Gedankenplauderei

Was ist besser: meins oder deins? – Machen wir den Vergleich!

Vergleich - Wonderfulfifty

In den Magazinen oder auch auf Online-Portalen sind mir immer mal wieder Bilder aufgefallen, auf denen zwei Frauen, natürlich meistens Prominente, Schauspieler, Sänger oder auch Royals, die die gleiche oder zumindest sehr ähnliche Kleidung tragen, abgebildet sind. Dies kann jetzt bei völlig unterschiedlichen Anlässen sein – jedenfalls wird hier genau analysiert, welcher Frau das Outfit besser passt, welche es besser kombiniert hat, welcher es besser steht.

Da wird die Figur, das Aussehen, die gesamte Erscheinung der beiden Personen verglichen und es heißt bei der einen „Sie sieht einfach fantastisch aus, erfrischend cool und stylisch“, bei der anderen wird angeführt „Ihr Look wirkt langweilig und unspektakulär“. Okay, das mag so sein, das mögen vielleicht meine nicht so fashion-geschulten Augen nicht gleich so auf den ersten Blick erkennen, ja in manchen Fällen erkenne ich nicht wirklich einen großen Unterschied zwischen den beiden Personen.

 

Doch dieses „Wem passt es besser?“ „Wer macht es besser?“ „Was ist besser?“ gibt es ja nicht nur im Modebereich, diese Vergleiche ziehen sich doch durch alle Bereiche unseres Lebens, manches wie so zäher Kaugummi, der an den Schuhsohlen klebt und sich einfach nicht abschütteln lässt, manchmal umschmeichelt er uns mit einem leckeren Blumenduft und manchmal sehen wir ihn nur kurz aus dem Augenwinkel und lassen ihn einfach links liegen.

Irgendwie kann sich wohl dagegen keiner wehren, dass wir doch immer mal wieder mit Vergleichen in den verschiedensten Formen konfrontiert werden und seien es nur so einfache Gedanken wie „Warum gelingt meiner Freundin der Kuchen immer besser als mir, obwohl wir das gleiche Rezept verwenden?“, „Warum sieht meine Bekannte auch am frühen Morgen schon wie aus dem Ei gepellt aus, während ich meine müden Augen am liebsten noch mit einer Sonnenbrille schütze?“.

 

Vergleich in den Anfängen

Die Vergleiche fangen doch bereits meist schon im Babyalter an – da brauchen wir oftmals nur eine Elternrunde beobachten. Hier wird von einer Person erzählt, wie ihr Baby doch flink krabbelt, eine andere fügt dann hinzu „Wir machen schon die ersten Schritte“ oder im späteren Kindesalter „Wir lernen bereits den Buchstaben X“, während als Antwort kommt „Wir spielen schon Chopin“. (Anmerkung: ich gehe dabei natürlich davon aus, dass sich das „WIR“ eigentlich nur auf das Kind bezieht und die Eltern schon gehen oder schreiben und lesen können).

 

Vergleich - Wonderfulfifty

 

Doch nicht nur die Eltern vergleichen ihre Kinder miteinander, auch die Eltern selbst machen ihr eigenes Kind auf Unterschiede zu den anderen aufmerksam. Da heißt es dann „Kevin hat eine bessere Note auf diese Schularbeit bekommen, du musst dir mehr Mühe geben und mehr lernen“, „Julia spielt besser Schach, du musst mehr üben“.

Andersrum kommen natürlich auch von den Kindern Vergleiche, mit denen sie die Eltern unter Druck setzen wollen „Alle haben die neue Jeanshose, nur ich nicht – da werde ich doch zum Gespött“, „Alle anderen dürfen heute Nachmittag ins Kino gehen – ich muss da auch hin, sonst werde ich ein Außenseiter“. Der Kreativität der Teenager sind hier wohl keine Grenzen gesetzt und die Aussagen entsprechen in diesem Alter vielleicht auch nicht immer genau der Wahrheit – „Wirklich alle?????“

 

Auswirkung von Vergleichen

Vergleiche betreffen uns wohl alltäglich und wir sind uns dabei oftmals dessen gar nicht bewusst – etwa wenn wir die verschiedenen Handytarife vergleichen, um den für uns günstigsten zu finden, wenn für verschiedene Teesorten beurteilen, um den besten für uns auszuwählen.

