Asien

Take me back – Familientreffen in Dubai

Nachdem der Corona-Virus noch immer sein Unwesen treibt und Europa noch immer nicht verlassen hat, ist meine erste Frage natürlich: wie geht es dir? Sind du und deine Lieben alle wohlauf und gesund? Habt ihr trotz dieser ungewohnten Situation schöne und friedliche Osterfeiertage verbracht? Der Osterausflug ist ja wohl heuer ins Wasser gefallen, aber damit ihr jetzt mal wieder ein bisschen aus dem Haus kommt und ihr euch mal wieder ein bisschen auslüften könnt, damit wieder einmal fremde Gerüchte eure Nasen umwehen, damit ihr Neues kennenlernen könnt, aber auch etwas die Geschichte erfährt, nehme ich euch mit auf eine kleine Reise und der fiese, kleine Virus darf nicht dabei sein.

Ja jetzt da unsere Reisemöglichkeiten eingeschränkt sind und auch das Planen eines Trips in den Hintergrund gerückt ist, ist es doch die beste Gelegenheit, sich gedanklich auf eine Reise zu begeben, eine schöne Auszeit Revue passieren zu lassen, nochmal ein Familientreffen zu erleben oder einen Urlaub zu genießen. Wenn wir die aktuelle Situation und die Ankündigungen bezüglich der Reisemöglichkeiten so hören, war unser Aufenthalt in Dubai wohl das letzte Familientreffen für längere und vor allem unbestimmte Zeit. Es war jedenfalls wirklich eine total wunderbare Zeit für uns alle und ich bin so dankbar, dass wir dies vor dem Shutdown noch gemeinsam erleben durften. Daher will ich euch auch gerne daran teilhaben lassen, was wir so alles erlebt und unternommen haben und euch so ein bisschen das Gefühl geben, eine kleine Auszeit von den täglichen Nachrichten zu nehmen. Ihr braucht dazu, keinen Koffer zu packen, in kein Flugzeug zu steigen, ihr braucht nicht einmal die Couch zu verlassen, sondern wir starten gleich mal.

Ja, und ich kann euch schon mal vorneweg versprechen, Dubai hat gigantische Bauten und das Höher und das Größer herrscht in vielen Bereichen vor, doch es gibt auch das andere Dubai, das ruhige und gemütliche, die Natur und die Weite, die Geschichte. Dubai hat sich uns in vielen Facetten gezeigt.

 

Miracle Garden

So, wir machen uns auf den Weg und es geht etwas aus dem Stadtzentrum hinaus und schon ändert sich der Anblick. Links und rechts von uns meist nur mehr Staub, Dürre, wenige vereinzelte Gebäude und diese jetzt plötzlich auch nicht mehr in dieser bisher gewohnten Größe und dann sind wir schließlich im Grünen und zwar wirklich im wahrsten Sinne des Wortes.

Wir finden uns wieder, umgeben von einer Blütenpracht und Pflanzenkultur – unglaublich und unvorstellbar dies in dieser trockenen Region vorzufinden, aber dieser Wundergarten bringt wirklich ein bisschen Zauberwelt, er erinnert vielleicht auch etwas an dieses Disneyland mit der Musik im Hintergrund und daneben sehen wir sie, diese riesigen Figuren über und über bepflanzt. Was hören wir denn da plötzlich? Schnell nochmal genau hinhorchen! Ja, das ist doch ein Wiener Walzer, zu dem die Blütenballerinas sich da drehen.

Natürlich handelt es sich teilweise etwas um Kitsch, natürlich ist das alles künstlich angelegt, aber trotzdem ist es schön, unter den Blumenbögen durchzugehen, das bewachsene Cinderella-Schloss zu sehen und ein bisschen Kind zu sein und ein bisschen zu staunen und sich ein bisschen verzaubern zu lassen.

 

Al Serkal

Wir bleiben weiterhin in dieser unwirtlichen und nicht urbanen Gegend und kommen auf ein altes Industriegelände, das sich hier irgendwie so abseits und verlassen befindet. Unsicher nähern wir uns diesen unscheinbaren Fabrikshallen, die auch keinerlei besondere Beschriftung aufweisen und öffnen mal vorsichtig eine Tür. Jetzt hilft uns auch nicht das berühmte „Follow the crowd“, da außer uns nur vereinzelt Menschen zu sehen sind und es hier nicht belebt wirkt. Ja also spähen wir mal hinein und schauen, was uns hier hinter dieser Tür wohl erwartet, und dann sind wir auch schon begeistert – eine wunderbare Galerie mit tollen Bilder ist im Inneren. Obwohl ich früher nicht so wirklich der Museumsgeher war, nimmt mich diese Ausstellung gleich gefangen – nicht groß, aber wunderbar gemacht.

