Gedankenplauderei

Aller Dinge sind drei – es kann nicht schlimmer werden!

Schicksal-Wonderfulfifty

Ihr kennt doch auch sicher diese Tage, da stehen wir quasi schon mit dem falschen Fuß auf und stolpern von einem Missgeschick zum nächsten. Das beginnt bereits im Bad, wo wir den klirrend kalten Wasserstrahl anstatt des wohligen Schauers erwischen, vor lauter Schreck stoßen wir uns gleich auch noch die kleine Zehe an der Kante. Weiter geht es, indem wir uns beim Frühstück mit einem Krümel des Schokocroissants das weiße Oberteil beschmutzen. Also nochmal zum Umziehen, dabei landet etwas Make-up auf dem neuen Kleidungsstück, wir übersehen beim Verlassen des Hauses eine Stufe und schließlich fährt uns die S-Bahn vor der Nase davon, und das, obwohl wir gleich bei Arbeitsbeginn eine wichtige Besprechung haben. Wir können sagen, der Tag läuft. Das sind zwar im Endeffekt keine wirklich tragischen Ereignisse, sondern nur unangenehm, vielleicht eher lästig oder etwas schmerzhaft und in vielen Fällen können wir bald darüber lachen und erinnern uns bei späteren Erzählungen lächelnd an diesen Pannentag.

Distel-Wonderfulfifty

So ähnlich, aber doch insgesamt etwas schlimmer fühle ich mich jetzt schon seit ein paar Monaten und um es gleich mal vorweg zu nehmen: das hat in meinem Fall absolut nichts mit dem Thema, das heuer allgegenwärtig ist, ständig um uns schwirrt und uns mit allen möglichen Vorgaben beglückt, oder vielleicht mit dem etwas durchwachsenen Sommer und den noch fehlenden Sonnenstunden zu tun. Sondern das Leben mit seinen Hochs und Tiefs bietet mir hier eine gesamte Palette an – es scheint, als wenn mich heuer alles gepackt in Summe überfällt. Nach den ersten Ereignissen kommt mir dieses Sprichwort „Aller Dinge sind drei“ in den Sinn – ja, genauso wird es sein, nach drei von diesen Dingen wird Schluss sein. Ich habe diese Aussage dazu eigenmächtig für mich etwas abgewandelt, denn eigentlich heißt es ja „Aller guten Dinge sind drei“, aber von gut kann ich hier wohl gerade nicht wirklich sprechen.

Kleiner Exkurs: Das Sprichwort stammt von den Germanen und das Ding oder besser das Thing war das Gericht – ein Angeklagter musste dreimal vor das Gericht geladen werden, ehe er bei Nichterscheinen in Abwesenheit verurteilt werden konnte.

Also jetzt mal nicht sudern, sondern die Ärmel hochkrempeln, lächeln und diese unangenehmen Punkte in Angriff nehmen. Da kommt bei mir auch schon eine weitere Aussage ins Spiel, nämlich eine von Otto Waalkes: „Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen! Und ich lächelte und war froh – und es kam schlimmer.“ Das reicht jetzt von schweren Krankheitsfällen in der Familie, vom umfassenden Wasserschaden, von Unfällen bis zu Missgeschicken anderer, die aber Fahrerflucht begehen und nicht zur Schadensbehebung beitragen, und so weiteren quasi Kleinigkeiten wie Unwetterschäden, defekten Geräten, ausfallendem Internet.

Ähnlich wie bei Corona sind wir natürlich jetzt auch in der Situation und fragen uns: war’s das oder kommt da noch was und vor allem was erwartet uns noch? Wir wissen sowohl bei Corona nicht, wie es mit den steigenden Zahlen weitergeht, welche Maßnahmen noch auf uns zukommen, wie lange wir in diesem Zustand noch bleiben, wann sich etwas ändert oder ob uns Manches vielleicht auch für immer erhalten bleibt. Genauso wissen wir nicht, ob diese Kette an unangenehmen Ereignissen jetzt abgeschlossen ist oder ob hinter der nächsten Tür noch was wartet. Doch dies ist jetzt mal so und wir müssen irgendwie damit umgehen, denn den Kopf in den Sand stecken mag zwar praktisch klingen, bringt uns vielleicht für einen kurzen Moment weiter, aber unsere Probleme sind nicht gelöst.

Wie können wir also damit umgehen?

 

Selbstmitgefühl

Die erste und wohl auch verständliche Reaktion in solchen Situationen ist wohl meistens, dass wir uns mit Fragen quälen: warum muss das gerade mir passieren? Was kann ich dafür? Warum ist das Leben so unfair zu mir? Warum ziehe ich alles Schlimme an? Wir fühlen uns ungerecht behandelt und wollen am liebsten irgendjemandem die Schuld zuschreiben und wenn es der Mond ist, der gerade als volle Kugel vom Himmel lacht oder die Amsel, die den richtigen Ton bei ihrem Morgenlied nicht getroffen hat oder das erste bunte Blatt, das vom Baum fällt und uns den kommenden Herbst ankündigt. Also wäre es wohl am besten, uns mit etwas Seelennahrung die Decke über den Kopf zu ziehen, die Welt mit ihren unangenehmen Dingen einfach aus unserem Leben auszuschließen und zu warten, bis alles vorbei ist und sich von selbst für uns geregelt hat. Aber da das nicht funktioniert, müssen wir uns selbst um Lösungen in welcher Form auch immer für die Situation bemühen.

