazu ist wohl auch noch entscheidend, wie die Forschungen auf diesem Gebiet weitergehen, wie bald ein Impfstoff oder ein Medikament gefunden wird und wann dieses schließlich der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wird.

Aber es gibt auch noch weitere Bücher zu diesem „Corona“-Thema, angefangen von Kinderbücher, in denen der Babyelefant erklärt wird, bis zu Rezepten und und Reisetipps in Corona-Zeiten und danach und manche haben mir auch wirklich ein Lächeln entlockt – „Blätter, die die Welt bedeuten“ waren doch vor dem Lockdown eindeutig die Klopapierpapierblätter. Mir ist heute noch immer unverständlich, warum sich die Menschen gerade auf diesen Toilettenartikel gestürzt und ihn in Massen gehortet haben. Aber sei‘s, wie‘s sei – jedenfalls ist dieser Vorrat aktuell anscheinend in vielen Haushalten in Überfluss vorhanden und kreative Köpfe haben sich auch gleich mal die unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten für diese vielen Klopapierblätter überlegt und dazu ein Bastelbuch veröffentlicht.

 

Gesundheit und der schlimmste Moment

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Gesundheit ist wohl das zentrale Thema in dieser Zeit – da wird von Infiziertenstatistiken, von Erkranktenstatistiken berichtet, obwohl hier wohl so manchen der tatsächliche Unterschied nicht genau bekannt ist oder dieser auch gerne mal vermengt wird, sodass die Daten nicht immer Aussagekraft besitzen. Ich muss ehrlich gestehen, ich habe diese Zahlen nicht wirklich verfolgt, denn durch diese ständige Information wird meines Erachtens auch teilweise ein etwas verzerrtes Weltbild gegeben – es wird immer berichtet, wie viele Erkrankte es gibt, wie viele sich schon infiziert haben und damit wird, auch ohne dabei auf die konkreten Zahlen einzugehen, der Eindruck erweckt, dass dies das zentrale Thema ist. Kleines Gedankenspiel dazu: wenn wir an einem Tag hören: „In diesem Ort gibt es 50 Arbeitslose“, am nächsten Tag sind es 52 Personen, am übernächsten Tag 49 Menschen, dann verbindet man irgendwann diesen Ort einfach automatisch mit diesen Menschen. Wir hören den Namen dieses Ortes und schon denken wir an die Arbeitslosen, auch wenn der Ort vielleicht 10.000 Einwohner hat und die Betroffenen nur ein marginaler Anteil davon sind.

So nun aber zu meiner Zwischenbilanz in Bezug auf die Gesundheit – bisher kenne ich persönlich niemanden, der von diesem weltweiten Virus infiziert worden ist. Eigentlich richtigerweise kenne ich niemanden, der positiv getestet worden ist, denn manche sind ja infiziert und somit nur Überträger, ohne dass sie das selbst wissen. Obwohl Corona in meinem unmittelbaren Umfeld nicht zugeschlagen hat, hat dennoch mein schlimmster Moment in dieser Zeit mit der Gesundheit oder besser gesagt mit einer Krankheit zu tun. Genau zum Zeitpunkt des Shutdowns in Österreich, somit zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt hat ein Familienmitglied eine schlimme Diagnose erhalten – nein, keine Infektion mit dem Corona-Virus, sondern mein Bruder hat Speiseröhrenkrebs und es wird sofort mit der Chemotherapie gestartet. In dieser Zeit der Ausgangsbeschränkung durchläuft er die Untersuchungen und Behandlungen isoliert und ohne Besuchsmöglichkeit. Um jeder Infektionsgefahr aus dem Weg zu gehen, wird er natürlich total von seinem Umfeld abgeschirmt. Daher bin ich in dieser Situation nochmals vermehrt einerseits für die heutzutage technischen Möglichkeiten dankbar – so kann zumindest online Kontakt gehalten und Unterstützung geboten werden – andererseits aber auch für die hervorragende medizinische Versorgung in unserem Land.

