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Falschmeldung und Fake News – was soll ich glauben?

FakeNews-Wonderfulfifty

Bei dem herrlichen Wetter in der letzten Zeit, bei der wunderbaren Sommerstimmung würde ich jetzt normalerweise auf dieser Welle weiterschwimmen und euch von den tollen Möglichkeiten, die uns der Sommer bietet, von den schönen Dingen, die wir erleben und erfahren können, berichten, aber jetzt hat sich doch ein anderer, wahrscheinlich nicht ganz so schöner Beitrag dazwischen geschummelt.

Meine Nachbarin machte mich unlängst auf einen Bericht in der Regionalzeitung aufmerksam – kurz zusammengefasst stand hier Folgendes: bei einer Wohnhausanlage ein paar Straßen weiter wurde die Fassade ohne vorher bewilligtes Ansuchen erneuert und ein derartiges Vorgehen muss von der Behörde unbedingt unterbunden und geahndet werden.

Ok – etwas verwundert blickte ich nach dem Lesen dieses Artikels meine Nachbarin an und auch sie zuckte nur mit den Schultern. Was hatten diese Zeilen zu bedeuten? Wer hatte diesen Text geschrieben? Ein paar Schritte in die betroffene Straße und es bot sich uns ein Bild, wie wir es seit eh und je kennen. An der Fassade des Hauses hat sich in den letzten Jahrzehnten gar nichts, ja wirklich überhaupt gar nichts verändert und jeder, der auch nur einen Blick auf dieses Haus wirft, erkennt eindeutig, dass diese Fassade nicht neu ist.

Eigentlich kann ich mir jetzt denken: dieser Vorfall betrifft mich nicht, er geht mich nichts an, es ist doch nichts passiert. Dennoch geht mir dieser Beitrag aus der Zeitung nicht wirklich aus dem Kopf und es kreisen immer wieder die Gedanken: Was soll also dieser Artikel in der Zeitung, was sollen diese Anschuldigungen sowohl gegen den Besitzer als auch indirekt gegen die Behörde?

 

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Es ist mir schon klar, dass nicht alles, was in den Zeitungen geschrieben steht, was in den Nachrichten verkündet wird, immer vollkommen der Wahrheit entspricht, dass nur Tatsachen dargestellt werden.

Aber dennoch hat es mich schockiert und vor allem nachdenklich gestimmt, dass hier etwas offensichtlich Unwahres abgedruckt ist, etwas, das nicht etwas verfälscht oder aufgebauscht, etwas abgewandelt oder vielleicht übertrieben dargestellt wird, sondern etwas, das schlicht und ergreifend falsch ist. Es sind dabei in diesem Fall keine Hintergrundinformationen erforderlich, um die Wahrheit festzustellen, keine großen Recherchearbeiten müssen zur genauen Abklärung durchgeführt werden – einfach davorstehen und einen Blick auf das Gebäude draufwerfen, nur mal das Haus optisch betrachten und es ist für jeden ersichtlich, dass diese Zeilen nicht den Tatsachen entsprechen können.

 

Irrtümliche Ermittlung

Ja, es ist natürlich möglich, dass durch eine kleine Unachtsamkeit, durch ein Missverständnis oder durch etwas ungenaue Angaben eine Falschmeldung entstehen kann. Der Name ist nicht korrekt geschrieben und verweist damit vielleicht auch auf eine andere Person, das Alter wurde um 20 Jahre verschoben definiert, der Ort wurde in ein anderes Bundesland verlegt – derartige verfälschte Angaben sind lästig und unangenehm.

Sie sollten zwar bei exaktem Vorgehen nicht passieren – hier liegt die Betonung auf „sollten“, denn überall wo Menschen arbeiten, können Fehler passieren, kann mal etwas übersehen werden. Doch diese Falschmeldungen sind nicht bewusst erstellt worden, es liegt ihnen keine böswillige Verfälschung, keine böse Absicht zugrunde.

