Gedankenplauderei

Ist es wahr? Ist es notwendig? – Check your statement!

Winter - Schnee

Es gibt sie diese Filme, nichts Besonderes, nicht Weltbewegendes, keine dramatische und überaus spannende Handlung und trotzdem kommt dann eine Szene, eine Aussage, eine Begebenheit, die einfach in Erinnerung bleibt, die immer wieder in den Gedanken auftaucht, die sich immer wieder ins Bewusstsein drängt, auch wenn die eigentliche Handlung des Films längst in Vergessenheit geraten ist.

So ist es mir auch vor einigen Wochen ergangen – ein Film, der nett anzuschauen war, aber keine überragende und überraschende Handlung vorweist und dann kommt es zu diesem Dialog. Ein Gespräch zwischen einer älteren, einsamen und verbitterten Frau in einer Seniorenresidenz und ihrem jungen, immer gut gelaunten Pfleger. Das hört sich jetzt gleich mal nach einem Klischee an und jeder ahnt das Ende der Handlung voraus. Aber wichtig für mich waren die Anleitungen, die der Pfleger der alten Lady für ein besseres Miteinander, für eine nettere Kommunikation mit den Mitmenschen gegeben hat.

 

Winter - Schnee

 

Diese erfolgt im Zuge von drei Fragen, mit denen die Aussagen, die Mitteilungen bereits vorab überprüft werden, damit sie einerseits keine Unwahrheiten verbreiten, andererseits aber auch niemanden vor den Kopf stoßen.

 

Ist es wahr?

Als erste Prüfung wartet die Wahrheit: Bei dem, was wir erzählen wollen, was wir anderen mitteilen wollen, was wir verkünden wollen, sollen wir uns vorher fragen: „Bin ich sicher, dass das, was ich jemandem erzählen will, wahr ist? Habe ich überprüft, ob die Aussage der Wahrheit entspricht?“ – es folgen dann oft Antworten wie „Nein, ich habe es jemanden erzählen gehört“, „Nein, der Freund eines Bekannten hat es von seiner Schwester erfahren“, „Nein, ich habe es auf einer Internetseite gelesen“. Wie viele der Aussagen unserer Mitmenschen würden dieser ersten Prüfung statthalten? Wie viele Mitteilungen würden dann von den Menschen noch weitergegeben? Was würde hier gleich einmal ausscheiden und keine weitere Verbreitung finden?

Sicherlich können wir nicht jede einzelne Aussage überprüfen, aber etwas unkontrolliert weiterzugeben, weil wir es über sieben Ecken erfahren haben, ist wohl in wenigen Fällen sinnvoll. Hier entstehen dann vielfach auch Gerüchte, weil jemand etwas gehört hat und dann in leicht abgewandelter Form weitergibt. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei doch um negative Nachrichten, um nachteilige Mitteilungen. Also warum etwas Schlechtes verkünden, von dem wir nicht einmal wissen, ob es wirklich wahr ist?

 

Ist es notwendig?

Gut – wir haben unsere Aussage überprüft und wissen, dass sie der Wahrheit entspricht. Nun kommt aber auch schon die nächste Prüfung auf diese Mitteilung zu, die wir weitergeben wollen. Dabei handelt es sich um die Notwendigkeit – hier fragen wir uns „Ist es notwendig, dass ich es jemandem erzähle, dass es auf den Philippinen eine Tsunami-Warnung gibt?“, „Muss der andere erfahren, was ein Politiker heute verkündet hat?“ „Ist es wichtig für ihn zu wissen, dass heuer der trockenste Sommer kommen soll?“, „Ist das, was mich ärgert, auch für andere interessant?“, „Ist dieses Wissen wirklich nötig?“.

Für andere ist eine Information vielleicht irrelevant, es interessiert sie vielleicht nicht, was geschehen ist, was jemand gemacht hat oder was geplant ist. Hier liegt es an uns, abzuschätzen, welche wahren Mitteilungen für unsere Menschen von Vorteil sind, welche ihnen einen Nutzen bringen oder welche sie unterhalten und von Interesse sind.

