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Räumst du noch oder kondost du schon? – Ein Hoch auf die neue Ordnung!?

Lampen-Wonderfulfifty

Ihr kennt das doch sicher auch – da haben wir Freunde, mit denen wir uns total gut verstehen, mit denen jedes Treffen einfach passt und doch passiert es dann, dass wir uns für längere Zeit nicht sehen, ja fast ein bisschen aus den Augen verlieren. So haben wir vor Kurzem für einige Freunde ein kleines Revival organisiert und wie das so ist, verbinden uns mit Freunden immer auch bestimmte Erlebnisse, bestimmte Gewohnheiten, vielleicht auch bestimmte Getränke oder Speisen – in unserem Fall war dies das Fondue, das wir bei unseren Treffen immer wieder genossen haben.

So haben wir unser Fondue-Set zu diesem Anlass aus der hintersten Ecke, in der es seit mittlerweile vielen Jahren ein ganz unbeachtetes Dasein geführt hat, hervorgekramt, es entstaubt und dann mit unserem Freunden einen gemütlichen Fondue-Abend verbracht. Plötzlich fiel dann der Satz: „Sei froh, dass Marie bei dir nicht aufgeräumt hat, sonst wäre das Fondue-Geschirr nicht mehr da gewesen.“ Ja, dem Aufräum- und Ausmistprinzip von Marie Kondo und ihrem „Magic Cleaning“ wäre dieses Set wohl zum Opfer gefallen – einem Trend, der ja ganz schön durch die Medien gegeistert ist und dabei doch viele beeinflusst hat.

 

Ich bin ja meistens eher skeptisch, wenn wieder mal so ein Hype die Runde macht und uns dabei vermittelt wird, wie wir doch ohne dieses Superfood oder dieses Wellnessprodukt bisher leben konnten, wie wir wussten, wie wir uns ohne bestimmte Hilfsmittel organisieren, wie wir ohne eine spezielle App unsere Aufgaben erfüllen konnten, wie wir ohne ein bestimmtes Kleidungsstück oder ohne eine bestimmte Farbe bisher unser Auslangen finden konnten, wie wir uns ohne ein bestimmtes Deko-Ding oder eine bestimmte Pflanze überhaupt wohlfühlen konnten. Diese Liste würde sich wohl noch endlos fortsetzen lassen und alle paar Augenblicke kommt ein neues Ding, eine neue Idee um die Ecke und so war es auch mit diesem Aufräum-Trend der kleinen Japanerin.

Wir allen machen dies doch seit der Kindheit – einer mit mehr Begeisterung, einer mit weniger Begeisterung und ich denke mal – abgesehen von einigen Messis – funktioniert das auch im Großen und Ganzen. Trotzdem bricht dann dieser Hype über etwas Alltägliches aus und es wird dann sogar darüber eine Serie gedreht. Abgesehen davon, dass ich diese Netflix-Reihe bisher noch kein einziges Mal gesehen habe und ich daher auch kein wirkliches Urteil abgeben kann und abgesehen davon, dass ich mich da schon mal frage, was Menschen nun wirklich dazu bewegt, damit in das Fernsehen zu gehen und ihr Durcheinander und ihr Chaos vor der ganzen Welt auszubreiten, würde es mich sehr interessieren, ob dies tatsächlich Unterhaltungswert bietet und man davon etwas mitnehmen kann. Also, falls du dich damit beschäftigt hast und immer mal wieder eine Folge davon siehst, würde ich mich sehr über deine Meinung und deine Erfahrung freuen.

Aber jetzt ein paar Worte zu ihren Methoden – ich muss dazu gleich anführen, dass ich ja grundsätzlich ohnehin ein ordentlicher Mensch bin und Chaos mich unruhig macht und mich auch nicht in Ruhe arbeiten lässt. Da werden meine Gedanken ständig abgelenkt und ich kann mich nicht wirklich auf mein Vorhaben, auf einen Film, auf ein Buch oder was auch immer konzentrieren. Aber trotzdem ist hin und wieder ein Aussortieren und Ausmisten erforderlich, denn es sammeln sich doch im Laufe der Zeit immer wieder Dinge an, die wir zuerst viel nutzen und dann seltener und dann überhaupt nicht mehr und die uns dann vielleicht sogar verlassen.