 

Büro und Home-Office

Durch die Einschränkungen und Auflagen hat sich für die meisten von uns das berufliche Umfeld verändert – da werden die Tätigkeiten ins Home-Office verlegt, es sind besondere Hygienemaßnahmen und Vorschriften einzuhalten und auch die teilweise bereits durchgeführten Lockerungen bedingen noch ein anderes Arbeiten als vor der Verbreitung dieses kleinen fiesen Dingsda.

Da ich ohnehin schon seit vielen Jahren in einer Kombination aus Home-Office und Büro arbeite, hat sich für mich meine Tätigkeit in diesen eingeschränkten Zeiten nicht wirklich großartig verändert. Die einzige Ausnahme bildet eigentlich das Tragen einer Maske im Büro. Ich bin also in der glücklichen Situation, meinen Arbeitsplatz behalten zu haben und meine Arbeit weiterhin in vollem Umfang ausführen zu können. Das ist angesichts der Arbeitslosenzahlen, der Menschen in Kurzarbeit, der Menschen in Unternehmen, bei denen die weitere Existenz noch nicht gesichert ist, keine Selbstverständlichkeit und ich bin dankbar dafür, dass ich mich zumindest aktuell in dieser gesicherten Position befinde.

 

Ist das wirklich diese Aufregung wert?

Von den Einschränkungen aufgrund dieses Virus ist auch die Reisefreiheit ins Ausland betroffen, egal ob es sich um ein berufliches Treffen, einen Familienbesuch oder auch nur um einen in diesem Fall banalen Urlaub handelt – es gibt einerseits keine Flüge oder andere Transportmöglichkeiten, andererseits auch keine Einreisegenehmigung in den anderen Ländern. Wie dem auch sein – jedenfalls haben wir ein Familienmitglied, das sich beruflich derzeit in Japan befindet. Unser „österliche“ Gedanke daher: wie wäre es mit einem kleine Überraschungspaket, mit ein bisschen heimatlichen Leckereien und Sonstigem in diesen ungewohnten Zeiten in der Fremde? Gesagt, getan – das Paket war schnell geschnürt, ein paar Grüße dazu und ab damit zum Versand; ja und hier gab es dann gleich mal die Ernüchterung: es ist nicht nur der Personenverkehr gesperrt, es werden auch keine Pakete ins Ausland geliefert. Da es sich um keine lebensnotwendige Lieferung handelt, sondern eigentlich nur eine Aufmunterung und eine Aufmerksamkeit sein soll, ist dies ja nicht wirklich tragisch, sondern nur einfach schade.

Täglich kontrollieren wir die aktuellen Lieferländer und langsam wird immer mal wieder ein Land für die Lieferung freigegeben und endlich, endlich nach einigen Wochen ist auch Japan dabei. Ja, aber nicht zu früh gefreut – damit ist es noch nicht getan. Jedenfalls geht es ausgestattet mit dem Paket und den notwendigen Zollformularen zur Abgabestelle – hier ist eine neue Mitarbeiter zu Gange und hat anscheinend noch nie ein derartiges Paket entgegengenommen. Ich versuche ihr also mal helfend unter die Arme zu greifen und erkläre ihr, welchen Betrag ich normalerweise bezahle, wie die Zollpapiere mit den Sendungspapieren von den anderen immer angebracht werden. Bei der Eingabe im System hat sie dann trotzdem noch ihre Probleme, erfasst mein Paket ein weiteres Mal und ein weiteres Mal, storniert dann wieder. So habe ich dann schlussendlich zwei Sendungsverfolgungscodes für mein Überraschungspaket. Ok – dann schauen wir mal, wie es jetzt weitergeht. Bisher ist die Sendungsdauer eines Pakets nach Japan immer zwischen acht und zehn Tagen gewesen – in diesen ungewohnten Zeiten gehe ich mal sicherheitshalber von einer längeren Lieferzeit aus.

