Gedankenplauderei, Lifestyle

Jetzt mal verkehrt herum – wer braucht denn so etwas?

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Habt ihr heute schon mal auf den Kalender geschaut – der Jänner war doch ein Flutscher, kaum da kündigt er auch schon wieder sein Ende an. Der erste Monat eines Jahres besteht vielfach aus Rückblicken, auf das was war, oder auch ganz profan aus betrieblichen Abschlüssen. Daneben gibt es es auch Pläne für das neue Jahr – verschiedene Listen, die dabei häufig aufgestellt werden sowie Tagespläne, Monatspläne oder Jahrespläne. Ich denke, die meisten Listen sind bekannt und werden von vielen auch in der einen oder auch anderen Form verwendet. Vor allem die To-Do-Liste wird im Alltagsleben sehr geschätzt und die meisten haben eine oder auch mehrere: Welche Aufgaben sollen oder müssen heute erledigt werden? Welche Arbeiten sind für dieses Ereignis durchzuführen? Welche Tätigkeiten dürfen oder wollen wir auf keinen Fall vergessen? Auf der Liste können wir dann die erledigten Punkte abhaken und dabei vielleicht auch manchmal hoffen, dass sich diese nicht schneller verlängert als wir Aufgaben als erledigt kennzeichnen.

 

Wozu eine verkehrte Liste?

Doch heute drehen wir diese Angelegenheit mal um und betrachten dies von einer anderen Seite – wir schauen nicht darauf, was zu tun ist, sondern auf das, was nicht zu tun ist. Eine umgekehrte To-Do-Liste oder besser gesagt eine Not-To-Do-Liste, eine Liste mit Tätigkeiten, die wir nicht machen wollen oder die wir nicht mehr machen wollen, die wir nicht mehr machen sollen oder nicht mehr machen dürfen. Manche werden jetzt wahrscheinlich denken, was soll denn dieser Schwachsinn, ich brauche mir doch nicht zu notieren, was ich nicht machen will oder nicht machen soll. Das mache ich doch sowieso nicht.

Jetzt versuchen wir dazu mal ein kleines gedankliches Experiment: wenn ich mich für etwas entscheide, dann entscheide ich mich dabei auch gleichzeitig gegen etwas, also wenn ich mich für den karierten Mantel entscheide, dann entscheide ich mich gegen den braunen Mantel – natürlich vorausgesetzt, dass ich nur einen Mantel kaufen will ;-). Um das jetzt noch mal kurz anders zu verdeutlichen, wenn ich – ob jetzt bewusst oder aus Gewohnheit sei jetzt mal dahingestellt – zum zehnten Mal in einer halben Stunde zum Handy greife und die Nachrichten kontrolliere, dann entscheide ich mich damit auch gegen ein konzentriertes und konsequentes Arbeiten oder ein vertieftes Gespräch.

Ja, diese Not-To-Do-Liste ist sicherlich genauso wenig einfach abzuarbeiten wie die herkömmliche To-Do-Liste, obwohl hier eigentlich der Widerspruch in der Sache liegt – wir müssen uns daran erinnern, etwas nicht zu tun, etwas das uns nicht guttun, das für uns vielleicht nicht gesund ist, dass störend auf unseren Arbeitsfluss wirkt oder dass unsere Seele belastet und ein unangenehmes Gefühl erzeugt. Das aber brauchen wir nicht und wollen wir nicht und damit sind wir auch schon beim Sinn und den Vorteilen einer derartigen Liste.

 

Was darf ich nicht? – Pandemie für alle

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Wenn wir jetzt kurz in die Vergangenheit eintauchen und uns mal ein Jahr zurückbeamen, dann hat es da eine Zeit gegeben, wo wir mit unserem Alltag, vielleicht auch mit dem Planen und Organisieren beschäftigt waren, wo wir unser Leben in einer gewissen Normalität verbracht haben und eigentlich davon ausgegangen sind, dass sich daran nichts Gravierendes ändern wird. Dann haben wir davon gehört, dass es da drüben in China „Was“ gibt, aber immer noch war das doch eher für uns fern und nicht wirkliche Realität. Doch mittlerweile ist es so, dass dieses „Was“ mächtig in unser Leben eingreift und es beeinflusst und dabei auch unsere Not-To-Do-Liste erweitert.