 

Aussortieren oder Aufbewahren

Ja und jetzt geht es gleich mal los mit der ersten Lade im Kleiderschrank – und siehe da, was entdecken hier meine Augen in der hinteren Ecke? Das ist doch eine Trainingshose, uiii, uii, uii. Wie lange die wohl hier schon ein finsteres Dasein fristet – aber bevor ich mich noch länger damit beschäftigen kann, werde ich auch schon abgelenkt. Denn kaum haben meine Finger dieses Kleidungsstück berührt, da öffnet sich das Auge des Schweinehundes einen Schlitz und ein leichtes Raunen ist zu hören.

Was soll denn das? Ruhe da hinten – ich muss doch jetzt mal feststellen, wie viel sparkling joy sich an dieser Hose befindet. Doch meinem kleinen feinen Kuscheltier schwant anscheinend Böses, denn plötzlich sind seine beiden Augen weit geöffnet, die Beinchen fest in den Boden gepresst, da kommt auch schon ein lautes und angriffslustiges Knurren aus seinem Maul.

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Ja, der Sport und ich sind die meiste Zeit nicht wirklich kompatibel und damit das nur ja auch so bleibt, ist der Schweinehund auch sofort zur Stelle. Was ist also mit meiner Sportkleidung: Macht sie mich glücklich? Nein. Macht sie mir Freude? Auch eindeutig nein. Wird sie häufig genutzt? Abermals nein. Trotz aller Kriterien, die jetzt mal dagegen sprechen, darf sie natürlich weiterhin in der Lade bleiben und auf ihren Einsatz in der nächsten Woche, im nächsten Monat oder irgendwann einmal warten.

Aber etwas ist mit dieser Lade schon passiert und zwar habe ich meine Sportkleidung in der Marie-Kondo-Methode sortiert und dabei die Kleidungsstücke eben gefaltet und aufgestellt und ich muss ehrlich zugeben, in diesem Fall bin ich begeistert und dies ist sicher ein Punkt, den ich auch gerne beibehalten will. Jedes Mal, wenn ich die Schranklade öffne und diesen wunderbaren Überblick habe, freue ich mich – ja, da kommt jetzt das Sparkling Joy auch bei mir, zwar nicht wegen der Kleidung an und für sich, aber immerhin.

 

Wenn wir dann beim Aussortieren und Aufräumen bei den Büchern ankommen, dann stellen sich bei mir gleich mal die Nackenhaare auf und ich bekomme einen etwas unentspannten Gesichtsausdruck. Da will doch jemand an meine „Heiligtümer“ und das kann ich doch wirklich nicht zulassen. Ja, Bücher haben bei mir eine gewisse Narrenfreiheit und es ist für mich einfach etwas Wunderbares vor einem Regal mit Büchern zu stehen oder einen Stapel an Lektüre auf dem Nachttisch zu haben, einige Exemplare auf dem Couchtisch vorzufinden oder manche auch auf dem Schreibtisch zu entdecken.

Hier ist es nichts mit der Methode „Alles nur an einem Platz“ – Bücher sind meine Freunde und die dürfen sich in allen Zimmer verteilen und ausbreiten. Ich liebe es dann immer mal wieder ein Buch zur Hand zu nehmen, es kurz durchzublättern oder auch länger darin zu lesen. Dabei können dies auch Bücher sein, die schon viele Jahre hier sind und vielleicht in letzter Zeit nicht so oft in Verwendung gekommen sind, aber nach längerer Zeit doch wieder gelesen werden. Es gibt nur wirklich ganz seltene Ausnahmen, die mich wirklich mal verlassen.

