Lifestyle, Österreich

Wien ist anders – ein besonderer Tag

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Von meiner Begeisterung für unsere Hauptstadt habe ich euch ja schon öfters berichtet und nachdem durch diese unsicheren und ungewohnten Zeiten ein Besuch in Wien eher zur seltenen Ausnahme geworden ist, steht jetzt endlich, endlich mal wieder ein Mädelstag auf dem Programm.

Ein bisschen Plaudern, ein bisschen Genießen, ein bisschen Wohlfühlen, ein bisschen durch die Stadt schlendern – und das alles natürlich mit einem ganz besonders lieben Menschen, das ist es, was diese Tage dann nicht nur besonders, sondern einfach perfekt macht. Dazwischen auch mal da, mal dort in einem Shop einkehren, auch wenn ich keine Shopping Queen bin, dann habe ich diese gemütlichen und chilligen Stunden im heurigen Jahr schon etwas oder doch besser sehr vermisst.

Ja, vor einem Jahr hätte ich mir wohl nicht vorstellen können, dass ich nicht einfach spontan etwas unternehme, dass hierbei nun alle möglichen Maßnahmen zu berücksichtigen sind, dass wir quasi ohne Mund-Nasen-Schutz das Haus eigentlich nicht mehr verlassen. Aber wir haben halt jetzt veränderte Voraussetzungen, trotzdem gehen wir mit Vorfreude in den Tag.

 

Fortbewegung in Wien

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Wir sind also zuerst einmal auf der Suche nach einem uns unbekannten Lokal, das wir mal probieren wollen – irgendwie gehört das auch zu unserem Mädelstag dazu, etwas Besonderes kosten, etwas Neues versuchen. Was machen wir denn nun in so einem Fall – natürlich wird da heutzutage kein Stadtplan mehr verwendet und auf der Karte die Strecke gesucht, sondern gleich mal das Smartphone angeworfen und der Weg rasch gegoogelt und was sehen meine Augen da?

Da schlägt mir die App doch tatsächlich als rascheste Möglichkeit eine Fahrt mit einem E-Scooter vor. Normalerweise ist hier die Wegbeschreibung zu Fuß oder gegebenenfalls noch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, aber eine Fahrt mit dem E-Scooter wurde mir noch nie vorgeschlagen. Ok, manche von euch werden das wahrscheinlich jetzt schon kennen, aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich seit Ausbruch der Corona-Pandemie leider eher selten in Wien war, vielleicht liegt es daran, dass gerade ein E-Scooter unbenutzt in der Nähe gestanden ist.

Jedenfalls habe ich das absolut interessant gefunden, nachdem ich in München meine erste Fahrt mit einem derartigen Gerät getestet habe. Trotzdem haben wir uns dieses Mal dann doch zu Fuß auf den Weg gemacht, noch dazu wo es ohnehin keine wirklich weite Strecke und der Zeitaufwand nicht wesentlich größer gewesen ist.

 

Tagesbar in Wien

Nachdem es die Nachtbars aufgrund der gegebenen Situation besonders schwer haben, landen wir hier jetzt in einer erst kürzlich eröffneten Tagesbar. Ja, auch so etwas gibt es in dieser besonderen Zeit in Wien, es werden nicht nur Lokale vorübergehend oder überhaupt geschlossen, sondern es werden auch neue eröffnet und es gibt nicht nur Nachtbars, sondern auch Tagesbars für jederzeit, wo natürlich dann eher die Speisen und die anderen Getränke im Vordergrund stehen.

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Wenn diese dann noch mit dem klingenden Namen „Everbody‘s Darling“ daherkommt, dann wirkt das doch gleich mal sehr einladend. Kleine Tische, teilweise direkt in den Fensternischen, an denen wir gerne zu zweit Platz nehmen und gleich fällt mir dieser Barcode neben der Tischnummer auf.