 

Dramatik erzeugen

Ich verstehe auch, dass Zeitungen Auflagezahlen benötigen, dass eine bestimmte Anzahl an Lesern erforderlich ist, um kostendeckend arbeiten zu können. Um Aufmerksamkeit zu erregen, um Benutzer anzulocken, sind schlagkräftige Schlagzeilen immer mal wieder erforderlich – Schlagzeilen, die etwa das tatsächlich Geschehene etwas aufbauschen, etwas dramatischer darstellen, wobei dann etwa die leicht verletzte Person im Bericht schließlich um ihr Leben kämpfte, wobei ein Fahrer in letzter Sekunde aus dem brennenden Wagen gerettet wurde, obwohl der Wagen erst nach der Befreiung zu brennen begonnen hat.

Auch wenn es sich hier um keine direkte Falschmeldung handelt, wenn hier ein tatsächliches Geschehen „nur“ übertrieben dargestellt wird, sollte meines Erachtens trotzdem eine bestimmte Grenze nicht überschritten werden und ein Faktenbericht nicht mit erfundenen Teilen aufgemotzt werden.

 

Unterschiedliche Wahrnehmung

Es ist sicherlich auch so, dass je nachdem, wie ein Bericht gestaltet wird, das gleiche Ereignis ganz anders wirken kann oder eine ganze andere Message vermittelt wird. Wir haben doch sicher schon mal erlebt, wie uns zwei Menschen vom gleichen Erlebnis erzählt haben und dies dann aufgrund ihrer Darstellung bei uns einen ganz unterschiedlichen Eindruck hinterlassen hat: „Unsere Mannschaft war einfach zu defensiv, sie hat einfach keinen optimalen Ballwechsel geschafft“ – „Die Anderen haben total unfair gekämpft und der Schiedsrichter war auch auf ihrer Seite – da hatten wir doch keine Chance“ oder „Diese Nachspeise schmeckt mir überhaupt nicht – nur Zucker und Fett pur, einfach grässlich“ – „Oh, wie lecker ist das denn; davon könnte ich nie genug bekommen.“

Dies ist für mich eigentlich nicht wirklich tragisch, zwar nicht immer ganz verständlich, aber da die Menschen unterschiedlich sind, unterschiedliche Denkweisen haben, einen anderen Zugang zu den Dingen haben, nehmen sie auch Geschehnisse anders wahr. Hier wird einfach der subjektive Eindruck beschrieben und nichts Offensichtliches falsch dargestellt.

So passiert es dann natürlich auch hin und wieder, dass wir über das gleiche Ereignis in zwei Zeitungen eine total unterschiedliche Beschreibung erhalten, die sich zwar in den Grundpunkten decken, aber deren Ausführungen keinerlei Übereinstimmung beinhalten.

 

Schaden durch Falschmeldung

Wenn wir in der Zeitung über ein falsches Verhalten eines Menschen, einer Organisation lesen, wenn wir über ein nicht vorschriftsgemäßes Vorgehen in einem Bericht erfahren, dann nehmen wir das meist doch als gegeben hin.

Die wenigsten hinterfragen doch eine Beschreibung, jeder nimmt zur Kenntnis, dass hier jemand falsch gehandelt hat, auch wenn dies überhaupt nicht den Tatsachen entspricht. „Aha, so macht er das einfach – er setzt sich über die Regeln hinweg“, „Dieses Verhalten hätte ich von ihm nicht erwartet“, „Wenn es in der Zeitung geschrieben steht, dann wird schon etwas Wahres dran sein“, so wird doch von vielen Menschen ein Zeitungsartikel behandelt.

Seien wir doch ehrlich, wenn dann eventuell auch ein Widerruf in der Zeitung abgedruckt wird, wenn die Falschmeldung schließlich korrigiert wird, dann lesen dies doch die wenigsten, wird dies von den wenigsten zur Kenntnis genommen und irgendwie bleibt doch bei vielen trotz allem ein kleiner Zweifel, ob an dem ursprünglichen Bericht nicht doch ein Körnchen Wahrheit verborgen ist und der Betroffene doch vielleicht nicht wirklich einwandfrei gehandelt hat.

 

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Ich denke, dies ist auch ganz einfach zu beobachten, wenn ein manchen Tagen ganz bewusst erfundene Artikel geschaltet werden. Wenn etwa im Fasching oder am 1. April Scherzbeiträge veröffentlicht werden, dann gibt es doch immer wieder Menschen, die diesen Beiträgen Glauben schenken und sie für eine wahrheitsgetreue Darstellung halten, so abstrus und weit hergeholt sie auch manchmal klingen.