 

Ich danke dir

Es gibt sehr wohl Dinge, die mich glücklich machen – um hier als Paradebeispiel gleich mal meinen Kindle anzuführen. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich ihn benutzen kann, wenn ich wieder ein neues Buch geladen habe und er darf auch gerne in der Handtasche mitkommen. Wer weiß, ob sich nicht irgendwo eine Leer-Zeit ergibt, wo er zum Einsatz kommt. Trotzdem ist es für mich kein Thema, dass ich mich am Abend dann dafür bei ihm bedanke, dass er mich den ganzen Tag begleitet hat – so etwa „Mein lieber Kindle, was hatten wir doch heute für eine schöne Zeit – toll, wie du mir das Buch Seite für Seite angezeigt hast und welch schöne Story ich heute bei dir vorgefunden habe“ oder bei meinem kuscheligen Pullover „Danke, dass du mich den ganzen Tag so warm gehalten und dass du mich so flauschig umhüllt hast“ oder bei der Sonnenbrille „Wie schön war doch dieser Sonnentag und wie wunderbar du meine Augen doch vor den blendenden Sonnenstrahlen geschützt hast“.

Irgendwie bin ich wohl für Tsukumogamis zu realistisch eingestellt; Gegenstände, die eine Seele erhalten und zum Leben erwachen, mag ich zwar in den Filmen, wie etwa wenn die Teekanne Madame Pottine mit ihrem Sohn, der Teetasse Tassilo spricht oder wenn sich die „Cars“ unterhalten und menschliche Züge zeigen, aber alltagstauglich ist das für mich nicht. Ja aber was mache ich, wenn jetzt die Steuererklärung nicht würdig von mir verabschiedet wurde und nun jede Nacht um mein Bett wütet und mir Alpträume beschert??

 

Alles an seinem Platz

Es ist sicher etwas Wahres daran, dass wir uns nach dem Aufräumen wohlfühlen. Wenn unsere Kleidung schon sortiert im Schrank liegt, wenn die Schriftstücke ordentlich abgeheftet sind, wenn die Schuhe geputzt in Reih und Glied stehen, wenn der Geschirrspüler ausgeräumt und die Gläser und Teller im Regal verstaut sind, wenn einfach alles an seinem Platz ist, dann ist das natürlich ein schönes Gefühl – eine „aufgeräumte“ Wohnung lädt gerne zum Genießen und Abschalten ein. Aber der Akt des Aufräumens selbst ist für mich nicht wirklich befriedigend, sondern eher das Nachhause-Kommen und das Vorfinden einer ordentlichen Wohnung.

Da sind es für mich eben diese kleinen Gewohnheiten, die vor allem zu einem aufgeräumten Heim beitragen: wenn die Jacke gleich in der Garderobe aufgehängt wird, wenn die Schuhe nach dem Ausziehen ordentlich aufgestellt werden, wenn die Tasse nach dem Benützen in den Geschirrspüler kommt oder vielleicht gleich abgewaschen wird. Einfach diese Handgriffe, die doch so quasi nebenbei erledigt werden können, aber dennoch vor größeren Aufräumaktionen schützen.

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Dabei ist für mich in diesem Zusammenhang auch diese propagandierte Aussortiererei, das Ausmisten nicht der wesentliche Punkt – es ist meines Erachtens doch für die Ordnung unerheblich, ob ich jetzt eine Lieblingsjacke habe oder ob ich fünf Jacken immer wieder trage. Wichtig ist, dass ich sie entsprechend aufhänge, dass sie ihren fixen Platz hat, an dem sie nach der Benutzung immer landet. Denn auch wenn ich nur eine Jacke besitze, aber diese immer ganz wahllos auf der Couch drapiere, dann sieht es doch auch unordentlich aus. Jedem Ding seinen Platz – das ist ein Punkt, bei dem ich mit Marie absolut d’accord bin.

 

Alles neu oder doch nicht?