So sind Auflagen und Einschränkungen definiert worden, was wir in welchem Zeitraum nicht machen dürfen. Nicht ohne zwingenden Grund das Haus verlassen, anderen Personen nicht zu nahe kommen, keine Treffen von Menschen aus unterschiedlichen Haushalten, um nur ein paar davon zu nennen – diese Not-To-Do-Punkte sollen dazu beitragen, dass wir halbwegs gut durch diese derzeitige Situation kommen. Natürlich gibt es dazu von den Menschen die unterschiedlichen Meinungen – aber diese Punkte sind von allen einzuhalten. Daher hat es bei mir wirklich nur Kopfschütteln hinterlassen, als es in der Nähe in einem kleinen Ort mit nicht einmal 3.000 Einwohnern an einem Tag nur so an Anzeigen geregnet hat, weil die Einwohner Treffen in diversen Vereinshäusern abgehalten haben – natürlich ohne MNS, ohne Abstand und mit reichlich Alkohol und sich dann vielleicht auch noch wundern, warum die Zahlen trotz strengem Lock-Down nicht besser werden. Aber das würde jetzt zu einem ganz anderen Thema führen.

 

Was soll ich nicht?

Also jetzt mal abgesehen von den Punkten, die uns vorgegeben werden, was soll denn nun auf so eine Liste, das jetzt wirklich in unserem Machtbereich liegt. Da werden vielleicht viele gleich mal an die Gesundheitsschiene denken und in diesem Bereich stehen dann die Ernährungsgewohnheiten wohl ganz weit oben. Da gibt es doch so vieles, was für unseren Körper tatsächlich oder manches vielleicht auch nur angeblich nicht gesund ist, was wir am besten nicht konsumieren sollten oder etwa auch nicht zu einer bestimmten Tageszeit. Wenn mir jetzt jemand damit kommt, dass Schokoladeessen unbedingt auf diese Liste gehört, dann haben wir ein kleines Problem – denn Schokolade ist ein Glücklichmacher, schmeckt lecker und ist auch gesund, zumindest wird dies der hochprozentigen Schokolade nachgesagt, sie hellt die Stimmung auf und wirkt sich positiv auf das Gedächtnis und das Abwehrsystem aus und darauf will ich keinesfalls verzichten, das ist für mich keine Option für die Liste.

Aber es gibt sicherlich für jeden Punkte, die hier hinein spielen, so ist sind dies bei mir diese sehr zuckerhaltigen Produkte oder eben diese mit vielen Kohlenhydraten – wenn ich dann vergleiche, welchen Unterschied es macht, was ich zu Mittagessen zu mir nehme und wie aktiv oder eben belastet ich dann den Nachmittag verbringe, dann ist dies absolut ein Punkt für mich, bei dem ich mich bewusst dafür entscheide, ihn auf meine persönliche Not-To-Do-Liste zu setzen.

 

Was mag ich nicht?

Neben dem gesundheitlichen Aspekt wird auch der Zeitfaktor immer als besonders wichtiges Gut angesehen und es ist doch wirklich so, jede Stunde, die wir verlebt haben, ist unwiederbringlich

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weg und wir wollen möglichst viel unserer Lebenszeit in guter Erinnerung behalten. Was stört uns daher also bei der Arbeit? Welche Tätigkeiten machen wir täglich, die eigentlich gar nicht notwendig sind? Was wird von uns erledigt, obwohl es nicht wichtig ist?

So gibt es dann diese Tage, wo wir das Gefühl haben, den ganzen Tag doch fleißig gearbeitet und ständig beschäftigt gewesen zu sein, dennoch sind am Abend noch jede Menge nicht erledigter Punkt auf unserer Liste und wir wundern uns, wo wir denn bloß die Zeit gelassen haben und wenn wir dann genauer nachforschen, dann haben wir viel davon einfach nur verplembert. Es gibt also einige Punkte, die unseren Arbeitsrhythmus stören können, die unnötig lange Arbeitszeiten verursachen und wenn wir uns diese bewusst machen, dann haben wir die Möglichkeit, auch darauf reagieren. Natürlich gibt es Tage, an denen uns die Aufgaben besser von der Hand gehen und quasi zum Selbstläufer werden, aber es gibt auch diese Tage, wo wir absolut nichts weiterbringen und da kann dann diese Liste eine Hilfe und Gedankenstütze sein. Wenn hier etwa steht „Nur einmal pro Stunde die Mails checken“ und wir heute aber so leicht abzulenken sind, dann doch schnell die Push-Benachrichtigung abstellen und erst in einer Stunde wieder darauf schauen.

