Europa

Kalimera Athen – Eindrücke aus der antiken Hochburg

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Langsam aber sicher lässt es sich jetzt nicht mehr verleugnen, der Duft des Herbstes liegt bereits in der Luft und die lauen Sommerabende gehören mittlerweile leider schon der Vergangenheit an. Aber in Gedanken können wir uns ja die Sommererlebnisse aufheben und immer wieder aufleben lassen – so mache ich heute einen kleinen TravelThrowback, beame mich nochmals in die sonnigen Augusttage und gehe auf eine kleine Reise und zwar nach Athen – die wunderbare Hauptstadt Griechenlands, die ich zum ersten Mal erleben und erfahren durfte.

Ja, wieder ein erstes Mal für mich – nach Rom erobere ich jetzt die nächste geschichtsträchtige Stadt und ich freue mich total, dass wir neben anderen Verpflichtungen auch einen Tag für das Kennenlernen von Athen zur Verfügung haben. Ja genau, diese antike Stadt soll an einem Tag soll erforscht werden. Wie wollen wir das angehen? Wie soll generell der Tag gestaltet werden? Welche Wünsche und Pläne haben wir dazu? Was wollen wir unbedingt sehen, was gehört auf unsere Liste? Natürlich stehen bei so einer besonderen kulturellen Hochburg viele Sehenswürdigkeiten zur Auswahl, andererseits soll der Tag aber ein gemütliches Flanieren und Genießen des griechischen Flairs ermöglichen. Die landestypische Küche darf dabei selbstverständlich auch nicht zu kurz kommen, denn was wäre ein Auslandsbesuch – okay in diesem Fall ein Auslandstag – ohne irgendwelche Leckereien des Landes zumindest zu probieren.

 

Athen von oben

Los geht’s – voller Vorfreude und Erwartung starten wir unseren Rundgang durch die erste Kulturhauptstadt Europas. Ja, Athen durfte diesen Titel im Jahr 1985 für sich verbuchen. Normalerweise gibt es an dieser Stelle von mir auch immer eine kurze Zusammenfassung und eine Auflistung der wichtigsten Daten eines Ortes, einer Stadt, eines Landes. Aber ich denke, bei Athen kann dies getrost entfallen und wir machen uns lieber gleich auf den Weg – die Zeit drängt. Wenn ich jetzt frage, wohin unser erster Weg führt – was ist dann meist die Antwort? Was steht bei den Sehenswürdigkeiten in Athen ganz weit oben?

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Natürlich die Akropolis – aber da muss ich euch gleich mal enttäuschen. Wir haben ja nur einen Tag Zeit, um auf Entdeckungsreise zu gehen und ein Besuch dieser Kulturstätte würde dabei doch zu viel Zeit beanspruchen. Daher geht es jetzt auf den Hausberg von Athen, den Lykabettus. Mit 277 m Höhe ragt er wie eine Pyramide mitten aus der Stadt in die Höhe. Ich bin immer ganz begeistert, wenn ich eine Stadt oder einen Ort auch von oben sehen und mir so einen wunderbaren Überblick verschaffen kann – daher bin ich schon entsprechend gespannt, was mich hier erwartet. Und was soll ich sagen – ich werde hier wirklich in keinster Weise enttäuscht und das gleich mal aus zwei Gründen.

Im Gegensatz zu anderen Sehenswürdigkeiten in Athen ist es hier fast menschenleer, keine drängenden Massen, kein Rumgestoße und kein Wirbel. Das alleine verbreitet natürlich schon eine ganz besondere Atmosphäre. Aber auch ansonsten bietet sich uns hier einfach eine fantastische Aussicht. Es wird dabei so schön ersichtlich, wie groß Athen doch ist, wie es sich nach allen Seiten von diesem Berg aus weit erstreckt – die vielen Häuser, die Bauwerke, die Grünflächen. Wir sehen schlussendlich bis zu den Bergen und bis zum Meer, bis zum Hafen Piräus und natürlich ganz wichtig – wir haben wirklich einen genialen Ausblick auf die Akropolis. Wir sehen diese Ansammlung an antiken Bauten auf dem Berg und ich denke, das Ausmaß wird uns hier fast besser bewusst, als wenn wir uns direkt vor Ort mit den Menschenmassen drängen würden.

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Wir sind auf einem Berg in Athen und es ist August, da werfen wir doch auch mal einen Blick auf das Thermometer – ja, es zeigt uns um 9 Uhr morgens bereits 32 Grad an. Wenn ich da an Österreich denke, da machen sich 32 Grad wirklich stark bemerkbar – hier fühlt es sich aber ganz anders an. Liegt es an dem lauen Lüftchen, das uns umweht? Liegt es an der Nähe zum Meer, das wir in der Ferne glitzern sehen? Jedenfalls sind diese Temperaturen hier wunderbar erträglich und so machen wir uns nach der „Bergbesteigung“ auf den Weg in die Altstadt.