Es gibt doch diese Menschen, die betreten einen Raum und schon verbreiten sie Chaos um sich – es ist dabei auch nicht wirklich genau zu sagen, woran es liegt, was sie denn so Besonderes machen, jedenfalls verwandeln sie ein Zimmer in ein Durcheinander. Andere wiederum verwenden die gleiche Anzahl an Gegenständen und trotzdem sieht bei ihnen die Anordnung ordentlich, ruhig und ja im wahrsten Sinne des Wortes aufgeräumt aus. Den einen scheint die Ordnung regelrecht in die Wiege gelegt worden zu sein und andere haben sich wohl versteckt, als das Ordnungsgen verteilt worden ist.

Meine Oma hat seit jeher vor Weihnachten bei ihrem Weihnachtsputz generell alle Regale, alle Kästen und Laden ausgeräumt, durchsortiert und ausgemustert und danach die entsprechenden Gegenstände wieder ordentlich hingestellt oder gelegt – so hat sie ihr spezielles jährliches Ritual entwickelt und wenn ich ihr jetzt mit Marie Kondo und dem „Magic Cleaning“ komme, dann habe ich auch gleich ihre Stimme im Ohr „Mein Kind, was soll denn jetzt dieser neumodische Schmarrn – das mache ich doch schon seit Jahrzehnten“. Ja, und es sieht wirklich immer zusammengeräumt bei ihr aus, alles an seinem Platz und keine unnützen Gegenstände. Dieser Grundgedanke stammt bei ihr sicher noch aus der Zeit, als es auch finanziell nicht so einfach war, Unmengen an Kram anzuhäufen, als einfach auch nicht die Möglichkeit bestand, sich viele Dinge zu leisten.

 

Sicherlich mag die Vorgehensweise von Marie Kondo uns vermitteln, was wir haben, welche Dinge uns umgeben, was wir alles besitzen, was wir lieben, was wir nicht so gerne mögen, worauf wir gerne verzichten können. Wir können uns vielleicht eine Entscheidung vereinfachen, indem wir uns fragen, ob von diesem Gegenstand „Sparkling Joy“ ausgeht oder ob er uns doch verlassen soll. Aber ich würde hier nicht prinzipiell alles aussortieren und ständig danach Ausschau halten „Was kann ich heute entsorgen?“, „Was macht mich nicht glücklich?“. Um hier jetzt den Bogen zum Fondueabend zu schließen – das Fonduegeschirr hat zwar einige Zeit keine „funkelnde Freude“ verbreitet, aber es hat dann wieder gute Dienste geleistet und zu einem wunderbaren Abend beigetragen.

Daher würde ich hier noch früher ansetzen und zwar bevor wir etwas anschaffen, indem wir hier wirklich bewusst nachdenken, ob uns dieser Pullover Freude bringt, ob uns dieses Gerät wirklich glücklich macht und ich denke, wenn wir ehrlich sind, können wir diese Fragen oft mit „Nein“ beantworten. Wir werden dadurch zu bewussteren Entscheidungen angehalten und lassen viele Dinge einfach nicht in unser Zuhause.

 

Uuuuiii, jetzt sind aber meine Gedanken ein bisschen durcheinander geraten und von einer Überlegung zur nächsten gesprungen, nichts mit rotem Faden und strukturiertem Aufbau. Ja, wo ist sie denn jetzt, diese kleine Marie, wenn man sie braucht, dass sie hier mal Ordnung macht und meinen Gedankensalat aufräumt. Ich hoffe, du hast dennoch mit meinen Überlegungen etwas anfangen können und bevor ich jetzt noch mehr Chaos und Wirrwarr anrichte, ziehe ich mich jetzt zurück und darf an dich übergeben:

Wie stehst du einem neuen Trend, einem neuen Hype, der sich plötzlich durch die Medien zieht, der an allen Ecken und Enden angepriesen wird, gegenüber? Bist du eher neugierig und lässt dich schnell mal für etwas begeistern? Bist du eher skeptisch und fragst dich „Was soll denn das?“ Oder reagierst du einfach abwartend, so nach dem Motto „Mal schauen“?

Jetzt bin ich natürlich schon gespannt auf deine Erfahrungen und ich freue mich auch auf deine Ansicht zum Ordnungsprinzip von Marie Kondo.