 

Glaubwürdige Nachrichten

Um jetzt aber wieder zu dem aktuellen Fall zurückzukehren – da schwirren mir noch immer viele Fragen durch den Kopf: Was versprechen sich Menschen davon, eine bewusste Falschmeldung zu schalten? Warum wird so etwas gemacht? Warum drucken Zeitungen dies einfach ab? Wieviel Glauben kann man den Medien dann überhaupt noch schenken?

Ich bleibe auf jeden Fall nach diesem Bericht mit einem gewissen Unbehagen zurück – wenn sogar eine kleine Regionalzeitung komplett falsche Berichte druckt, die für jeden doch durch einen kurzen Lokalaugenschein zu widerlegen sind, wie schlimm ist es dann erst in anderen Dimensionen oder natürlich online.

Vielfach haben wir ja gar keine Möglichkeit, den tatsächlichen Wahrheitsgehalt einer Nachricht zu überprüfen – wir können entweder dem Geschriebenen Glauben schenken oder uns einfach davon distanzieren, ohne zu wissen, was jetzt stimmt und was nicht.

Mittlerweile können ja auch Bilder und sogar Videos entsprechend bearbeitet und verfälscht werden, dass auch daraus nicht eine unmittelbare Bestätigung eines Ereignisses gegeben ist; auch wenn auf einem Foto eindeutig eine Begebenheit dargestellt ist, muss diese mit dem Vorfall gar nichts zu tun haben und kann nur einfach dafür verwendet worden sein. Oder ein tatsächliches Foto ist manipuliert und verändert worden, sodass sich das gesamte Ereignis aus einem ganz anderen Blickwinkel darstellt und ganz andere Inhalte vermittelt.

Trotzdem haben wir zumindest bei der Vielfalt der Meldungen, die online gerne auf uns einfluten, die Möglichkeit, diese entweder gar nicht zu beachten und uns nicht mit ihnen zu befassen, oder doch, bevor wir ihnen Glauben schenken, einige kurze Prüfungen durchzuführen:

  • Überschrift: Ist die Headline besonders reißerisch und übertrieben ausgeführt?
  • Urheber: Gibt es überhaupt genaue Angaben zum Autor, ein entsprechendes Impressum?
  • Nachweise: Gibt es korrekte Hinweise auf verwendete Quellen? Können die Quellen überprüft werden?
  • Inhalt: Wird der Content einer Nachricht auch von anderen Medien, von anderen Zeitungen, von bekannten Magazinen aufgegriffen?
  • Bilder: Was ergibt eine erste Prüfung der Fotos durch die Bildsuche auf Google?

 

FakeNews-Wonderfulfifty

 

Ich bin ja ohnehin kein Mensch, der die Nachrichten regelmäßig verfolgt, der sich ständig über die meist negativen Neuigkeiten informiert. Im Gegenteil, alles Wesentliche erfahre ich auch, ohne mich über die Printmedien oder auch Online immer up-to-date zu halten und alles nicht Wesentliche ist ohnehin für mich nicht wichtig und ich erspare mir damit sicherlich auch manche Falschmeldung. Hier gehe ich gerne nach dem Prinzip „Weniger ist mehr“ vor.

Dennoch bleibt bei mir nach diesem Erlebnis ein etwas bitterer Geschmack zurück, zumal dies nicht der erste derartige Bericht ist, der so eindeutig widerlegt werden kann, zumal ich schon einige Male die Erfahrung gemacht habe, dass ein Bericht so gestaltet war, dass er eindeutig eine Falschaussage enthalten hat und diese Falschmeldung entweder sofort, durch kurze Rücksprache mit entsprechenden Personen oder durch kleine Nachprüfungen festgestellt werden konnte.

 

Jetzt interessiert mich natürlich total deine Meinung zu Falschmeldungen und ich bin ganz gespannt auf deine Ansicht:

Hast du auch schon derartige Erfahrungen gemacht, dass Berichte in den Medien so eindeutig widerlegt werden können? Wie gehst du mit den Nachrichten in den Printmedien und online um – wie erkennst du Falschmeldungen? Oder bist du eventuell im Medienbereich tätig und siehst dieses Thema von der anderen Seite?

Ich freue mich schon sehr auf deine Antwort.