Blüte-Wonderfulfifty

Wir sollen uns dabei das Leiden und eventuell auch die Wut, unseren Gram über die Erlebnisse nicht unbedingt total verbieten und zu verdrängen versuchen, es sind doch absolut verständliche Gefühle in dieser Situation und wenn wir ihnen keinen Raum geben und wenn wir sie nicht zulassen, dann kann dies sehr wohl auch zu körperlichen Auswirkungen führen, zu vielleicht undefinierbaren Schmerzen, die eigentlich nur das Ventil für diese Belastung und diese Abwehrhaltung sind.

Natürlich hat es keinen Sinn, sich nur in Trübsal zu ergehen, sondern es liegt an uns, was wir jetzt aus der Tatsache machen, die wir vor uns haben und wenn wir es vom Schicksal auch noch so gemein finden, wenn wir uns absolut ungerecht behandelt fühlen, dann müssen wir doch selbst aktiv werden und uns der Dinge annehmen. Als kleiner Denkanstoß dient vielleicht die Tatsache, wie wir unsere Freundin in einer derartigen Situation begleiten und vielleicht auch trösten würden. Was würden wir zu ihr sagen? Wie würden wir sie wieder motivieren? Das funktioniert auch für uns selbst, indem wir die ursprünglichen trüben Gedanken etwas umformen: aus „Warum muss das alles mir passieren?“ wird dann eben „Es ist nicht einfach, was mir gerade alles widerfährt“. Aus der Anklage und den Vorwürfen wird Akzeptanz – ich akzeptiere, was mir hier passiert und löse mich dabei aus der Opferrolle und kann dann auch wieder aktiv werden.

 

Vergleiche

Wir werden vor Vergleichen im Allgemeinen immer gewarnt, da diese doch anscheinend nur Unzufriedenheit hervorrufen und zu Selbstzweifeln führen. Das mag natürlich in vielen Fällen stimmen, aber es kommt doch schließlich dabei auch sehr wohl auf die Situation, die wir zum Vergleich heranziehen, oder eben auf die Person, mit der wir uns vergleichen, an. Wenn wir nun in einer Situation alles Grau in Grau sehen, wenn wir das Gefühl haben, dass sich die schlimmen Umstände auf uns eingeschworen haben, dann kann es uns trotzdem helfen, mal einen Vergleich zu ziehen – vielleicht mit ähnlichen Situationen, die für andere Menschen schwärzer verlaufen sind, mit Menschen, denen noch unangenehmere Erlebnisse widerfahren sind.

Hier ist natürlich keine Schadensfreude gemeint, aber diese Betrachtungsweise relativiert doch unsere eigene Situation: um hier vielleicht die häufigen Unwetter in den letzten Monaten aufzugreifen – wir ärgern uns etwa über das Hochwasser im Kellerabteil und jammern wegen der beschädigten Teile, wohingegen bei unserem Kollegen die Wassermassen und vor allem auch die Schlammmasssen in den Wohnbereich eingedrungen sind. Wenn wir also das Gefühl haben, es geht bei uns Schlag auf Schlag mit unnötigen und verzichtbaren Ereignissen, dann machen dir doch mal einen Blick auf die anderen Menschen – sie haben es vielleicht in dieser einen besonderen Situation besser, aber in anderen Fällen möchten wir doch sicher auch nicht mit ihnen tauschen.

Durch diese Vergleiche verändert sich zwar unsere persönliche Situation nicht wirklich, wir haben immer noch die Anforderungen am Hals, aber sie haben vielleicht nicht mehr dieses Gewicht, wir bewerten sie anders und sie erscheinen uns vielleicht nicht mehr so gewaltig, wenn wir sie mit anderen vergleichen.

 

Worst-Case

Distel-Wonderfulfifty

Ein weiterer Aspekt ist die Überlegung eines Worst-Case-Szenarios – wir sind in einer unangenehmen Situation und überlegen uns mal, was das Schlimmste sein könnte, das uns passiert. Um gleich mal beim ersten Beispiel zu bleiben – wir haben mit kleschkaltem Wasser geduscht, wie wir in Österreich sagen. OK, das ist nicht angenehm, das hat uns erschreckt und vielleicht auch als positiven Nebeneffekt so richtig aus dem Traumland in den Tag geholt. Aber es wäre doch noch schlimmer und unangenehmer, wenn es ein Wasserleitungsgebrechen gibt und wir überhaupt kein Wasser für die Dusche zur Verfügung haben und schon sieht unser Problem nicht mehr so schlimm aus.