 

Athener Trilogie

Bald schon stehen wir vor einer kulturellen Gebäudetrilogie, wo sich das Wissen kompakt präsentiert, nämlich in der Nationalbibliothek, in der Universität und in der Athener Akademie. Da wollen wir doch gleich mal einen Blick auf das griechische Wissen werfen und der Bibliothek einen Besuch abstatten – wumms, da stehen wir auch schon vor einer verschlossenen Tür. Wir überprüfen die Öffnungszeiten an der Eingangstür, wir kontrollieren einen etwaigen Feiertag in Griechenland – es sollte eigentlich alles passen. Kein Grund ist ersichtlich, warum hier jetzt nicht geöffnet ist. Hat vielleicht der Pförtner verschlafen? Ist das die südländische Mentalität?

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Egal, es geht weiter zur Athener Akademie – hier werden wir gleich von zwei griechischen Philosophen empfangen. Platon und Sokrates sitzen in Denkermiene auf einem Stuhl und blicken auf uns herab. Dahinter sehen wir auf den hohen Säulen Athene, die Göttin der Weisheit und Apollo, den Gott der Künste. Horch doch mal, da dringt ein Flüstern an unser Ohr:

Es ist keine Schande nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.

Vielleicht färbt bei so viel Wissen und Weisheit doch gleich mal etwas auf uns ab.

 

Idylle und Illusion

Wir biegen schließlich in eine kleine Gasse ein und was erblicken wir denn hier plötzlich? Rosarote Blüten ranken sich am Gemäuer hoch, wir sehen bunte Figuren, Schaukelpferde. Was ist passiert – sind wir jetzt in einem Disney-Film gelandet? Den griechischen Klängen ist eine dezente Musik gewichen und kleine weiße Tischchen mit weißen Stühlen laden zum Innehalten ein. Schließlich werfen wir in dieser ungewohnten Idylle einen Blick nach oben. Da – ja, da schwebt ja Mary Poppins gerade mit ihrem Regenschirm auf das Dach. Neben uns, über uns, rund um uns – überall sind bunte Regenschirme. Mitten in Athen tauchen wir in eine ganz andere Welt ein.

Schließlich reißen wir uns aber von diesem Anblick wieder los und ein kleines Stück weiter bietet sich uns plötzlich ein vollkommen unterschiedliches Bild. An einer Hausmauer liegen obdachlose Menschen und schlafen auf schmutzigen Unterlagen, die Fenster am Gebäude sind blind oder die Scheiben überhaupt zersplittert, die Türen scheinen fast aus den Angeln zu fallen. Verlassen und halb verfallen wirken diese Bauwerke inmitten der Stadt. Diese Gegensätze so unmittelbar und so nah nebeneinander zeigen uns aber auch das wirkliche Leben – Schönes und Trauriges, Angenehmes und Ungutes, es gehört beides dazu. Das wird uns hier mit den kaputten Häusern neben den schönen Gebäuden, dieser Hoffnungslosigkeit neben dem Überfluss so richtig bewusst.

Trotzdem sind wir froh, diesen doch beklemmenden Bereich verlassen und uns wieder den schönen Seiten widmen zu können. Dabei sehen wir auf unserem Weg auch wieder immer wieder Teile der Akropolis, entweder blinzeln sie zwischen den Häuserreihen durch oder sie blickt von oben auf das Geschehen in ihrer Stadt herab. Die Akropolis scheint hier immer wieder präsent und wirklich der Mittelpunkt zu sein.

 

Stadtfeeling

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Ja und hier ist es auch schon wieder, dieses Geräusch, dieses Gezirpe, das uns heute schon den ganzen Tag begleitet. Wir haben uns immer wieder gewundert, wo dieser Lärm denn herkommt; ja – bereits beim Abmarsch Richtung Lykabettus haben wir ihn vernommen. Diese Geräuschkulisse verfolgt uns jedoch nicht nur in der Natur, wenn wir uns neben einem Rasen oder in Parks bewegen, nein auch auf den Plätzen oder wenn wir die Straße entlang gehen, hören wir sie. Schließlich können wir das Zirpen doch den Bäumen zuordnen – es klingt ähnlich wie unsere Grillen, nur viel lauter, viel intensiver und penetranter, sodass es auch abseits der Bäume noch deutlich zu vernehmen ist. Dabei handelt es sich also um Zikaden, die hier überall auf den Stämmen und im Laubwerk sitzen und ein lautstarkes Konzert veranstalten. Übrigens, diese Zikaden waren bei den antiken Griechen Metaphern für Sangeskunst aber auch Unsterblichkeit.