So schaue ich nach einer Woche mal online mit den beiden mir übergebenen Codes in der Sendungsverfolgung nach. Ein Code ist im System nicht auffindbar und der andere zeigt das Paket auch

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nach dieser Zeit noch immer am Abgabeort. Nach ein paar weiteren Tagen sind dann plötzlich beide Codes im System vorhanden – einer immer noch am Abgabeort, der andere mit dem aktuellen Datum in der Verteilung und so bliebt es dann auch für längere Zeit. Schon etwas verwirrend das Ganze, aber nach einer kurzen Nachfrage-Mail meldet sich innerhalb einer Stunde eine freundliche Mitarbeiterin der Zentrale telefonisch bei mir und erklärt mir, dass aufgrund der aktuellen Situation die Weiterleitung etwas länger dauert und nennt mir den korrekten Sendungsverfolgunscode. Nach etwa drei Wochen verlässt das Paket dann schließlich Österreich und ist nach dem Eintreffen in Japan in einer Stunde durch die Verzollungsstelle und schließlich noch am selben Tag am Ziel angelangt – zur großen Freude in weiter Ferne.

Und dann am Wochenende in den Nachrichten: in Ostösterreich gibt es Probleme in den Verteilungsstellen und mit dem Sendungsverfolgungsprogramm – ach ja, das habe ich doch gerade live miterlebt. Aber was mich in diesem Zusammenhang dann doch schockiert hat, waren die Meldungen und Kommentare von ebenfalls Betroffenen – das ging von Beschwerden, weil sie das Paket nicht innerhalb von drei Tagen erhalten haben, weil ein bestelltes Geburtstagsgeschenk nicht rechtzeitig eingetroffen ist, weil eine Lieferung aus Deutschland noch nicht angekommen ist, bis zu Beschimpfungen – „Schneckenpost“ ist wohl noch einer der freundlichsten Ausdrucke. Sicherlich ist es lästig, wenn man auf eine Lieferung ungewohnterweise mal wartet, aber seien wir mal ehrlich, wir haben eben eine besondere und für alle unbekannte Zeit und gerade die Paketdienste sind bei diesen Einschränkungen besonders gefordert. Es hüpfen dort mit Sicherheit keine Gnome herum, die sich grinsend die Hände reiben und sich irgendwelche Gemeinheiten für die Empfänger ausdenken – „Verstecken wir dieses Paket doch unter dem Tisch!“, „Lasst das Pakerl hinter dem Regal verschwinden!“ , „Legen wir diese Sendung zum hinteren Stapel!“

Die Anzahl der Online-Bestellungen hat sich stark vermehrt, dadurch dass ein Einkaufen in den Geschäften teilweise nicht möglich war und somit ist auch die Menge der versandten Pakete sehr gestiegen. Andererseits sind durch die Corona-Krise von den Mitarbeitern in den Verteilungs- und Auslieferstellen besondere Auflagen zu berücksichtigen und auch Krankheitsfälle sind in diesem Bereich zu beklagen. Ich denke, gerade diese besonders geforderten Menschen – auch wenn es für manche Betroffene sicher lästig und unangenehm ist, dieses Mal etwas länger auf eine Lieferung zu warten – haben doch auch unsere Wertschätzung und Anerkennung für ihre aktuellen Leistungen verdient und da es sich bei den Bestellungen und Lieferungen sicherlich in den meisten Fällen um nichts Lebensnotwendiges handelt, sind wohl eher Verständnis und Nachsicht statt Beschwerde und Kritik angebracht. Natürlich soll jeder seine Arbeit ordentlich verrichten und wir verlassen uns auf die unterschiedlichen Dienstleister, aber in dieser besonderen Situation ist wohl von allen Entgegenkommen und Rücksichtnahme gefordert.