Genauso ist es etwas, was ich nicht mag und auch schon vor Corona nicht mochte, wenn ich in den überfüllten Supermärkten nur ein paar Kleinigkeiten einkaufen möchte. Was hindert mich daran, den Supermarkt außerhalb dieser Stoßzeiten aufzusuchen? Habe ich eine Möglichkeit, dies anders zu organisieren? Vor allem wenn ohnehin Home-Office in vielen Bereichen gegeben ist, dann bin ich doch meist flexibler in der Gestaltungsmöglichkeit und kann dann auf einen Shopbesuch am Freitag oder Samstag verzichten. Also warum sich mit dieser Kleinigkeit belasten, wenn es Alternativen gibt? Ich denke, jeder hat in seinem Wochenablauf immer mal wieder Dinge, die einfach nur Energie und natürlich auch Zeit rauben – ja ich muss Lebensmittel einkaufen, aber wann und wo entscheide ich und ich entscheide mich dagegen, den Supermarkt in der Rush-Hour zu besuchen.

 

Was will ich nicht?

Es gibt aber eben auch Punkte, die unser Seelenheil betreffen, unser psychisches Wohlbefinden sehr stark beeinflussen, eben im guten oder im negativen Sinn – ja, auch wenn wir uns an die vorgegebenen Regeln halten, wenn wir auf unsere Gesundheit achten und wenn wir unser Berufsleben im Griff haben, dann gibt es dennoch Punkte, die uns vielleicht einerseits Zeit rauben, die wir lieber mit anderen Dingen verbringen möchten, und die uns andererseits unsere Energie rauben, indem sie uns nerven, indem sie schlechte Stimmung verbreiten, indem sie Druck auf uns ausüben. Dabei handelt es sich vor allem um Dinge, die sich stark auf unsere Gefühlswelt auswirken und ich will nicht Kraft, Energie und Lebenszeit für etwas verwenden, wofür es sich aus meiner Sicht nicht lohnt oder besser gesagt für etwas, das mir eher in irgendeiner Form schadet.

Unter Druck setzen
Ein Thema, das sowohl von anderen an uns herangetragen wird, aber auch von uns selbst ausgelöst werden kann – es gibt doch immer wieder Punkte, wo wir uns zu etwas verpflichtet fühlen, wo wir uns selbst mit Aufgaben zuschaufeln, bis sie uns bis zur Nasenspitze stehen oder wo andererseits von anderen Erwartungen an uns herangetragen werden, wo andere davon ausgehen, dass wir dies übernehmen. Hier hilft es dann schon zu selektieren und auszusortieren, auch wenn auf den ersten Blick alles notwendig erscheint.

Warum müssen wir für die Feier einen Kuchen backen, wenn wir heute schon Überstunden machen: da tut es doch einer vom Konditor auch. Warum müssen wir unbedingt den Weihnachtsbaum jetzt wegräumen und entsorgen, wenn wir doch lieber beim Sonnenschein einen Spaziergang unternehmen: der Weihnachtsbaum kann auch nächste Woche noch abgeräumt werden. Warum denn jetzt noch die Wäsche bügeln, wenn doch das neue Buch so sehr lockt: die Bügelwäsche ist morgen auch noch da, falls sich in der Nacht nicht irgendwelche Heinzelmännchen darüber hergemacht haben.

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In Kleinigkeiten, Details verlieren
Vielleicht kennt ihr auch diese Situation: da wollt ihr hier zu einem Thema etwas nachschlagen und dann findet hier dazu einen Hinweis, dort eine Beschreibung, dann noch eine Reportage, schließlich einen Blogbeitrag, ein Interview oder auch einen Podcast. Eine kleine Frage und drei Stunden später sind wir immer noch am Lesen und Erforschen – wir könnten doch noch was Interessantes oder Besseres entdecken. Ja, für einen gemütlichen Nachmittag ist das Treibenlassen durch die verschiedenen Artikel sicherlich eine schöne Beschäftigung, aber für die meisten von uns wohl nicht alltagstauglich. Also rauf auf die Liste.

Mitjammern und Mitsudern
Der Wiener ist ein Suderant wird ihm nachgesagt, aber es ist doch so, dass manche Menschen sich immer wieder über Dinge mokieren, die nicht änderbar sind wie das Wetter oder derzeit irgendwelche Regelungen, wie sie an jedem Tag etwas Neues finden, worüber sie sich aufregen können, über das sie schimpfen können, über den Regen, über den verspäteten Bus, über die lauten Kinder, über den schnellen Radfahrer. Ich habe hier schon die Erfahrung gemacht, dass bei solchen Nebensächlichkeiten keine Gegenargumente helfen, sondern die Empörung eher anfachen. Aber wenn keine Antwort, weder eine Zustimmung noch eine Gegenrede kommt, dann verliert der Meckerer gerne die Lust und beehrt andere mit seinem Gejammer. Energieräuber brauchen wir nicht – auch was für die Liste.