So passiert es doch immer wieder, dass uns andere Personen Nachrichten übermitteln, die für uns ohne Belang sind, dass wir tagtäglich mit Aussagen oder Meinungen überhäuft werden, die uns nur belasten. Es gibt sie diese Menschen mit ihrem Mitteilungsbedürfnis, die kein Gefühl dafür haben, was andere interessiert, die sich anscheinend nur einfach selbst gerne reden hören und ihre Umgebung mit ihren Erzählungen richtiggehend niederreden.

 

Winter - Schnee

 

Ist es freundlich?

Doch nun weiter: Unsere Aussage ist also wahr und notwendig, wir haben kontrolliert, ob sie der Wahrheit entspricht, wir haben überprüft, ob sie für den anderen notwendig ist. Jetzt sind wir bei der dritten und letzten Prüfung angelangt und zwar bei der Güte – wir fragen uns daher „Ist es etwas Gutes, das wir erzählen wollen?“, „Ist es freundlich?“, „Beinhaltet die Aussage etwas Nettes?“.

Hier kann der Inhalt der Nachricht selbst etwas Positives, etwas Schönes sein oder es liegt daran, wie die Mitteilung formuliert wird, wie die Aussage dargebracht wird. Wenn unsere Antwort dabei negativ ausfällt, wenn die Aussage eher das Gegenteil von Freundlichkeit ist, so sollten wir diese nochmals überdenken: wie wollen wir diese Information mitteilen? Gibt es eine bessere Form sie zu übermitteln?

So kann unsere Kollegin eine Ausarbeitung nicht richtig ausgeführt haben, die Aussage, die wir daher tätigen wollen, ist also wahr, denn die Arbeit ist nicht gut gemacht, die Aussage ist notwendig, denn die Kollegin muss ja auf ihren Fehler hingewiesen werden – doch bei der Freundlichkeit haben wir immer noch die Auswahl. Dies kann dann mit den Worten „Was ist denn das für eine fehlerhafte Arbeit – unvorstellbar, dass du dich das überhaupt herzeigen traust“ negativ abgehandelt werden. Wenn wir jedoch sagen „Bei dieser Arbeit gibt es sicher noch etwas Verbesserungspotential, kannst du sie nochmals überarbeiten?“, dann bringen wir auch zum Ausdruck, dass die Arbeit nicht optimal gelöst ist, verletzen aber die Gefühle des anderen nicht, sondern motivieren ihn zu besseren Leistungen.

 

Drei Prüfungen

Wenn wir uns bemühen, wenn wir uns diese drei Fragen vor Aussagen zumindest hin und wieder stellen, dann vermeiden wir dadurch sicher unnötige Kränkungen, unbedachte Worte oder aber motivieren die Mitmenschen, helfen ihnen, Aufgaben besser zu erledigen, ermuntern sie und erweisen ihnen Respekt und Anerkennung.

Es gibt in unserem Leben so viele Situationen, wo Menschen es schließlich bereuen, etwas gesagt zu haben – da muss vorab gar nicht der Vorsatz dahinter gesteckt haben, einen anderen zu verletzen oder zu beleidigen, etwas Gemeines zu ihm zu sagen. Wenn wir einfach einen Kommentar fallen lassen, der unhöflich ist, der harte Worte beinhaltet, der unfreundlich formuliert ist, führt dies zu einer Kränkung, auch wenn der Inhalt dieser Aussage noch so wahr und der Hinweis noch so nötig ist. Daher sollten wir neben der Wahrheit und der Notwendigkeit einer Information nie auch die Freundlichkeit dem anderen gegenüber übersehen.