Oder wenn wir krank sind, vielleicht sogar schwer krank sind, dann ist das betrüblich, dann ist das schmerzhaft, dann hat dies vielleicht unangenehme Untersuchungen oder auch Operationen zur Folge. Aber noch schlimmer wäre es doch, wenn wir in Österreich keine so gute Krankenversorgung hätten, wenn wir nicht operiert werden könnten oder wenn uns keine Schmerzmittel zur Verfügung stünden.

Mit diesem Vorgehen nehmen wir der Situation wieder etwas den Schrecken – wir müssen erleben, dass etwas in unserem Leben nicht nach Plan verläuft und nicht unserer Vorstellungen gerecht wird, aber wir sehen auch, die Abweichung hätte noch schlimmer sein können, es hätte noch weitaus unangenehmere Folgen für uns haben können.

 

Positiv denken

Blüte-Wonderfulfifty

Hier werden sicherlich einige gleich mal abwehrend reagieren: Wie soll ich denn positiv denken, wenn ich gerade so viel Schmarrn am Hals habe? Was soll ich denn daran bloß Positives entdecken? Was bringt das denn? Diese Gedanken sind natürlich und verständlich und an manchen Situationen lässt sich wahrscheinlich schwer etwas Positives entdecken. Durch positives Denken allein verflüchtigen sich unsere Herausforderungen natürlich nicht, es wird dabei die Situation aber auch nicht schöngeredet und in rosa Wölkchen verwandelt.

Wir wollen nicht die Augen vor den offensichtlichen Tatsachen, die nun mal vorhanden sind, verschließen oder sie irgendwie kaschieren, sondern es geht hierbei vielmehr darum, wie wir auf diese Situation zugehen, mit welchen Gedanken wir ihr entgegenkommen, ob wir sie nun als fatalen Schicksalsschlag und als absolut unlösbar sehen oder ob wir sie zwar als Hürde in unserem Leben betrachten, doch dabei als vielleicht auch nur mit großem Aufwand überwindbare Hürden, aber immerhin überwindbar.

Das macht einen großen Unterschied bei den weiteren Schritten und Handlungen und es ist ja auch die Grundaussage, wir gehen nämlich dann mit dem Gedanken daran: Da sind jetzt Probleme, die uns vielleicht etwas ausbremsen, aber machen wir daraus Herausforderungen, die wir annehmen und auf die wir dann aktiv reagieren.

 

Achtsamkeit

Wenn wir also mal das Gefühl haben, da toben sich ein paar Gnome an uns aus, schicken uns Unangenehmes hintereinander und wollen sich dabei an Ideenreichtum übertreffen, dann sind natürlich unsere Gedanken immer mit diesen Herausforderungen beschäftigt – wir denken logischerweise ständig an diese Missgeschicke oder Krisen, wie schlimm sie doch sind oder auch wie wir sie lösen können, was wir machen können. Dabei fühlen wir uns schlecht, vergrämt oder vielleicht auch überfordert und übersehen durch diese Konzentration der Gedanken vielfach total, was uns dennoch Gutes und Schönes in dieser unangenehmen Zeit widerfährt. Wenn wir etwa drei Dinge schaffen, aber eines uns nicht gelingt, dann rückt ansonsten dieses Eine immer vorherrschend in den Vordergrund.

In solchen Momenten ist daher besonders wichtig, mal die Gedankenwelt im Kopf neu zu ordnen und die positiven Augenblicke des Tages bewusst wahrzunehmen. Das müssen keine großartigen Punkte sein, richten wir den Blick dabei doch auch auf die Kleinigkeiten: den köstlichen Kuchen zum Morgentee, die Sonne, die durch die Blätter blinzelt, den freundlichen Postboten, der unsere Buchlieferung bringt, das nette Kompliment der Nachbarin, die liebe Nachricht einer Freundin, ein erfolgreiches Telefonat.

 

Natürlich ist es in diesen Situationen nicht immer einfach, gleich aktiv und positiv zu reagieren, aber schlussendlich lernen wir daraus und machen Erfahrungen – wir wachsen an diesen Erlebnissen, so sehr uns das in dieser Situation auch widerstrebt und nicht vorstellbar erscheint. Doch wir haben es selbst in der Hand, wie wir die Ereignisse in unserem Leben bewerten und wie wir auf sie zugehen. Es wird uns zwar nicht gelingen, jeden Tag zu einem schönen Tag zu machen, aber wir können ihm zumindest die Chance geben, dass es kein schlechter wird.

Doch nun zu dir: Ist es dir auch schon mal so ergangen, dass sich die Missgeschicke und unangenehmen Erlebnisse quasi die Türklinke in die Hand gegeben haben? Wie reagierst du auf solche unerfreulichen Situationen? Wie gehst du mit solchen unangenehmen oder schlimmen Herausforderungen um?
Ich freue mich schon auf deine Erfahrungen und Tipps.