Europa

Zum ersten Mal in München – was ich davon mitgenommen habe

Neues Rathaus

Das Fernweh plagt, die Reiselust nimmt zu und zu und die herrlichen Sonnentage rufen uns unermüdlich zu „Kommt mit, kommt mit!“ – das lassen wir uns nicht zweimal sagen und so machen wir heute mal wieder eine kleine Reise. Nachdem ich euch in der letzten Zeit immer wieder an die Westküste der USA mitgenommen habe, geht es heute in unseren Nachbarstaat. Wir machen uns auf den Weg nach Minga, die Landeshauptstadt des Freistaates Bayern und das zum ersten Mal. Obwohl München nur knappe 4 Autostunden von uns entfernt ist, haben uns unsere Reiserouten noch nie dorthin verschlagen. Aber da wird jetzt Abhilfe geschaffen. Übrigens zwischen Österreich und Bayern gibt es eine besondere Beziehung – eine der weltweit bekanntesten Österreicherinnen wurde in München geboren und zwar am 24. Dezember 1837, na klingelt’s? Natürlich Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin von Bayern, die in Österreich ihren Franzl geheiratet und als Kaiserin Sisi Weltruhm erlangt hat.

So jetzt los – Koffer packen, Auto beladen, Tür zusperren und schon geht’s auf’s „Bandl“, wie wir Österreicher die Autobahn gerne nennen. Bei herrlichstem Sommerwetter nähern wir uns München – ich will jetzt ja nicht überheblich klingen, aber heute bewahrheitet sich die Redensart „Wenn Englein reisen, wird sich das Wetter weisen“ eindeutig. Besser und schöner könnte die Sonne nicht vom fast wolkenlosen Himmel lachen, kein Windstoß stört diesen Anblick – ein Tag für wunderbare Erlebnisse gemacht.

Was verbinden die meisten Menschen mit München? Woran denken sie, wenn von München die Rede ist? An vorderster Stelle steht hier sicherlich das Oktoberfest, das Hofbräuhaus, die Dirndln und die Lederhose, die Maß Bier und die Brezn, das Urige, das Trachtige, das Zünftige.

 

Innenstadt

Ich bin ja schon gespannt, was München so alles für uns bereithält – als Münchenneulinge stehen natürlich auch mal Touristenhotspots auf unserer Liste. In München angekommen starten wir daher gleich mal mit dem Kulturprogramm und machen uns auf den Weg ins Zentrum zum Marienplatz. Hier werden wir von den Menschenmassen richtiggehend verschluckt, ein Gedränge, ein Gewusel und Gestosse von links, von rechts, von vorne und hinten – sind wegen des herrlichen Wetters so viele Menschen unterwegs, liegt es am verlängerten Wochenende, ist es hier immer so übervoll oder haben wir einfach einen ungünstigen Tag erwischt?

Jedenfalls erwartet uns hier am Marienplatz gleich die erste Sehenswürdigkeit, das Neue Rathaus – gleich danach kommen wir zur Frauenkirche, dem höchsten Bauwerk in der Innenstadt, mit den beiden prägenden Zwiebeltürmen, die wohl jeder kennt. Wir gelangen zum Karlstor und zum anschließenden Karlplatz, den die Münchner nur unter dem Namen „Stachus“ kennen.

 

Dachterrasse

Den Sonnenuntergang verbringen wir auf der Dachterrasse – ich liebe es so sehr, eine Stadt von oben zu sehen und immer wenn es sich irgendwie einrichten lässt, geht es hoch hinauf. Der Weitblick in den abendlichen Stunden ist einfach genial, wir sehen die Sonne sich langsam verabschieden, wir beobachten, wie sie mehr und mehr am Horizont hinter den Häusern und Bauwerken verschwindet, daneben flammen die Lichter in der Stadt auf und wie kleine leuchtende Glühwürmchen erwecken sie die Stadt zum Leben.

Bei unserem Rundblick treffen wir auf Tradition und Moderne, so sehen wir auf der einen Seite die Frauenkirche mit ihren beiden charakteristischen Türmen, auf der anderen Seite die hell erleuchtete Allianz-Arena – ein bekanntes Fußballstadion mit 75.000 Plätzen, wir können uns vorstellen, welcher Jubel und Trubel sich bei einem Match dort abspielt, mit welcher Begeisterung die Fans hinter ihrer Mannschaft stehen. Wir schweifen mit unseren Blicken weiter zum Olympiaturn, dem Fernsehturm von München und den Highlight Towers, ein kleines „Silicon Valley“ mit IBM an Bord.

 

Biertradition

Das angeblich typische Münchner Weißwurst-Frühstück verschmähen wir und machen uns stattdessen auf den Weg zum Viktualienmarkt, wo uns gleich der große Maibaum mit dem Münchner Reinheitsgebot empfängt.

 

 

Maibaum am Viktualienmarkt

Hier bieten sich uns die verschiedenen Köstlichkeiten, von süß bis sauer, sowie die unterschiedlichen Getränke an und es lockt uns bei den leckeren Gerüchen und den herrlichen Angeboten sehr, da und dort von den Spezialitäten zu naschen oder einen Schluck zu verkosten.

 

Hofbräuhaus

Da wir heute der Biertradition auf der Spur sind, führt unser nächster Weg in das Hofbräuhaus, von dem so viel berichtet und geschrieben wird: „Kein Münchenbesuch ohne Hofbräuhaus“ – wir sehen schon die goldene Aufschrift auf dem Gebäude und sind natürlich entsprechend gespannt, als es das erste Mal in das bekannte Bierlokal geht: ein großer übervoller Raum, laute Blasmusik, Lärm und Geschreie.