Aber derartige Gegenüberstellungen betreffen uns ja nicht wirklich als Person, genauso wenig wie die Vergleiche bei irgendwelchen Sportveranstaltungen oder sonstigen Wettbewerben, wo die Zeiten der einzelnen Teilnehmer verglichen werden, wo die Performance bewertet wird, wo nach verschiedenen Kriterien geurteilt wird. Dies dient uns eher zur Unterhaltung oder eventuell noch zum Mitfiebern für bestimmte Kandidaten. Einfluss auf uns direkt haben derartigen Vergleiche nicht, sehr wohl aber solche, die unser Aussehen, unsere Fähigkeiten, unsere Leistungen betreffen.

Vergleiche anzustellen ist ein gutes Mittel, sich sein Glück zu vermiesen.“

François Lelord, Hectors Reise

 

Die wohl entscheidendste Frage bei den Auswirkungen ist doch sicherlich, wie der Vergleich für uns ausgeht, ob wir ihn quasi gewinnen oder ob wir im direkten Vergleich unterlegen sind.

 

Neid

Beginnen wir doch da gleich mit einer der sogenannten „Todsünden“ – ein Vergleich mit anderen, wenn diese es aus unserer Sicht besser getroffen haben, wenn sie ein vermutlich schöneres Leben führen, kann natürlich frustrierend sein, vor allem wenn wir uns dann mit Fragen „Warum gelingt mir das nicht?“, „Warum werde ich vom Schicksal immer benachteiligt?“ quälen. Dann steigern wir uns doch besonders in diese Situation hinein und kommen in eine Abwärtsspirale.

Warum nicht den anderen einfach auch was gönnen, auch wenn er es unserer Meinung nach nicht verdient hat, warum sich weitere Gedanken über die anderen machen, wenn wir uns schon auf einen Vergleich eingelassen haben.

 

Motivation

Wenn der Vergleich mit „Besseren“ erfolgt, wenn andere etwas besser können, dann kann das zwar einerseits im Augenblick enttäuschend sein, aber wir können daraus auch Motivation holen. Der andere schafft etwas und wir wollen es auch können – dann schauen wir doch, wie er an die Sache herangeht, wie er die Aufgabe löst, vielleicht lässt sich daraus was lernen, vielleicht können wir die Vorgehensweise für uns übernehmen oder zumindest für uns anpassen.

Ein Vergleich, der eigentlich für uns ursächlich nachteilig gewesen ist, lässt doch jede Menge Interpretationsraum zu und kann uns damit wunderbar zu Neuem inspirieren.

 

Selbstwertgefühl

Doch es gibt natürlich auch Situationen, in denen wir aus unserer Sicht die besseren Karten haben. Dann fühlen wir uns in unserem Vorgehen und Handeln bestätigt, wir haben ein Erfolgserlebnis und unser Selbstwertgefühl wird dabei gehätschelt und getätschelt und aufpoliert.

Wenn wir uns gerade aus irgendeinem Grund frustriert fühlen, dann kann so ein Vergleich uns wieder aufbauen und aufrichten.

 

Umfeld bei Vergleichen

Ein wesentlicher Aspekt, der bei Vergleichen wohl immer wieder nicht beachtet wird oder in der Summe der Beobachtungen einfach untergeht, betrifft das Umfeld, das Gesamtpaket, in dem die Gegenüberstellung erfolgt. Manchmal werden hier doch quasi Äpfel mit Birnen verglichen und je nachdem, was einer lieber mag, liefert der Vergleich an anderes Ergebnis. Eine objektive Entscheidung ist daher selten möglich, es handelt sich immer um eine ganz persönliche Angelegenheit, die jeder dann selbst für sich entscheiden muss und dabei ist es wichtig, alle Komponenten zu berücksichtigen, wenn schon ein Vergleich, dann bitte einen vollständigen.