Dann wieder raus auf den Weg und die nächste Tür geöffnet, dieses Mal handelt es sich um

eine kleine Interieur-Ausstellung. So langsam kommen wir auch hinter das System und munter handeln wir uns weiter; laut einem Plan sollen hier auf dem Gelände ungefähr siebzig unterschiedliche Räume sein, in denen sich teilweise Ausstellungen befinden, teilweise aber auch gearbeitet wird oder besser gesagt, in denen die Menschen künstlerisch tätig sind. Ja, ein Sammelsurium aus Galerien, aus Designerstätten, Accessoireläden, veganen Restaurants und stylischen Cafes. Einfach ein künstlerisch angehauchter und interessanter Ort, den wir da erforschen.

Seht dort – da steht doch so ein alter Schlitten vor einem Gebäude und lädt uns zu einer Ausstellung mit nostalgischen Autos. Gleich darauf schnuppern wir – was für ein Duft weht denn da um unsere Nase? Wir gehen dem Geruch nach und finden ein Studio, in dem aus verschiedenen Ingredienzien ein persönliches Parfum gemischt werden kann. Ja und natürlich nicht zu vergessen und jetzt habe ich gleich ein paar Herzchen in den Augen – wir landen auch in einer kleinen Schokoladenmanufaktur und können bei der Produktion zusehen. Mein Dessert-Magen schlägt schon mal Purzelbäume und dann kommt auch schon das Allerwichtigste, wir dürfen auch die verschiedenen Sorten verkosten, mmhmmmm.

 

La Mer

Wenn eine Frostbeule wie ich in den Wintermonaten schon einmal nach Dubai kommt, dann darf dabei eines natürlich nicht fehlen. Ja und das ist und das ist und das ist – ein Ausflug zum Strand. Ein bisschen Beachfeeling, ein bisschen Vitamin D tanken, das muss dann einfach sein.

„Pack die Badehose ein,“ und los geht’s zum Public Beach. Wir landen auf einem ganz wunderbaren Stück Sandstrand an einer tollen Promenade mit bunten Häusern, mit ein bisschen Street-Art und Tauen und Holz, wie einfach aus dem Meer angeschwemmt. Doch was vor allem toll ist, keine Menschenmassen, kein Geschrei und Lärm, einfach zum Wohlfühlen.

So, jetzt aber die Schuhe ausgezogen und dann mal den Sand unter den Füßen spüren, die Zehen eingraben und die Wärme fühlen. Noch ein paar Schritte Richtung Meer und schon kommt eine leichte Welle, die unsere Beine umspült. Ja und beim Blick auf die Weite des Meeres kommt doch auch wieder etwas die Erinnerung an Kalifornien hoch.

 

Historical District

Ein absolutes Highlight, wenn nicht überhaupt den schönsten Abschnitt unseres Besuchs in dieser Stadt erleben wir am letzten Tag und es handelt sich dabei um den historischen Teil.

Nach einer relativ kurzen Taxifahrt – ja, ohne Taxis geht es einfach aufgrund der weiten Entfernungen auch innerhalb der Stadt nicht – sind wir in der Altstadt gelandet. Durch kleine verträumte Gassen schlendern wir dahin, über uns scheint die Sonne, leichter Wind streicht uns über die Haut – dann ums Eck und eine weitere wunderbare Gasse liegt vor uns, verwinkelt und verzweigt; ja, da lässt es sich wohl noch stundenlang aushalten und sich treiben lassen. Zwischendurch landen wir auch mal auf einem bezaubernden Platz mit Palmen und Bäumen und auch in einer toll gestalteten Sackgasse, bummeln an reich verzierten Türen vorbei, besteigen einen Windturm, erblicken Teile der ehemaligen Stadtmauer und besuchen eine dieser besonderen Ausstellungen.

Bald fragen wir uns auch: Wo sind die Menschenmassen? Wo sind die breiten Straßen und die großen Autos? Wo ist der Verkehrslärm? Wo sind die riesigen Bauwerke? In einer ganz besonderen Atmosphäre dürfen wir hier eine total andere Facette dieser Stadt erleben und dabei auch etwas in die Geschichte eintauchen – mit detaillierten Fakten will ich mich dabei gar nicht aufhalten, es geht mir mehr darum, die wunderbare Stimmung und das besondere Flair in diesem Stadtteil zu vermitteln. Dazu gehört natürlich auch eine gemütliche Pause und was bietet sich hier einfach an: ein wunderschönes lauschiges Tea House, unter den schattigen Bäumen und Blüten nehmen wir Platz, genießen die herrliche Stimmung, lassen uns eine Kanne Tee schmecken und verkosten die verschiedenen arabischen Leckerbissen – ein perfekter Augenblick, in dem die Zeit gerne mal etwas stehenbleiben kann.

Denn schließlich wollen wir diesen wunderbaren historischen Ort noch nicht verlassen und da haben wir auch schon eine Idee – da vorne haben wir ja vorhin vom Turm aus einen Kanal erblickt. Also – auf dahin, wir sehen die glitzernde Wasseroberfläche, in der sich die Sonne spiegelt, aber da bleiben wir natürlich nicht, nein wir wollen doch auch mit diesen historischen Booten, die hier im Wasser schunkeln, auf die andere Uferseite übersetzten, dorthin wo wir schon aus der Ferne diese orientalischen Märkte erblicken.