Während es in anderen Ländern ja schon länger erforderlich ist, komme ich hier das erste Mal mit dieser Registrierungspflicht in der Gastronomie in Kontakt. Obwohl diese Maßnahme zu unserem eigenen Schutz im Falle des Falles dienen soll, gibt es schon wieder manche, die hierbei angeblich gerne so Pseudonamen wie Mustermann oder generell ungültige Daten angeben.

 

Ein neuer „Hotspot“ in Wien

Weiter geht‘s und wir treffen auf einen neuen Hotspot in der Stadt. Jetzt bitte nicht erschrecken, das hat nämlich in diesem Fall absolut nichts damit zu tun, was derzeit so durch die meisten Köpfe geistert und wovon wir auch ständig in den Nachrichten die neuesten Zahlen hören.

Impfbim-Wien-Wonderfulfify

Ja, Wien ist anders – wie auch bereits auf den großen Tafeln bei der Stadteinfahrt zu lesen ist – und so finden wir plötzlich eine Straßenbahn vor, bei der im Babyelefanten-Abstand die Menschen angestellt warten. Natürlich sind wir neugierig, was sich uns denn hier bietet und kommen interessiert näher. Ein Blick auf das Schild weist uns dann den Namen dieser Straßenbahn als „Impfbim“ aus – ein staunender Blick und jetzt ratet mal, wozu die ist? Aber eigentlich sagt ohnehin der Name bereits alles: in Wien gibt es an mehreren Haltestellen einen Straßenbahnzug, in dem gratis geimpft wird und um die immer wieder Menschen mit ihren Smartphones tanzen und diese Stadtneuheit fotografieren und natürlich habe ich auch zu diesen gezählt und ein paar Bilder von dieser Impfbim gemacht.

Doch nicht etwa, dass ihr jetzt diesbezüglich glaubt, wir Österreicher haben schon heimlich so eine Geheimwaffe gegen diesen Virus entwickelt, nein, nein – es handelt sich hierbei um die stinknormale jährliche Grippeimpfung, aus der eine kleine Besonderheit gemacht wird.

 

Der Wiener Kellner

Wie ihr wisst, darf bei mir eine Mehlspeise nicht zu kurz kommen und seien wir uns ehrlich – Wien ist doch eine Hochburg an diesen leckeren Bäckereien. Also kein Wienbesuch, ohne zumindest eine diese Köstlichkeiten zu vernaschen – was gibt es da doch alles, diese schokoladige Sachertorte, den flaumigen Kaiserschmarrn, die Palatschinken und den Gugelhupf, das Punschkrapferl oder doch ein Stück Apfelstrudel.

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Während wir also hier in diesem wirklich gemütlichen Kaffeehaus sitzen und von diesen typischen Kellnern, wie sie doch nur in Wien anzutreffen sind, bedient werden, beobachten wir zwei Damen, die an einem anderen Tisch Platz nehmen. Sogleich ist auch schon der Oberkellner zur Stelle, nimmt die Bestellung auf und der Lehrling oder Praktikant kommt daraufhin mit dem Tablett, auf dem sich die Getränke befinden.

So schnell können wir dabei gar nicht schauen, schon wackeln die Gläser und schon kippen sie um und schon ergießt sich der Inhalt auf die Hosen der Damen und schon ergießt er sich weiter in deren offene, auf dem Boden stehende Taschen. Natürlich ist der Oberkellner auch sofort hilfsbereit und bemüht mit trockenen Tücher zur Stelle, entschuldigt sich vielmals bei den beiden Damen und versucht, sie zu beschwichtigen und den Schaden zu minimieren, den der Praktikant hier angerichtet hat.

Als er schließlich das Malheur beseitigt hat und über den Praktikanten den Kopf schüttelnd an uns vorbeigeht, hören wir, wie er in seinen nicht vorhandenen Bart brummig murmelt: „I moch mi söbstständig mid an Wiaschtlstandl und daun bin i allane!“ Ja, so sind sie unsere Wiener Kellner, immer ein bisschen grantelnd, aber immer auch ein „Bitte schen, gnä Frau“ auf den Lippen.