Aha, irgendwie haben wir uns das anders vorgestellt – ich kann zwar nicht genau benennen, was ich mir erwartet habe, aber nach einem kurzen Rundgang stellen wir bereits fest, dass hier nicht unser Wohlfühlort sein wird. Wir sind eher auf der Suche nach einem gemütlichen Biergarten und bei diesem herrlichen Sommerwetter wollen wir außerdem ohnehin lieber im Freien sitzen.

 

Chinesischer Turm

Daher bietet sich der Englische Garten an, eine riesige grüne Oase inmitten dieser Großstadt – hier können wir den Weg entlang schlendern, entspannt dem Bach bei seinem Plätschern zuhören, die Enten beobachten und den Schwänen beim majestätischen Gleiten zuschauen. Bäume säumen den Weg und bieten an heißen Tagen angenehmen Schatten. Wir sind zwar noch in der Stadt, aber das Großstadtfeeling ist einem wunderschönen, chilligen und relaxten Wohlfühlgefühl gewichen, der Zauber dieses größten Stadtparks der Welt nimmt uns gefangen.

Auf unserem Weg zum Biergarten finden wir auf einer kleinen Anhöhe das Monopteros, einen Rundtempel im griechischen Stil, der einen wunderbaren Ausblick über den Park und München bietet. Wir genießen die stimmungsvolle Atmosphäre, während wir weiter zum Chinesischen Turm wandern.

Schon von Weitem sehen wir ihn durch die Baumwipfel aufragen und hier ist er, der zweitgrößte Biergarten von München – was für ein Multikulti hier herrscht: im chinesischen Tempel spielt eine Blasmusikkapelle bayrische Marschmusik, die Einheimischen und die Touristen stoßen mit den Maßkrügen zur Melodie „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ an. Eine interessante Kulisse zum Beobachten und auch um mal eine Brezn und einen Obatzdn zu verkosten. Biertrinker bin ich keiner und werde ich wohl auch keiner mehr werden, aber es bieten sich außer der Maß auch noch andere Getränke an.

Plötzlich sehen wir am Nachbartisch vier ältere Menschen Platz nehmen, sie holen aus ihrer Tasche ein Tischtuch und breiten dieses auf dem Tisch auf, dann folgen noch Geschirr, Servietten und Besteck – in den Plastikdosen haben sie vom Nudelsalat und Käse bis zum Kuchen alles mitgebracht. Einer der Herren holt in der Zwischenzeit Getränke von der Selbstbedienungstheke. Unsere Verwunderung ist uns ins Gesicht geschrieben – was ist hier denn los? Was machen die denn da?

Ja und des Rätsels Lösung: der Biergarten ist das Wohnzimmer der Bayern und in einen echten Biergarten darf man sein Essen selbst mitbringen, solange man die Getränke im Biergarten kauft.

 

Kleinhesseloher See

Unsere nächste Station ist der Biergarten am Kleinhesseloher See, idyllische Sitzplätze direkt am Wasser – wir brauchen nur die Füße auszustrecken, um das kühle Nass zu spüren, kleine Enten warten auf Futter, ein paar Wagemutige schwimmen schon im See, die Sonnenstrahlen fallen durch die Bäume und spiegeln sich wunderbar auf der Wasseroberfläche.

See im Englischen Garten

Eindeutig das Highlight – hier verbringen wir den Abend, wir feiern den wunderbaren Maitag, genießen den herrlichen Sonnenuntergang beim Blick über den See und den Englischen Garten. Wir lassen die Seele baumeln und fühlen uns so richtig glücklich.

 

 

Glockenbachviertel

Der Abschluss unseres Besuchs in München führt uns ins hippe Glockenbachviertel – natürlich geht es auch hier nochmals auf eine Dachterrasse: wir genießen die wärmende Sonne, während wir einen letzten Blick von oben auf die Stadt werfen. Schließlich kommen wir zum herrlichen Gärtnerplatz mit dem wunderbaren Staatstheater, wir sitzen unter den blühenden Bäumen, sehen die Sonnenstrahlen durch die Blätter blitzen, bunte Blumen blühen rings um uns und nur selten kreuzt ein Fahrzeug die Kulisse.

Ein stimmungsvoller Abschied von München und es erweist sich dabei wieder einmal: Es ist nicht so wichtig, wohin du verreist, sondern vor allem mit wem du verreist, ob du deine Erlebnisse, deine Eindrücke und Gefühle mit jemandem teilen kannst, ob dich jemand versteht und mit dir fühlt. Das macht eine Reise dann zu einem wahrhaft unvergesslichen Erlebnis, zu Momenten, an die du dich gerne erinnerst und die du in Gedanken immer wieder aufleben lässt.

 

Mein Fazit zu München:

München ist eine schöne Stadt und hat Vieles zu bieten, manches hat mich richtig begeistert, anderes hat mir nicht so gut gefallen. Aber die Geschmäcker sind unterschiedlich, was dem einen gefällt, ist für den anderen nichts und das ist auch gut – wir Menschen sind alle verschieden und einzigartig und jeder hat seine Vorlieben, so haben alle in dieser Stadt durch das vielfältige Angebot die Möglichkeit, für sich das Richtige zu finden.

Lederhose

Es gibt das Urige, das Trachtige, es gibt das Moderne und Aufgeschlossene, es gibt das Treiben und Leben, es gibt chillige Stellen, es gibt Einkaufsstraßen, es gibt Kulturelles, es gibt deftige Hausmannskost, es gibt spezielle Schmankerl – jeder wird in dieser Vielfalt das Passende finden.

 

Roman Herzog bringt es auf den Punkt:

In München sind Lederhose und Laptop eine Symbiose eingegangen.