 

Winter - Schnee

 

Aussagen von anderen

Doch dieses Thema bezieht sich nicht nur darauf, welche Aussagen wir tätigen, was wir zu unseren Mitmenschen sagen, welche Worte wir den anderen mitteilen, es geht auch um uns selbst und auch wir selbst müssen hier auf uns schauen und uns gegebenenfalls schützen. „Ein Auto stürzte in den Bach, weil die Bremsen versagten“, „Nach eine Affäre muss der Direktor um seinen Posten zittern“, „Eine Frau wurde beim Ehestreit verletzt“, „Es wurde eine Suche nach dem vermissten Tourengeher gestartet“ – wie viele dieser oder ähnlicher Informationen gelangen doch auf über die verschiedensten Kanäle zu uns.

Da hören wir in der Früh im Radio einen Bericht um eine eventuell bevorstehende Euro-Krise, da sehen wir in der Straßenbahn die Nachricht über eine erwartete Preiserhöhung bei den Milchprodukten, dann lesen wir auf dem Display eine Warnung vor zu viel Regen, in der Pause erzählt uns die Kollegin von angeblichen Gesprächen bezüglich Kündigungen im Betrieb, auf Instagram sehen wir, wie jemand bereits zum fünften Mal in diesem Jahr einen Strandurlaub macht.

 

Wir sehen also – den ganzen Tag werden wir mit Nachrichten, mit Informationen überflutet: wir erfahren etwas, dass vielleicht eintreten könnte, wozu es aber noch keine Gewissheit gibt, etwas, das uns ohnehin nicht betrifft, etwas, das uns nicht interessiert. Wenn wir jetzt auch hier unsere drei Fragen anwenden:

  • Ist es wahr? – Wenn die Nachricht von etwas handelt, das eventuell in der Zukunft eintritt, ist der Wahrheitsgehalt noch nicht gegeben, es ist noch nicht erwiesen, ob diese Aussage wahr oder falsch ist. Wenn wir einen Post auf den sozialen Medien sehen, wenn wir irgendwelche Meldungen hören, dann haben wir meist keine Möglichkeit, wirklich die Wahrheit herauszufinden.
  • Ist es notwendig? – Es ist also noch nicht geklärt, ob dies auf uns zukommt oder nicht, ob dies wahr ist oder nicht. Daher ist es zu diesem Zeitpunkt für uns meist auch noch unwesentlich, diese Information zu erhalten.
  • Ist es freundlich? – Warnungen vor eventuellen Krisen oder ähnlichem, Schlagzeilen in den Nachrichten sind doch niemals freundlich, sondern sie führen eher zu Angst und Panik, zu Sorgen über etwas, von dem wir vielleicht noch nicht wissen, ob es uns betrifft.

 

Winter - Schnee

Wenn wir uns täglich mit vielen dieser Probleme, dieser Mitteilungen belasten und sei es auch nur durch kurzes Hinhören, durch kurzes Nachdenken, so verschenken wir damit kostbare Lebenszeit, Zeit, die wir uns durch unnötige Berichte, eventuell sogar durch Fake-News verderben lassen.

Wenn eine Aussage weder wahr ist noch notwendig ist noch gut ist, dann vergessen wir sie am besten und belasten damit weder uns selbst noch andere damit.

Hier könnten wir vielleicht zu unserem eigenen Wohlergehen auch den Konsum von bestimmen Medien einschränken, alles Wichtige, alles, was uns betrifft, erfahren wir doch trotzdem, dazu müssen wir nicht täglich eine Vielzahl an Aussagen konsumieren. Vor allem, da diese Nachrichten doch oftmals nur eventuelles Unheil ankündigen, vor Prahlerei strotzen oder einfach Übertriebenes beschreiben – dies kann einerseits bewusst erfolgen, um vielleicht eine bestimmte Stimmung unter Menschen zu erzeugen oder auch um sein Selbstwertgefühl vermeintlich zu stärken wie „Seht euch doch an, was ich mir wieder Tolles gekauft habe“, „Schaut, was ich mir alles leisten kann“, Staunt, was ich alles erlebe“.

 

Jetzt bin aber ganz gespannt auf deine Meinung, auf deine Ansichten und freue mich schon auf deinen Kommentar.