 

Tragen von Schildern und weitere Maßnahmen

Gut, die Schilder, die wir bei unserem Streifzug durch Wien angetroffen haben und damit sind nicht die Schilder wie „Fahrverbot für Fuhrwerke“ oder in der Innenstadt besser gesagt „Fahrverbot für Fiaker“, wie sie in manchen Straßen ersichtlich sind und den berühmten Fiakern die Durchfahrt verwehren, gemeint, sondern jene, die wir in den Lokalen, in den Geschäften oder auch mal in den öffentlichen Verkehrsmitteln immer wieder angetroffen haben, sind ja mittlerweile verboten worden. Es sind keine Schilder oder Kinnvisiere, sondern nur mehr ein geschlossener Mund-Nasen-Schutz zulässig.

Ich kann mir schon vorstellen, dass dieser in manchen Situationen unangenehm ist, etwa bei Brillenträgern durch das Anlaufen der Brillengläser oder wenn er beruflich ohne Unterbrechung durchgehend verwendet werden muss. Doch ansonsten ist es wohl eher eine Gewohnheitssache, denn wir brauchen dazu ja nur mal nach Asien blicken. In Japan sind diese auch bereits vor der Corona-Krise ganz selbstverständlich und auch in den heißen Sommermonaten im Einsatz gewesen und die Menschen haben den Mund-Nasen-Schutz so etwa damals schon getragen, wenn sie verkühlt zur Arbeit gegangen sind und zwar damit sie ihre Kollegen nicht anstecken und nicht wie viele noch immer denken, dass sie sich selbst vor einer Ansteckung schützen.

Registrierung-Wonderfulfifty

Eigentlich ändern sich ja ständig die Maßnahmen, sodass wohl nicht jedem immer die aktuellen Angaben vertraut sind: Wie viele Personen dürfen an einem Tisch sitzen, wo ist der Mund-Nasen-Schutz verpflichtend? Was darf sein, was soll sein, was muss sein? Aber ich denke, das Entscheidende ist hier nicht, ob es nun sechs Personen oder zehn Personen sind, die gemeinsam eine Tischrunde bilden dürfen, sondern das Verhalten der einzelnen Menschen – das Händewaschen, das allgemeine Abstandhalten und das sind doch Dinge, die wir eigentlich ohnehin im normalen Leben auch schon machen sollten.

Diese Gedränge und das Geschubse in den Menschenmassen war noch nie mein Fall und wenn mir im Supermarkt an Kassa wieder einmal eine Person auf die Pelle rückt, indem sie ihren Wagen hinter sich herzieht anstatt vor sich herschiebt und mir dann ihren warmen Atem in den Nacken haucht, dann sollte ich vielleicht auch mal einen dezenten Hinweis auf den Babyelefanten anbringen. Übrigens, mit dem Stoßlüften kommt wieder so eine Maßnahme neben dem Händewaschen und dem Abstandhalten, die meines Erachtens doch jedem Menschen geläufig sein sollte.

 

Steigende Neuinfektionen

Ich habe zwar immer mit einem leichten Ansteigen der Infektionen im Herbst gerechnet, aber dieses Ausmaß überschreitet meine ursprüngliche Vorstellung, denn im Gegensatz zum Frühjahr sind in unserem Ort im Herbst 1 % Prozent der Bewohner mit diesem Virus infiziert. Für mich sind solche Prozentangaben immer aussagekräftiger als die Absolutangaben, denn 25 Erkrankungen in einer Stadt mit 500.000 Einwohner zeigt ein ganz anderes Bild als 25 Erkrankungen in einem Dorf mit 2.000 Einwohner.