Das Reiseziel ist nie ein Ort, sondern eine neue Art, die Dinge zu betrachten.
(Henry Miller)

Jetzt haben wir doch so viel Unterschiedliches erlebt und gesehen und Einiges davon hätte ich im Vorfeld überhaupt nicht mit Dubai in Verbindung gebracht, hätte ich nicht gleich mal mit dieser Stadt assoziiert und dabei war dann doch gerade das ganz besonders und hat uns eine vollkommen andere Seite von Dubai gezeigt. Falls du dich jetzt fragst: natürlich haben wir auch etwas von den typischen Sehenswürdigkeiten abgeklappert – irgendwie gehört das doch auch ein bisschen dazu für mich, wenn ich das erste Mal in einer neuen Stadt bin:

  • Wir haben den Burj Khalifa bewundert, dessen Spitze aus 100 km Entfernung noch ersichtlich ist.
  • Wir haben am Abend die Dubai Fountains, die größten Wasser- und Lichtspiele beobachtet.
  • Wir sind den Marina Walk entlangspaziert und haben die gigantischen Bauwerke bestaunt, ein Wolkenkratzer neben dem anderen, ein auffälliges Gebäude nach dem anderen, unter anderem befindet sich hier auch der Cayan Tower, der „gedrehte Turm“ mit der 90°-Drehung.
  • Wir sind den Dubai-Frame hoch und haben auf 150 m Höhe versucht, die Erdanziehungskraft kurz auszublenden und über die Brücke mit dem Glasfußboden zu gehen.
  • Wir haben in die Dubai Mall hineingeschnuppert und sind aber von dieser Anzahl an Menschen und Geschäften bald wieder geflüchtet.
  • Wir haben eine Moschee besucht und haben Einblick in das isalmische Gedankengut bekommen.

Was mir besonders in Erinnerung geblieben ist und was für mich besonders auffällig in Dubai gewesen ist, ist die Freundlichkeit der Menschen, diese hat sich einfach durch alle Berufsgruppen und durch alle Altersgruppen gezogen. Egal ob es sich jetzt um diese bemühten Taxifahrer gehandelt hat, ob es die Bedienung in einem Lokal war – hin und wieder haben wir uns dabei doch tatsächlich gedacht, dass sich unsere Landsleute da ein bisschen etwas abschauen können – ob es der Straßenkehrer – ja, die Straßen sind in Dubai total sauber und gepflegt und wir haben auch an allen Ecken und Enden immer mal wieder Menschen mit einem Kehrbesen am Gehsteig, auf einem Platz oder einem Weg gesehen – oder irgendein beliebiger Mensch war und dies ist sicher nicht nur daran gelegen, dass wir offensichtlich Touristen waren. Sie waren von einer zuvorkommenden Freundlichkeit, weder übergriffig und bestimmend noch aufgesetzt und übertrieben – einfach entgegenkommend.

Einzig und allein auf dem Markt sind wir mit den Verkäufern nicht ganz klar gekommen – diese wirklich aufdringliche und penetrante Art der Kundenwerbung sind wir nicht gewohnt und wirkt auf uns auch vielleicht ein bisschen abstoßend – da hilft wirklich nur Augen zu und durch oder besser gesagt den Blick geradeausgerichtet und nur ja nicht nach links oder rechts schauen und auf keine der Anreden und Angebote reagieren. Das haben wir wirklich schade gefunden, denn so ein Souk ist sicher interessant, der Spice Souk lädt mit seinen riesigen Säcken an unterschiedlichen Gewürzen und der Komposition an verschiedenen Düften zu einem kleinen Rundgang ein. In der nächsten Halle schimmert und glänzt es – wir sind auf dem Gold Souk gelandet und sehen die riesigen Geschmeide.

 

Meine Miss Travel hat mir erklärt: „Dubai mag man oder man mag es nicht, ein Dazwischen gibt es bei dieser Stadt nichts.“ Für mich ist klar, ich reihe mich bei den Dubai-Fans ein, ich habe mich auf die Besonderheiten dieser Stadt eingelassen, sie hat mir wirklich schöne Momente beschert und tolle Erinnerungen geschaffen. Ja, vielleicht ist das nicht nur an dieser Stadt gelegen, vielleicht ist es auch vor allem an den Menschen gelegen, mit denen ich dies erleben und erfahren durfte. Jedenfalls war es eine wunderbare Zeit, die mir mit tollen Momenten in Erinnerung bleibt.

Nach diesem kleinen Travelthrowback auf unser Familientreffen bist du am Zug: Hast du schon mal eine Stadt besucht, die so viel mehr geboten hat als du eigentlich erwartet hast? Warst du schon einmal in einem Land, das deine ursprünglichen Vorstellungen bei weitem übertroffen hat? Wie sehen deine aktuellen Reisepläne aus – lässt du aufgrund der Situation eher bisherige Reisen nochmals aufleben oder bist du schon am Planen von zukünftigen oder hat das Reisen für dich ohnehin keine Bedeutung?
Ich freue mich auf deine Erfahrungen.