 

Auswirkungen

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Wenn wir die letzten Wochen so rückwirkend betrachten, dann haben wir eine ungewohnte und unbekannte Situation erlebt und natürlich einige Einschränkungen in unserem Leben erfahren, trotzdem ist das meines Erachtens keine Zeit für Weltuntergangsszenarien, keine Zeit, die irgendwelche Verschwörungstheorien begründen würde, die immer mal wieder in den sozialen Medien ihre Runden drehen und eigenartigerweise auch von verschiedenen Menschen angenommen, ernst genommen und verfolgt werden. Ja, dieser Virus, der sich für uns so unerwartet auf der ganzen Welt verbreitet hat, der plötzlich andere Themen in den Vordergrund gerückt hat, hat natürlich auch Auswirkungen auf unser gesellschaftliches Zusammenleben und wahrscheinlich auch auf unsere Gedankenwelt.

Ich kann mir vorstellen, dass in Zukunft Sätze wie „Wollen wir heute essen gehen?“ eine andere Bedeutung wie noch vor drei Monate erhalten, wie wir vielleicht bewusster überlegen, was wir wirklich unternehmen und machen wollen und Vieles nicht mehr einfach so nebenbei erledigen, dass auch ein Treffen mit der Freundin besonders geschätzt und nicht mehr als Selbstverständlichkeit betrachtet wird und natürlich auch dass der Besuch im Ausland – aus welchen Gründen auch immer – eine ganz andere Wertschätzung erhält, dass er vielleicht wirklich, wie eine erste Reise erlebt wird, wieder das erste Mal eine Grenze passieren und seinen Pass vorweisen, wieder mal mit dem Zug verreisen oder vielleicht auch in noch etwas weiterer Ferne auch wieder mal in ein Flugzeug steigen. In machen Dingen haben wir so eine Art Reset-Knopf gedrückt und wir nehmen die uns gebotenen Möglichkeiten in besonderer Weise wahr, wir schätzen die Sicherheit und vor allem die medizinische Versorgung in unserem Land, wir betrachten die Auswahlmöglichkeiten in den Shops mit anderen Augen und konsumieren bewusster, wir legen vielleicht auch einmal besonderes Augenmerk auf die Leistungen der Handwerker und der anderen Dienstleister und wir freuen uns auch auf den Montag und gehen mit einem lächelnden Gesicht zur Arbeit; wenn wir sehen, in wie vielen Bereichen und Betrieben dies nicht mehr möglich ist, wenn wir die Anzahl der Arbeitslosen sehen und die Schwierigkeit, in dieser Zeit einen neuen Arbeitsplatz zu finden, schätzen wir den Wert unserer Arbeitsstelle mehr.

All das, was für uns immer selbstverständlich und verfügbar gewesen ist, erhält dadurch einen besonderen Wert oder wir erkennen, dass wir Manches eigentlich gar nicht brauchen und auch nicht vermissen. Momentan befinden wir uns in einer Art Zwischenphase, wir erleben die Lockerungen, wir können Einiges schon wieder nutzen, aber wir müssen nicht, wir können entscheiden und bewusst überlegen, was uns davon wirklich wichtig ist, was wir wieder wollen, was wir nicht mehr in dieser Form wollen und was wir eigentlich überhaupt nicht mehr wollen.

So bin ich schon total gespannt auf die weitere Entwicklung, deren Auslöser so ein kleiner mickriger Virus ist und auf was ich auch schon gespannt bin und was ich auch vor dieser Zeit und in dieser Zeit und nach dieser Zeit nicht missen möchte, ist natürlich deine Meinung: wie fällt deine Zwischenbilanz aus? Bist du oder dein Umfeld vom Corona-Virus vielleicht direkt betroffen? Hat es besondere Änderungen in deinem beruflichen Bereich gegeben? Hast du auch Situationen in dieser Zeit erlebt, in denen unnötige Aufregung über eigentlich Lappalien entstanden ist?
Ich freue mich sehr auf deine Antworten.