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Jedenfalls sind mittlerweile etliche Bekannte aus unserem Umfeld davon betroffen und ein befreundetes Pärchen hat sich auch angesteckt. Unsere Freundin hat sich den Virus durch ihre Nordic-Walking-Gruppe eingefangen und ist eigentlich erst darauf aufmerksam geworden, nachdem sie als Kontaktperson von einer Infizierten der Gruppe angegeben worden ist und einen entsprechenden Test machen musste. Sie hat während der ganzen Zeit kein einziges der Symptome, weder Fieber noch Husten oder Mattigkeit, aufgewiesen und war doch äußerst ansteckend. Das ist sicherlich auch das heimtückische daran, wenn ohne ersichtlicher Merkmale eine Erkrankung vorliegt.

All das zeigt uns auch, dass wir weiterhin gefordert sind, dass wir weiterhin lernen müssen, mit diesem Virus umzugehen und zu leben. Keiner weiß, wie lange uns dieser noch begleitet, ob er uns jemals wieder verlässt oder eben erst durch eine entsprechende Impfung unterbunden werden kann. Doch es sind einfach wieder die Gemeinsamkeit und der Zusammenhalt gefordert und wenn auch manchen die Einschränkungen überhaupt nicht munden und wenn auch andere finden, dass diese Krise jetzt schon zu lange dauert und diese ganzen Maßnahmen ohnehin nichts bringen.

 

Zurück zur Normalität

Immer wieder hören wir in diesem Zusammenhang doch auch den Ruf nach Normalität und da frage ich mich schon mal, was für uns in Zukunft Normalität bedeutet – ist das Normalität, was wir einfach gewohnt waren, von dem wir sicherlich vielfach ausgegangen sind, dass es auch in den weiteren Jahren so weitergeht? Oder müssen wir uns auf eine andere Normalität und geänderte Gewohnheiten einstellen? Müssen wir aufgrund dieses kleinen unnötigen Virus‘ unsere Angewohnheiten und Rituale, unser alltägliches Leben an diese geänderte Situation für längere Zeit oder vielleicht auch für immer anpassen?

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Meine Nichte hat in diesem Zusammenhang erzählt – ihre beiden kleinen Kinder werden im Kindergarten im Gegensatz zur Vor-Corona-Zeit von den Betreuern mit dem Ellbogen verabschiedet. Wenn uns dieser Virus noch länger begleitet, dann werden diese Jungs wohl in ein paar Jahren verwundert gucken, wenn ihnen jemand zur Begrüßung die Hand und nicht den Ellbogen hinhält oder wenn sie in Geschäften auf Menschen ohne Mund-Nasen-Schutz treffen – sie werden sich nicht mehr an das frühere Vorgehen erinnern und für sie ist dies dann ihre Normalität.

Übrigens, in Bezug auf die teilweise anzutreffende Vorgehensweise mit der Ellbogen-Begrüßung habe erst unlängst die sehr sinnvolle und überlegenswerte Frage dazu gehört: Ist das nun der Ellbogen, in den wir auch hinein niesen und hinein husten sollen?

 

Uiii, das ist jetzt wieder ein sehr coronalastiger Beitrag geworden – denn eigentlich sollte der Beitrag von meinem Wienbesuch handeln und eigentlich wollte ich diesem Corona-Thema ursprünglich auf meinem Blog gar nicht so viel Platz zugestehen. Aber er spielt nun halt in unser Leben stark hinein und beeinflusst es sowohl im beruflichen als auch privaten Bereich zum Teil enorm. Daher wird dies doch immer mal wieder eine Rolle in meinen Beiträgen spielen.

Wien ist anders und das natürlich auch in Zeiten von Corona, aber es ist trotzdem für mich immer wieder einen Besuch wert und bietet immer wieder Schönes uns Besonderes. Also, um es mit den Worten von unserem Arnie zu sagen „I’ll be back“.

Doch nun zu dir – erzähl mir doch mal: wie ergeht es dir in der letzten Zeit mit der wieder veränderten Situation? Welche Auswirkungen haben diese auf dein Berufsleben, welche Änderungen machen sich im alltäglichen Leben bemerkbar? Gibt es etwas, dass du dabei besonders vermisst? Was erlebst du auf einer andere, vielleicht auch interessante Weise?
Ich freue mich schon auf deine Erfahrungen.