Doch wir weilen ja noch bei den Sterblichen und so verspüren wir bei unserem Spaziergang auch mal ein Grummeln im Magen. Die griechische Küche hat ja auch wirklich köstliche Speisen im Angebot und wir lieben es einfach, in einem Gässchen in der Sonne zu sitzen, Tzatziki mit Pitabrot zu essen, und die Menschen um uns zu beobachten. Ja, da fängt die Seele doch gleich an zu baumeln und das Grinsen in unserem Gesicht will nicht mehr verschwinden. Aber auch die Kellner sind sehr entspannt – sie stehen außerdem immer mal wieder an der Seite und rauchen. Ein Anblick, der bei uns mittlerweile doch ziemlich ungewöhnlich ist.

 

Wachablöse

Schließlich landen wir bei unserem Rundgang vor dem Parlament – hier haben sich einige Menschen angesammelt. Anscheinend ist hier irgendeine Vorführung und beim Näherkommen erkennen wir auch schon, dass hier gerade eine Wachablöse stattfindet. Die wohl bekannteste Wachablöse gibt es ja in London vor dem Buckingham Palast, aber auch in anderen Ländern haben wir diese mittlerweile gesehen. Zuerst ein Blick auf die Evzonen, die hier das Grab des unbekannten Soldaten bewachen, dann sehen wir uns gegenseitig etwas fragend, etwas belustigt an. Die Soldaten tragen Jacken mit einer Unzahl an Falten, die von hinten gesehen etwas an einen Faltenrock erinnern, weiße Strümpfe und das Beste an ihrer Uniform sind dabei eindeutig die Schuhe: rote Schnabelschuhe mit riesigen Quasten. Aber auch die vorgeschriebenen Schritte wirken etwas eigenartig.

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Nach dem Abschluss der Wachablöse stürzen ein paar Schaulustige – ich gehe mal davon aus, dass es sich um so typische Touristen handelt – zu den Wachen hinauf, die steif stehen und sich auch in Athen nicht bewegen dürfen. Aber ein Soldat kommt gleich anmarschiert und weist die Aufdringlichen in die Schranken – so viel Respekt vor fremder Kultur sollte doch eigentlich selbstverständlich sein.

 

Natürlich haben wir auf unserm Weg durch Athen noch viele weitere Eindrücke gesammelt:

  • Die byzantinische Kapnikarea-Kirche liegt mitten auf der Ermou-Straße, einer bedeutenden Geschäftsstraße und sollte eigentlich abgerissen werden. Schlussendlich wurde jedoch die Straße um die Kirche herum angelegt und so bietet sich zwischen der Stille und Ruhe der Kirche und der Betriebsamkeit in den Geschäften ein wunderbarer Kontrast.
  • Der Nationalgarten bildet eine grüne Oase mit der tollen Palmenallee, dem Schildkrötenteich und der hölzernen Brücke.
  • Die Hadriansbibliothek zeigt die Spuren und Überreste einer einst herrschaftlichen Bibliothek.
  • Anafiotika ist gekennzeichnet durch schmale Gässchen, steile Treppen führen zwischen den Häusern und den Tavernen den Hang hinauf.

Unsere Zeit in Athen ist eine ganz wunderbare Kombination aus Eindrücken aus der Antike, aus lebendigem Athen, aus verträumten Ecken, aus kulturellen Anblicken, aus vernachlässigten Plätzen, aus einem Eintauchen in die Natur. Wir haben die Vergangenheit, die griechische Antike gesehen, wir haben die Gegenwart mit ihren schönen und weniger schönen Seiten erlebt und wir haben viele wunderbare Momente genossen und natürlich ganz lecker gespeist – ein rundum gelungener Tag, der uns einen perfekten ersten Einblick auf Athen ermöglicht hat.

Für mich hat einfach alles gepasst – viel gesehen, aber auch viel von der Atmosphäre und dem Flair dieser Stadt aufgenommen und entscheidend ist dabei doch auch immer, mit wem wir diese Erlebnisse teilen können, wen wir dabei an unserer Seite haben.

 

Bevor wir aus der Erinnerung an diesen Aufenthalt in Athen wieder auftauchen, bin ich total interessiert, wie du diese Stadt siehst:

Warst du schon einmal in Athen oder spricht dich diese Stadt weniger an? Wie hast du Athen erlebt, was hat dir gefallen und was war weniger schön? Was gehört bei einem Athen-Besuch für dich unbedingt auf die To-Do-Liste?

Ich freue mich schon sehr auf deine Erfahrungen.