 

Vergleich - Wonderfulfifty

 

Nehmen wir dazu mal den Beruf eines Flugbegleiters – meist ist dann sofort ein Bild vor Augen, dass dieser Mensch viel in der Welt herumreist, Orte kennenlernt, von denen andere nur träumen, quasi den Beruf mit dem Urlaub verbindet. Wenn wir uns sein Umfeld jedoch genauer ansehen, dann ist der Aufenthalt an einer Destination oft so kurz, dass keine Besichtigung möglich ist, dann gleitet dieser Mensch oft von einem Jetlag in den nächsten, je nachdem in welche Richtung die Flüge erfolgen, dann kann dieser Mensch bei Anlässen und Feiern oftmals nicht dabei sein, dann ist durch die unregelmäßigen Arbeitszeiten der soziale Kontakt zu Freunden nicht immer einfach.

Ja, es gibt viele Vorteile und Nachteile und wenn wir wieder einem einen Vergleich anstellen, dann sollten wir diesen vielleicht auch zu Ende denken. Mal sehen, was für ein Ergebnis er dann für uns liefert.

 

Negative Vergleichsgedanken

„Vergleiche dich nicht mit anderen“ – dieser Satz geistert doch durch die diversen Internetseiten, wird in den verschiedenen Fachzeitschriften thematisiert und wird teilweise auch wie ein Dogma dargestellt und behandelt. Eine Aufforderung, die wir quasi unbedingt und ohne Diskussion respektieren und danach handeln müssen, damit wir glücklich und zufrieden werden.

Doch irgendwie kann ich zumindest bei mir diesen Knopf nicht finden, um dieses Vergleichen endgültig und für alle Zeit einfach abzustellen. Immer wieder schleichen sich aus dem Hinterhalte irgendwelche lästigen Gedanken heran und schon bin ich wieder mitten im Grübeln und Nachdenken und leider auch immer mal wieder am Vergleichen. Geh weg, du kleiner Gnom – lass mich in Ruhe, es ist mir doch egal, wenn die eine besser kochen kann als ich, wenn die andere sportlicher ist als ich, wenn wieder ein anderer bessere Texte schreibt als ich. Vergleiche sind ja an sich grundsätzlich nicht nur etwas Negatives und sind daher nicht generell zu verurteilen. Es geht doch schlussendlich darum, wie ich damit umgehe und was ich aus meinen Erkenntnissen mache.

 

Persönliche Vergleiche

Ja, manchmal geht das Vergleichen ja so weit, dass ich mich nicht mit anderen Menschen vergleiche, sondern mit mir selbst, mit meinem jüngeren Ich und glaubt mir, das ist auch oft ganz interessant. Was gelingt mir heute besser, wo habe ich mich positiv weiterentwickelt, wo läuft etwas nicht so optimal für mich, wo liegen die Unterschiede?

Dabei bemerke ich, es gibt immer wieder wunderbare und unterschiedliche Zeiten in meinem Leben, manche lassen sich nicht vergleichen, weil sie einfach einzigartig sind, manche erlebe ich immer wieder in verschiedenen Formen und dennoch möchte ich die Erfahrungen und die Zeiten nicht missen und nicht mehr dahin zurückgebeamt werden.

Ja, manche der jüngeren werden das vielleicht jetzt nicht verstehen können, wie kann man nicht noch jung sein wollen, wie kann man nicht das ganze Leben noch vor sich haben wollen. Aber ich habe doch in den Jahren viel an Gelassenheit gewonnen, der Druck und Ehrgeiz nach absoluter Perfektion, ja nach mindestens 150%iger Leistung haben nachgelassen und auch Vergleichen stehe ich gelassener gegenüber. Sicherlich würde ich mit der jetzigen Erfahrung vielleicht manches anders machen, mich anders entscheiden – aber wer weiß, in welche Bahnen sich das Leben dann entwickelt hätte, wo ich dann heute stehen würde.

So, bevor es jetzt vielleicht zu sentimental wird, noch schnell das Schlusswort: Vergleiche sind aus unserem Leben nicht wegzudenken und wir werden es auch nicht schaffen, keine Vergleiche mehr anzustellen. Wir können nur das Beste für uns daraus machen, die positiven Seiten vielleicht auch als Motivation sehen und die negativen Seiten einfach akzeptieren und ihnen aber keine Macht über unser Wohlbefinden und unsere Gefühle geben.

 

Oh, was sehe ich denn da: beim Nachbarn sprießen schon die ersten Pflanzen und wie weit sind meine? Welche sind größer? Welche sind schon besser gewachsen? Wer hat da wohl den „grüneren“ Daumen?…..