Ich denke, diese Aufstellung ließe sich jetzt wohl noch beliebig mit Beispielen fortsetzen und jeder trifft in seinem Leben sicher immer wieder auf derartige Punkte, die für ihn nur lästig und unangenehm sind. Aber vielleicht hilft es mal wirklich zu hinterfragen, was wirklich notwendig ist, vielleicht kann doch Manches von unseren To-Do-Listen gestrichen werden, weil es eben nicht sofort erledigt werden muss, weil es keine Priorität hat, weil es vielleicht überhaupt nicht wichtig und erforderlich ist, sondern uns eigentlich nur Lebenszeit stiehlt.

 

Wissen und nicht tun!

Jeder Mensch ist anders, jeder Mensch hat andere Vorlieben und braucht vielleicht auch ein anderes Arbeitsumfeld, um produktiv zu arbeiten, braucht eine andere Wohnumgebung für seine

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Entspannungszeit, braucht andere Aktivitäten für das Wohlgefühl. Daher gibt es wohl keine generelle Regel, was auf so einer Not-To-Do-Liste zu stehen hat, welche Punkte Sinn ergeben – es können maximal Anregungen oder Überlegungen für die eigene Liste sein. Jedenfalls sind es Punkte, die wir halt wie derzeit aufgrund der momentanen Situation nicht dürfen und bei denen wir uns nicht wirklich dafür oder dagegen entscheiden können – sie nicht einfach zu befolgen, aber es sind andererseits natürlich auch ganz persönliche Themen, bei denen ich mich dann bewusst entscheide, sie nicht mehr zu tun. Das kann dabei natürlich aus verschiedenen Gründen erfolgen, ich mache sie vielleicht nicht mehr, weil sie meiner Gesundheit schaden, ich mache sie nicht mehr, weil sie mir nicht gewünschten Nutzen bringen, es kann aber auch sein, dass diese Tätigkeiten mich einfach nur nerven, mich frustrieren quasi richtige Energieräuber sind.

Dabei muss nicht unbedingt eine Liste verfasst werden, es reicht oftmals auch einfach die Überlegung, was wir so unbewusst machen, so nebenbei gedankenlos ausführen und das uns vielleicht nicht wirklich zuträglich ist und guttut. Es bewirkt sicherlich schon etwas, wenn wir uns nur mal ins Bewusstsein rufen, welche Punkte dies bei uns sein könnten, worum es sich bei uns dabei handeln könnte.

 

Wie bei allen derartigen Listen oder Vorsätzen oder Planungen schaffen wir es doch auch nicht immer, unsere To-Do-Liste abzuarbeiten und dennoch geschieht in den meisten Fällen dadurch kein großes Unglück und genauso ist es wohl bei der Not-To-Do-Liste, es soll damit ja kein zusätzlicher Druck entstehen und wir nicht immer mit schlechtem Gewissen auf die einzelnen Punkte schielen, weil wir etwas dann doch gemacht haben. Daher würde ich dies vielleicht auch dahingehend umschreiben – statt es sind die Punkte enthalten, die ich nicht tun will, besser es sind Punkte angeführt, die ich versuche, nicht zu tun. Auch wenn wir es nicht immer schaffen, ist doch damit schon ein guter Schritt getan – wenn wir hierzu nochmals das Handy betrachten, wenn wir es anstatt alle 10 Minuten unbewusst in die Hand nehmen, nur alle 2 Stunden darauf schauen, dann haben wir in Summe sicherlich einen nicht zu unterschätzenden Zeitgewinn, eine unerwartete Zeit zur freien Verfügung, in der wir dann mit ruhigem Gewissen unsere Schokolade essen können, einen Blogbeitrag lesen können oder ein nettes Gespräch führen können. Wir können entspannt mehr Zeit mit Menschen, mit Dingen oder Tätigkeiten verbringen, die uns wichtig sind.

Jetzt würde mich natürlich schon mal interessieren: Verwendest du gerne Listen und gehören sie zu deinem Alltag dazu? Hast du auch schon mal eine Liste erstellt, mit Dingen, die du nicht mehr machen willst oder sollst? Was würde wohl auf deiner persönlichen Not-To-Do-Liste stehen? Ich freue mich auf deine Erfahrungen.